Nutella-Hersteller Warum Ferrero Werbung für Palmöl macht
Hohe Temperaturen werden bei der Raffination von Palmöl eingesetzt, um die natürliche rote Farbe des Öls zu entfernen und seinen Geruch zu neutralisieren. Ferrero nutzt nach eigenen Angaben aber ein Verfahren, dass Temperaturen unter 200 Grad und einen extrem niedrigen Druck kombiniert, um Kontaminationsstoffe zu minimieren. Dieses Verfahren dauert länger und kostet 20 Prozent mehr als das Verfahren mit hohen Temperaturen, wie Ferrero erklärt. Der Anteil an GE werde damit so stark verringert, dass diese kaum mehr nachgewiesen werden könnten.
Auch andere Lebensmittelkonzerne wie Unilever und Nestlé verwenden Palmöl in ihren Produkten, aber kein anderer großer europäischer Nahrungsmittelkonzern fährt so starke Geschütze auf, wenn es darum geht, den Einsatz von Palmöl zu verteidigen. Der Süßwarenhersteller habe „Hunderttausende von Tests“ auf unerwünschte Stoffe bei dem von ihm verwendeten Palmöl und den fertigen Produkten gemacht, so Ferrero.
Die Verteidigungstaktik scheint nicht von ungefähr zu kommen: Im vergangenen Geschäftsjahr bis Ende August 2016 fiel der Umsatz mit Nutella in Italien um rund drei Prozent – in den letzten vier Monaten 2016 zog er wieder um vier Prozent an. Die weltweiten Umsätze mit Nutella blieben von der EFSA-Warnung ungetrübt und legen nach Angaben des Unternehmens um jährlich fünf bis sechs Prozent zu. Insgesamt setzte Ferrero im vergangenen Geschäftsjahr zehn Milliarden Euro um, wozu Nutella zwei Milliarden beitrug.
Ferrero fürchtet aber offenbar nicht nur um Textur und Geschmack seines beliebten Aufstrichs. Palmöl ist in Nutella seit der Erfindung in den 1960er-Jahren enthalten. Seit 2013 wird der Aufstrich nur noch mit Palmöl aus rückverfolgbarer nachhaltiger Produktion hergestellt.
Ein Wechsel zu einem anderen Pflanzenöl könnte die Italiener teuer zu stehen kommen. Denn Palmöl ist bei Preisen von rund 800 Dollar das günstigste Pflanzenöl verglichen mit Sonnenblumenöl, das 845 Dollar die Tonne und Rapsöl, das 920 Dollar die Tonne kostet. Ferrero setzt pro Jahr rund 185.000 Tonnen Palmöl ein, ein Ersatz durch andere Öle könnte das Unternehmen demnach jährlich zwischen acht und 22 Millionen Dollar zusätzlich kosten.
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