Öko-Sportmarke Pyua Unternehmer Stefan Mohr liefert korrekte Klamotten für Greta Thunberg

In Madrid trat die Klimaaktivistin vor Tausenden Zuhörern in einer Jacke von Pyua auf.
Düsseldorf Bevor Greta Thunberg zu ihrer jüngsten Atlantiküberquerung aufbrach, da erhielt sie ein Paket aus München. Der Absender: Stefan Mohr. Der Eigentümer der Öko-Sportmarke Pyua hatte der Klimaaktivistin wärmende Bekleidung geschickt. Zudem informierte sie der Unternehmer über die Nachhaltigkeits-Philosophie des kleinen Labels.
Mit Erfolg: Die Schwedin scheint Gefallen an den Klamotten gefunden zu haben. Nach erfolgreicher Überfahrt von Amerika nach Europa trat sie vor Tausenden Zuhörern in Madrid in einer Jacke von Pyua auf. Für Mohr ein Volltreffer, mehr Aufmerksamkeit geht nicht. Denn die Marke liegt zwar im Trend. Die Shirts und Jacken bestehen komplett aus wiederverwerteten und wiederverwertbaren Materialien. Aber Pyua schreibt tiefrote Zahlen.
Ob sich das mit Thunberg nun ändert? Als Mohr das Bild der Schülerin mit seiner Marke sah, schickte er jedenfalls umgehend eine E-Mail an alle seine Händler.
Ungewöhnliche Wege zu gehen ist für Mohr selbstverständlich. Das zeigt sich an seiner jüngsten Akquisition: Der Münchener hat gerade das Freeride-Filmfestival gekauft. Mit der Veranstaltungsreihe will er seinen beiden Sportmarken eine möglichst große Bühne bieten. Denn ihm gehört auch ABS, der Pionier bei den Lawinenairbags für Skitouren-Fans.
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„Es wäre zu kurz gesprungen, nur Produkte zu verkaufen“, erläutert der Chef und Gesellschafter von Spin Capital seine Strategie. In der Münchener Beteiligungsgesellschaft hat Mohr die Firmen gebündelt. Vielmehr will er ein Lebensgefühl vermitteln, das letztlich zum Einkauf verführt. Das wiederum lasse sich am besten über spektakuläre Bilder des Sport-Filmfestivals erzeugen, so das Kalkül des ehemaligen Unternehmensberaters: „Damit bekommen wir die optimale Marketing-Power für unsere Marken.“
Neue Produkte
Den Rucksackhersteller ABS hat der 51-Jährige bereits 2017 übernommen. Die Sportbekleidungsmarke Pyua erwarb er im darauffolgenden Jahr. Die Produkte sind völlig unterschiedlich. Was die Firmen eint: Sie schreiben Verluste und haben enormen Restrukturierungsbedarf.
Bei ABS hat der gebürtige Passauer die Produktpalette bereits komplett erneuert. Zur Sportmesse Ispo Ende Januar in München will er die Kollektion den Händlern vorstellen. Wenn die Ladenbesitzer wie erwartet ordern, finden sich die Rucksäcke nächsten Winter in den Geschäften. „2021 muss ABS einen deutlichen Sprung machen“, meint Mohr.
Bei Pyua fängt er gerade mit dem Umbau an. Ganz oben auf der Agenda: günstigere Einstiegsmodelle. 240 Euro müssen die Konsumenten momentan für die billigste Skijacke hinlegen, die teuerste Variante kostet 600 Euro – zu viel für viele junge Trendsetter. Zudem will er den eigenen E-Commerce stärken, denn der ist besonders margenstark.
In der Sportbranche genießt der Maschinenbauingenieur einen guten Ruf. „Es ist unglaublich, wie schnell aus einer verschlafenen Marke wie ABS ein neupositionierter Juwel wurde“, meint Stefan Herzog, Generalsekretär des Verbands Deutscher Sportfachhandel. Mit Pyua habe Mohr einen Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit erworben. Und das Freeride-Filmfestival sei eine Event-Serie, „die auf seine Zielgruppe bestens passt“, so der Ex-Chef des Filialisten Sport Scheck.
Detaillierte Zahlen zu seinen Firmen hält Mohr unter Verschluss. Nur so viel: Beide Sportlabels würden deutlich weniger als zehn Millionen Euro Umsatz erzielen. Das Ziel sei, binnen drei Jahren auf jeweils 15 Millionen zu kommen. „Es geht natürlich bei beiden Marken jetzt darum, die Basis für nachhaltig profitables Wachstum zu schaffen“, erläutert der sportliche Manager, der mit dem Kauf von ABS die Skitouren für sich entdeckt hat.
Sein wichtigster Star war bislang Felix Neureuther, der für ABS wirbt. Der Ex-Skirennläufer ist auch an Spin Capital beteiligt. Bei Pyua ist es Greta Thunberg, die für Aufsehen sorgen könnte – das aber ganz ohne Vertrag.
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