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ÖPNV Nahverkehr droht ein Defizit von bis zu sieben Milliarden Euro

Dem öffentlichen Personennahverkehr geht das Geld aus. Verkehrsbetriebe erwarten einen „Rettungsschirm für Bus und Bahn“, um Verbindungen aufrechtzuerhalten.
23.04.2020 - 12:00 Uhr 1 Kommentar
Busse und Bahnen fahren seit Wochen weitgehend leer durch die Gegend. Quelle: dpa
Mitarbeiter reinigt den Fahrgastbereich eines BVG-Busses in Berlin

Busse und Bahnen fahren seit Wochen weitgehend leer durch die Gegend.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Die Verkehrsunternehmen der Städte und auf dem Land schlagen Alarm. Busse und Bahnen fahren seit Wochen weitgehend leer durch die Gegend, der Einnahmeausfall geht in die Milliarden. Auf dem Land fehlen nach Angaben des Branchenverbandes VDV 90 Prozent der Fahrgäste, in den Städten 60 bis 80 Prozent.

„Eine nie dagewesene Situation für die Branche“, sagte VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff. „Gleichzeitig sind wir als systemrelevante und öffentliche Mobilitätsanbieter aufgefordert, ein Grundangebot und die Daseinsvorsorge für die Bevölkerung aufrechtzuerhalten.“

Die meisten kommunalen Verkehrsbetriebe fahren aber derzeit etwa 75 Prozent ihres regulären Angebots, weil die Politik das auch so will. Auf Dauer sei das nicht durchzuhalten, sagt Wolff. Denn die Unternehmen hätten keine Rücklagen.

Der Verband hat gemeinsam mit den Unternehmen durchgerechnet, wie groß das Defizit für die Branche werden könnte. Für März und April beziffert der VDV den Ausfall auf monatlich jeweils eine Milliarde Euro. Sollte der öffentliche Nahverkehr nach den Sommerferien langsam wieder in Gang kommen, würden sich die Ausfälle auf etwa fünf Milliarden Euro summieren.

Dauert der Shutdown bis Ende Mai, wodurch auch Abokunden verloren gingen, ergebe sich ein Fehlbetrag von bis zu sieben Milliarden Euro bis zum Jahresende, heißt es. Wenn Busse und Bahnen, die normalerweise jährlich elf Milliarden Fahrgäste im Nahverkehr befördern, die Daseinsvorsorge aufrechterhalten sollen, so der Verband, müsse es einen „Rettungsschirm für Bus und Bahn“ geben.

Verband schlägt Finanzierungskonzept vor

„Sonst müsste angesichts der fehlenden Gelder das Bus- und Bahnangebot bald gekürzt werden, obwohl wir angesichts der kommenden Schul- und Geschäftsöffnungen wieder mehr fahren müssen“, warnt VDV-Hauptgeschäftsführer Wolff.

Die Unternehmen erwarten eine Aufstockung bereits existierender staatlicher Zuschüsse. Der Personennahverkehr muss ohnehin subventioniert werden, weil er nicht profitabel zu fahren ist.

Der VDV schlägt ein Finanzierungskonzept vor, das auch den Beihilferichtlinien der EU-Kommission standhält. Danach sollen die monatlichen Fahrgeldeinnahmen des Jahres 2019 als Messlatte für das Hilfspaket genommen werden – abzüglich wegfallender Kosten, weil beispielsweise Buslinien ganz eingestellt wurden.

Mehr: Kommunen halten Gratis-Nahverkehr für nicht finanzierbar.

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1 Kommentar zu "ÖPNV: Nahverkehr droht ein Defizit von bis zu sieben Milliarden Euro"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Ich nutze seit fast 30 Jahren den ÖPNV als Pendler, spreche also hoffentlich nicht als Blinder vom Licht. Die Aussagen des Verbands sind m.E. purer Lobbyismus. Wenn in dem Bus, der mich um 5.50 zur nächsten Kleinstadt bringt, 90% der Fahrgäste fehlen würden, dann müssten bei Normalbetrieb viele Fahrgäste hinter dem Bus herlaufen. Wenn in der S-Bahn, bei der ohnehin gleich am Anfang jede Menge Verbindungen gestrichen wurden, 80% fehlen würden, dann müssten bei Normalbetrieb die Leute auch auf dem Dach mitfahren, was bei einer elektrifizierten Strecke potentiell gesundheitsschädlich ist. In der Großstadt nimmt der Betrieb wieder sehr merklich zu, der Fahrplan ist aber unverändert ein Wochenendfahrplan. Man verordnet uns Mundschutzpflicht im ÖPNV, weil dort die Abstandsregeln nicht einzuhalten sind. Vielleicht sollte man erst einmal wieder den Normalfahrplan einführen, dann könnte sich die Problematik entspannen.

    Zu den vorgeblichen Einnahmeausfällen: Sowohl morgens früh als auch nachmittags erlebe ich bei Fahrausweiskontrollen stets, dass die überwältigende Mehrzahl der Fahrgäste Zeitkarteninhaber sind. Die bezahlen ohnehin jeden Monat. Die allerwenigsten können so oft im Homeoffice arbeiten, dass sich der Erwerb der Zeitkarten erübrigen würde. Eine ganz andere und bisher völlig unbesprochene Problematik besteht darin, dass die Zeitkarteninhaber jeden Monat das gleiche sehr hohe Entgelt zahlen, aber z.B. die Bahn in NRW schon zum frühestmöglichen Zeitpunkt den Fahrplan auf Sonntagsbetrieb umgestellt hat, um ihn dann wenige Tage später noch einmal drastisch zu reduzieren. Über Preissenkungen während der Zeit reduzierten Angebots wurde bisher noch nichts bekannt.

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