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Online-Autohandel Umsatzrückgang nach Börsengang: Auto1 setzt weiter voll auf Expansion

Der Online-Autohändler leidet unter den Folgen der Pandemie. Doch das Privatkundengeschäft von Auto1 legte zuletzt zu – und auch der Verlust fällt geringer aus.
24.03.2021 Update: 24.03.2021 - 11:59 Uhr Kommentieren
Der Mitgründer der Onlineplattform für Gebrauchtfahrzeuge will das Geschäft mit Endkunden kräftig ausbauen. Quelle: Auto1
Auto1-CEO Christian Bertermann

Der Mitgründer der Onlineplattform für Gebrauchtfahrzeuge will das Geschäft mit Endkunden kräftig ausbauen.

(Foto: Auto1)

Düsseldorf, Frankfurt Kurz nach einem Börsengang einen Umsatzrückgang bekannt geben zu müssen ist unangenehm. Börsenneuling Auto1 Group musste genau das am Mittwochmorgen tun. In Zeiten der Pandemie gaben die Erlöse der Onlineplattform für Gebrauchtwagen im Geschäftsjahr 2020 um rund 18 Prozent nach. Sie betragen 2,83 Milliarden. Allerdings kehrte sich die Tendenz im vierten Quartal bereits wieder um. Der Umsatz stieg leicht von 769 auf 779 Millionen Euro.

„Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis in einem besonderen Jahr“, sagte Mitgründer und CEO Christian Bertermann dem Handelsblatt mit Blick auf die vielen unterschiedlichen Lockdowns in Europa. Man habe zeigen können, dass das Geschäftsmodell widerstandsfähig sei.

Auto1 – der Betreiber von „wirkaufendeinauto.de“ – hat im vergangenen Jahr 457.431 Autos vermittelt, nach 616.000 Fahrzeugen im Jahr 2019. Die gute Nachricht: Auf Ergebnisseite gab es trotz der Pandemiefolgen eine positive Entwicklung.

Zwar war das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) mit 15,2 Millionen Euro weiter negativ. Aber ein Jahr zuvor hatte noch ein Minus von 60,4 Millionen Euro in den Büchern gestanden. Zudem habe man im ersten und im dritten Quartal mit einem positiven Ergebnis abschließen können, heißt es in der Mitteilung des Unternehmens. Damals ging es darum zu beweisen, dass das Geschäftsmodell langfristig profitabel sein kann.

Autohero wächst kräftig

Die Investoren wussten, was sie erwartet, als sie dem Unternehmen Anfang Februar die neuen Aktien förmlich aus den Händen rissen. Die beiden Gründer Bertermann und Hakan Koc haben keinen Hehl daraus gemacht, was das vorrangige Ziel des 2012 gegründeten Unternehmens ist: Wachstum, auch wenn das Ergebnis kostet. Dafür wird auch der größte Teil des IPO-Erlöses in Höhe von rund einer Milliarde Euro investiert werden.

Die „Wurzel“ des gerade einmal zehn Jahre alten Unternehmens liegt im Aufkauf gebrauchter Fahrzeuge von Privatpersonen und der Weitervermittlung an Händler. Diese intern „Merchant“ genannte Sparte läuft unter der Marke Auto1.com.

Wachsen will die Gruppe allerdings vor allem in einem zweiten und noch recht neuen Segment: dem Verkauf von Gebrauchtwagen an Privatkunden unter der Marke Autohero. Dafür wirbt das Unternehmen derzeit auf vielen Kanälen mit Bildern gläserner Trucks, die das online ausgesuchte Fahrzeug bis vor die Haustür liefern.

Noch ist die Sparte recht klein, aber sie legt zu. So hat sich die Zahl der über Autohero vermittelten Fahrzeuge im vergangenen Jahr auf 10.153 fast verdoppelt. Für das laufende Jahr geht das Management in der Retail-Sparte davon aus, 32.000 bis 38.000 Fahrzeuge verkaufen zu können. Schon das erste Quartal laufe besser als erwartet, bis zu 7900 Fahrzeuge würden wahrscheinlich an Privatkunden weitergereicht werden können. Im Quartal des Vorjahres waren es lediglich knapp 2400 gewesen.

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Und noch eine andere wichtige Kennzahl zeigt nach oben: die sogenannte Rohertragsmarge – also der Wert, der vom Umsatz nach Abzug der Aufwendungen für Marketing und Material, aber vor Personalkosten übrig bleibt. Sie legte 2020 von 9,9 auf 10,1 Prozent zu. Hier gibt es allerdings große Unterschiede zwischen den beiden Segmenten.

Im Händlergeschäft generierte die Gruppe aus einem Umsatz von rund 2,7 Milliarden Euro einen Rohertrag von 283 Millionen Euro, was einer Marge von 10,5 Prozent entspricht. In der Retailsparte lag der Umsatz bei 133 Millionen Euro. Aus dem Rohertrag von drei Millionen Euro ergibt sich eine Marge von nur rund 2,3 Prozent.

Doch das soll sich ändern. Bertermann peilt im Endkundengeschäft mittelfristig einen Rohertrag pro Fahrzeug von 1000 Euro an. „Wir haben gesagt, dass wir uns in den kommenden drei Jahren diesem Wert annähern wollen“, sagte Bertermann. Aktuell liegt dieser bei etwa 250 Euro. Zwischenziele will er nicht nennen. Das Thema Rohertrag stehe zunächst nicht im Mittelpunkt, sondern das Wachstum mit Autohero.

„Wir planen, in den nächsten drei Jahren rund 200 Millionen Euro in das Marketing für Autohero zu investieren“, so Bertermann.

Auto1 will von der Elektrifizierung profitieren

Die größte Herausforderung des Unternehmens ist, nur die Autos aufzukaufen, die es schnell wieder verkaufen kann, und die Zeit zwischen Ankauf und Verkauf eines Fahrzeugs gering zu halten. Im Geschäft mit den Händlern waren das bis zum Beginn der Pandemie in drei Vierteln aller Fälle maximal sieben Tage, durch Corona wurden es dann mehr.

Mittlerweile nähere man sich aber wieder den sieben Tagen, so Bertermann. Autos, die an Endkunden gehen, bleiben länger stehen, zwischen 80 und 90 Tage. Im Schnitt – also über beide Segmente – lag der Wert im vierten Quartal 2020 bei 23 Tagen.

Diese Zahlen zählen für Bertermann zu den kritischsten Kennziffern. Denn anders als andere Plattformen, über die Nutzer gebrauchte Autos erwerben können, kauft Auto1 die Wagen zunächst selbst und nimmt sie auf die eigene Bilanz. Steht ein Fahrzeug zu lange, drohen Wertverluste und Abschreibungen. Doch Bertermann ist zuversichtlich, dass die Verweildauer der Wagen auch im Retailgeschäft mittelfristig sinken wird.

Profitieren will die Auto1 Group von der stark wachsenden Elektrifizierung der Autos. Das Unternehmen checkt und überholt die Gebrauchtwagen vor einem Weiterverkauf. „Eine Batterie und ein E-Motor sind deutlich einfacher zu prüfen als ein Verbrenner“, sagt Bertermann. Die Händler würden schon jetzt fleißig E-Autos von Auto1 kaufen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Umweltmaßnahmen wie Dieselfahrverbote für Auto1 ein Geschäftsrisiko sind, weil sie den Absatzmarkt für einen Teil der Gebrauchtwagen verkleinern.

Auto1-Aktie seit dem Börsengang deutlich gestiegen

Für 2021 prognostiziert das Management einen Umsatz von 3,8 bis 4,2 Milliarden Euro und einen Bruttogewinn von 360 bis 410 Millionen Euro. Weil aber weiterhin viel in die Expansion investiert wird, ist die Erwartung auf Ergebnisseite etwas bescheidener. Die roten Zahlen bleiben, die Ebitda-Marge soll zwischen minus zwei und minus 2,5 Prozent liegen.

Die Investoren werden die positiven Tendenzen bei wichtigen Kennzahlen dankbar zur Kenntnis nehmen. Sie haben in den zurückliegenden Wochen schon einige Vorschusslorbeeren an das Management verteilt. In der kurzen Zeit seit dem Börsengang am 4. Februar ist das Papier von 38 Euro – dem Zuteilungspreis – um 29 Prozent auf rund 50 Euro gestiegen. Am Mittwochvormittag lag das Papier leicht im Plus.

Die Erwartungen, die auf Bertermann, seinem Mitgründer und neuen Aufsichtsrat Hakan Koc und dem Team der Auto1 Group lasten, bleiben groß. Denn mit Autohandel im Netz wollen auch andere verdienen: Dazu zählen etablierte Plattformen wie Autoscout24.de oder Mobile.de mit ihrem Anzeigenmodell.

Zudem sind die etablierten Autohäuser und Gebrauchtwagenhändler dabei, ihren Vertrieb ins Netz zu verlagern. Mit Meinauto.de arbeitet jetzt wohl auch ein digitaler Neuwagenhändler an einem Börsengang.

Mehr: Welche Unternehmen sich 2021 an die Börse wagen

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