Online-Modehandel Betriebsgewinn von Zalando bricht ein – Aktie sackt ab

Frau mit Schutzmaske und Zalando-Paketen auf dem Weg zu einer Poststelle.
Düsseldorf Der Modehändler Zalando muss einen Rückschlag hinnehmen: Im dritten Quartal ist der bereinigte Gewinn vor Steuern auf 9,8 Millionen Euro gefallen, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Im Vorjahresquartal hatte der Gewinn vor Steuern noch bei 118,2 Millionen Euro gelegen. Nach Steuern ergab sich für Zalando sogar ein Nettoverlust von 8,4 Millionen Euro, nach einem Nettogewinn von 58,5 Millionen Euro im Vorjahr.
Das Zalando-Ergebnis für das dritte Quartal war mit Spannung erwartet worden. Schließlich war die Aktie des Modehändlers kürzlich in den erweiterten deutschen Leitindex Dax aufgenommen worden – und danach deutlich gefallen. Zwischenzeitlich war der Kurs fast ein Viertel von seinem Allzeithoch von mehr als 104 Euro entfernt. Vor der Bekanntgabe der Zahlen lag das durchschnittliche Kursziel für die Zalando-Aktie bei 109,13 Euro. Von 17 Analysten sehen zehn die Aktie als Kauf und sieben in der Halteposition.
„Das Mittelfristpotenzial ist weiterhin gegeben, Zalando wächst mindestens zweimal so schnell wie der Markt und gewinnt damit Marktanteile“, so die Einschätzung von Volker Bosse von der Baader Bank. Kurzfristig straften die Aktionäre den Modehändler aber ab: Der Kurs fiel am Mittwoch zwischenzeitlich um mehr als sieben Prozent.
Viele der Unternehmen, die ihre Kunden in der Pandemie per Mausklick erreicht haben und von den Lockdowns profitierten, müssen nun mit Rückschlägen rechnen. Zalando-Finanzvorstand David Schröder spricht von einer „Normalisierung des Gewinns“.
Befragt nach den Ursachen für den Gewinneinbruch, heißt es bei Zalando, dass im vorigen Jahr in den Quartalen zwei und drei Rückstellungen in Höhe von 35 Millionen Euro aufgelöst worden seien. Das habe damals den Gewinn in der Hochphase der Pandemie noch weiter in die Höhe auf 118 Millionen getrieben.
Zudem habe sich in diesem Jahr der Saisonstart für den Verkauf von hochpreisigen Winterartikeln verzögert. Darüber hinaus sei sowohl stationär als auch online im Wettbewerb mit anderen Händlern viel mit Rabatten gearbeitet worden. Und auch die Expansion in neue Märkte habe die Kosten erhöht.
Auch die Marge des Modehändlers fiel im dritten Quartal mit 0,4 Prozent sehr niedrig aus. Der Umsatz stieg indessen weiter um 23,4 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro. Auch die Zahl der aktiven Kundinnen und Kunden von Zalando ist weitergewachsen – inzwischen sind es mehr als 46 Millionen.
Ausblick bestätigt
Den Ausblick für das Gesamtjahr bestätigte das Unternehmen, das inzwischen in 23 Ländern aktiv ist. Zalando erwartet ein Wachstum des Bruttowarenvolumens zwischen 31 und 36 Prozent auf bis zu 14,6 Milliarden Euro und ein Umsatzwachstum zwischen 26 und 31 Prozent auf bis zu 10,5 Milliarden Euro.
Das bereinigte Ebit für das Gesamtjahr soll nach Unternehmensangaben in der oberen Hälfte der Spanne von 400 bis 475 Millionen Euro liegen. Auf den ersten Blick erscheint dies nach dem aktuellen Gewinneinbruch ambitioniert. Auf Nachfrage teilte das Unternehmen mit, dass man nach drei Quartalen bereits ein bereinigtes Ebit von 287 Millionen Euro erreicht habe und in den vergangenen Jahren das vierte Quartal das stärkste gewesen sei.
Das bestätigt ein Blick in die Zahlen der vergangenen Jahre: 2019 hatte das bereinigte Ebit im vierten Quartal bei 110 Millionen Euro gelegen, 2020 bei 189 Millionen – es waren jeweils die stärksten Quartale. Zieht man die bereits erreichten 287 Millionen von der avisierten Spanne ab, erwartet Zalando einen Gewinn von mehr als 150 Millionen Euro für das vierte Quartal 2021.
Zalando plant, weitere 350 Millionen Euro zu investieren. Darüber hinaus rechnet der Modehändler unverändert mit einem negativen Nettoumlaufvermögen für das Geschäftsjahr 2021.
Lieferengpässe bei Sneakern
Für 2022 kündigte Zalando-Co-Chef Robert Gentz viele strategische Initiativen an, die die Nachhaltigkeitsambitionen vorantreiben sollen. Erst kürzlich hat Zalando einen Reparaturservice in Berlin gestartet. Insgesamt hat Zalando in diesem Jahr bislang rund 50 Millionen Euro in Nachhaltigkeitsprojekte auf allen Ebenen des Unternehmens investiert. Das Angebot von Secondhand-Kleidungsstücke hat sich auf rund 200.000 Modeartikel verzehnfacht.
Zalando setzt weiter auf die Verknüpfung mit den Markenpartnern und will darauf achten, dass auch dort die Lieferkette nachhaltiger wird. Zugleich sind inzwischen rund 6000 stationäre Händler auf Zalando aktiv. Viele waren während der Lockdowns hinzugekommen. Obwohl inzwischen alle stationären Läden wieder geöffnet sind und die Händler den vollen Preis für die Präsenz bei Zalando zahlen, seien sie an Bord geblieben, erläuterte Gentz.
Auf die Frage nach möglichen Lieferengpässen bei Sneakern durch die Fabrikschließungen in China und Vietnam vor dem wichtigen Geschäft in den Cyber-Weeks und vor Weihnachten antwortete Gentz: „Wir sind alle achtsam und als Plattform gut gerüstet.“ Engpässe seien aber im neuen Jahr möglich.
Zudem soll das Mitgliederprogramm „Zalando Plus“, das mit kostenlosen und schnellen Lieferungen lockt, in Frankreich ausgebaut und in den Niederlanden und Italien gestartet werden.
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