Online-Optiker Mister Spex expandiert im Ausland und ist heißer Börsenkandidat

Das Debüt des Optikers an der Frankfurter Börse ist für den 2. Juli geplant.
Hamburg Der Online-Optiker Mister Spex gehört zu den Börsenkandidaten für das laufende Jahr. Jetzt wird klarer, mit welcher Wachstumsstory die Berliner um Anleger werben könnten. Mister Spex werde in den kommenden Wochen seine ersten drei Filialen im Ausland eröffnen, sagte Co-Vorstandschef Mirko Caspar dem Handelsblatt: „Das ist ein wichtiger Schritt in unserer Internationalisierungsstrategie.“
Mister Spex ist 2007 als reiner Online-Optiker gestartet. Inzwischen betreibt das Unternehmen 37 Läden in Deutschland und macht damit Ketten wie Fielmann und Apollo Konkurrenz. Finanziert wird das Wachstum bislang von Risikokapitalgebern und anderen Investoren. Allerdings mehren sich die Hinweise auf einen bevorstehenden Börsengang.
So hat Caspar die Kommunikationsagentur Finsbury Glover Hering damit beauftragt, die Wachstumsstory in die Medien zu bringen. Die Agentur begleitet regelmäßig auch Börsengänge.
Caspar sagte, das momentane Wachstum könne Mister Spex mit Mitteln aus der letzten Kapitalerhöhung vor zwei Jahren stemmen. Allerdings halte sich das Unternehmen alle Optionen für weitere Kapitalmaßnahmen offen. Die Hinzunahme der Agentur für die Unternehmenskommunikation sei eine natürliche Entwicklung für ein wachsendes Unternehmen.
Mitteilungsfreudiger zeigte er sich beim Thema Wachstum. Mister Spex werde zwei Läden in Stockholm eröffnen: einen in einer Haupteinkaufsstraße, einen weiteren in der Mall of Scandinavia. Das dritte Auslandsgeschäft entsteht in einem Wiener Einkaufszentrum.
Verknüpfung von Filialen und Onlineshop sorgt für Kundenbindung
Vorbild sind die 37 deutschen Filialen. Mister Spex verknüpft sie eng mit dem Onlinegeschäft: Kunden bekommen in der Filiale standardmäßig ein Onlinekonto, über das ihr Einkauf abgewickelt wird. Caspar will so erreichen, dass die Kunden später online weitere Brillen bestellen. In den Regalen liegen rund 1.000 Modelle nach Formen sortiert. Per QR-Code können die Kunden auf ihrem Smartphone weitere Angebote einsehen.
Bis zur Jahresmitte will Caspar den Anlauferfolg der Auslandsfilialen ermitteln und dann entscheiden, wie schnell weitere dazukommen können. Zunächst will er dabei nicht mit Läden in weitere Länder gehen: „Deutschland, Österreich und Schweden sind eine gute Plattform für weiteres Wachstum“, sagte der 49-Jährige, der seit 2011 Firmengründer Dirk Graber unterstützt. Schweden sei bereits heute der stärkste Auslandsmarkt.

CEO Mirko Caspar führt den Online-Optiker Mister Spex.
Allerdings ist die Übertragung von Ladenformaten kein Selbstläufer: Zuletzt sind zwei schwedische Ketten mit ihrer Deutschlandexpansion gescheitert. Der Heimwerkermarkt Clas Ohlson und die Sportkette Stadium hatten jeweils mehrere Testfilialen in Hamburg eröffnet, sich aber bereits vor der Coronakrise zum Rückzug entschlossen.
Acht weitere Filialen in Deutschland geplant
Online verkauft Mister Spex auch etwa in den Niederlanden, Spanien und Frankreich. In Spanien soll erstmals Fernsehwerbung laufen – wie es etwa in Deutschland schon geschieht. Im Heimatland sollen 2021 noch acht weitere Filialen hinzukommen.
Dennoch liegt Mister Spex hinter der ursprünglichen Planung zurück. Eigentlich wollten die Berliner schon Ende 2020 mit 40 Filialen vertreten sein – allerdings stammt die Ankündigung aus dem Jahr 2019, also aus der Zeit vor dem Auftreten des Coronavirus. Damals hatte Mister Spex 65 Millionen Euro von Investoren um den Hamburger Immobilienunternehmer Albert Büll erhalten – die bislang größte Finanzierungsrunde.
2019 erzielte Mister Spex laut „Bundesanzeiger“ gut 139 Millionen Euro Konzernmsatz und schrieb 9,3 Millionen Euro Verlust. Der bereits börsennotierte Marktführer Fielmann kam 2020 mit 870 Filialen auf 1,6 Milliarden Euro Umsatz und 170 Millionen Euro Vorsteuergewinn – und expandiert ebenfalls ins Ausland. Das Unternehmen ist an der Börse 5,6 Milliarden Euro wert – also das 3,5-Fache seines Umsatzes. Bei einem ähnlichen Faktor könnte Mister Spex nach Zahlen von 2019 mit einer Bewertung von 490 Millionen Euro rechnen.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.