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Online-Sportartikelhändler Größter deutscher Spac-Deal: Benko-Firma Signa Sports startet an der New Yorker Börse

Der Online-Sportartikelhändler will das frische Geld für Zukäufe nutzen. Prominente neue Investoren wie Softbank sind mit an Bord.
14.12.2021 Update: 14.12.2021 - 14:02 Uhr Kommentieren
Fahrräder sind derzeit ein Schwerpunkt von Signa Sports United. Quelle: Stone/Getty Images
Mountainbiker in den Alpen

Fahrräder sind derzeit ein Schwerpunkt von Signa Sports United.

(Foto: Stone/Getty Images)

Frankfurt Der Online-Sportartikelhändler Signa Sports United hat den Sprung an die New Yorker Börse geschafft. Das Unternehmen, bisher im mehrheitlichen Besitz der Signa-Gruppe des österreichischen Investors René Benko, legt damit den bisher größten Spac-Börsengang einer deutschen Firma in den USA hin. Die Transaktion ist abgeschlossen, die Aktionäre stimmten dem Deal am Dienstag formal zu.

Der Handel des mit 3,2 Milliarden Dollar bewerteten Unternehmens, das aus der Fusion mit dem Börsenvehikel Yucaipa Acquisition hervorgegangen ist, startet am Mittwoch unter dem Tickerkürzel SSU.

Signa Sports United will die Börsennotierung für eine Konsolidierung des Markts nutzen, der gerade in den USA als sehr zersplittert gilt. Dabei will das Unternehmen Finanzkreisen zufolge genehmigtes Aktienkapital in Höhe des Vier- bis Fünffachen seiner eigenen Marktkapitalisierung einsetzen und bei Deals mit eigenen Aktien zahlen. Solch große Vorratsbeschlüsse sind in den USA anders als in Deutschland gang und gäbe und ermöglichen es, eine aggressive Wachstumsstrategie mit der Ausgabe neuer Aktien finanzieren zu können.

Zum Abschluss des Deals sagte Signa-Sports-Chef Stephan Zoll: „Dieser wichtige Schritt ermöglicht es uns, auf der Stärke unserer Technologie- und Infrastrukturplattform aufzubauen und unsere Position auf dem globalen Sport-E-Commerce-Markt weiter auszubauen.“

Bei einem sogenannte Spac-Deal geht eine leere Unternehmenshülle ohne eigenes Geschäft – Englisch „special purpose acquisition company“ genannt – an die Börse und fusioniert dann mit einer nicht börsennotierten Firma, die damit im Schnellverfahren ein Listing erhält.

Spac-Hype ist abgeflaut

Im ersten Halbjahr 2021 gab es einen regelrechten Spac-Hype, global gingen in diesem Jahr 594 solche Vehikel an die Börse, von denen die allermeisten weiterhin nach Übernahmezielen suchen. Allerdings hat die Nachfrage von Investoren seit dem Sommer stark nachgelassen. Zum einen ist die Anzahl neuer Spacs eingebrochen. Zum anderen haben sich die Börsenmäntel zunehmend schwergetan, genügend Investoren für die standardmäßige Kapitalerhöhung im Vorfeld der Fusion mit dem Zielunternehmen zu finden.

Investoren nahmen darüber hinaus in großem Maßstab ihr Rücktrittsrecht wahr, sodass von den bei der Auflage des Spacs geflossenen Mitteln in vielen Fällen am Ende nur noch zehn bis 20 Prozent zur Verfügung standen. Viele Hedgefonds nutzten die Spacs als eine Art Geldmarktfonds zum kostenlosen Parken von Geld und waren eigentlich gar nicht interessiert an der geplanten Fusion.

Bei Signa kommen von den Spac-Investoren insgesamt rund 500 Millionen Dollar an frischem Geld zusammen. Zu den neuen Geldgebern zählen Finanzkreisen zufolge Tech-Investor Softbank, die Staatsfonds Mubadala aus Abu Dhabi und Public Investment Fund aus Saudi-Arabien.

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Die deutsche RAG Stiftung stockt ihre Beteilung auf, ebenso wie der Finanzinvestor Bridgepoint, der sich auch über einen zusätzlichen Deal beteiligt und künftig neun Prozent hält. Der Anteil der hinter dem Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof stehenden Signa-Unternehmensgruppe von René Benko sinkt dagegen auf 48 Prozent.

Die Einnahmen aus dem Deal nutzt Signa Sports für den Kauf des britischen Fahrrad-Onlinehändler Wiggle von Bridgepoint. Damit übernimmt der europäische Marktführer die Nummer zwei auf dem Kontinent.

Der Onlinehandel mit Sportartikeln, unter anderem mit Fahrrädern, ist in der Pandemie rasant gewachsen. Die Menschen waren angesichts geschlossener Sportstätten zu Outdoor-Sportarten verdonnert und kauften mehr online ein, auch weil Geschäfte zeitweise geschlossen waren.

Die neben Radsport auf Tennis, Teamsport und Outdoorbekleidung spezialisierte Signa Sports United wird auf Pro-forma-Basis im laufenden Geschäftsjahr einen Umsatz von 1,4 bis 1,55 Milliarden Euro verbuchen, hatte dabei allerdings mit Lieferengpässen zu kämpfen. Früheren Angaben zufolge sollen die Erlöse in den kommenden fünf Jahren um mehr als 25 Prozent jährlich zulegen. Die Gewinnmarge soll sich langfristig auf zwölf bis 15 Prozent verdreifachen. Der globale Markt für Sportartikel wird auf mehr als eine Billion Dollar im Jahr geschätzt.

Jährlich mehr als sieben Millionen Kunden

Signa Sports wollte eigentlich bereits 2018 über einen klassischen Börsengang an den Kapitalmarkt, der zu einer Bewertung von rund einer Milliarde Euro führen sollte. Signa entschied sich dann aber für eine private Finanzierungsrunde. Seither sind der japanische Handelskonzern Aeon und die thailändische Central Group sowie die deutsche R+V Versicherungsgruppe beteiligt.

Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben der weltweit größte reine Online-Sportartikelhändler und betreibt in 17 Ländern mehr als 80 Internetshops und zählt jährlich mehr als sieben Millionen Onlinekunden. Die Plattform ist unabhängig von den anderen Einzelhändlern der Signa Holding, arbeitet aber auch mit unabhängigen Einzelhändlern zusammen. So gibt es etwa eine Kooperation mit rund 600 Fahrradhändlern, zu denen sich Kunden online gekaufte Räder ausliefern lassen können.

Der Anteil seiner Signa-Unternehmensgruppe an Signa Sports United sinkt auf 48 Prozent. Quelle: dpa
René Benko

Der Anteil seiner Signa-Unternehmensgruppe an Signa Sports United sinkt auf 48 Prozent.

(Foto: dpa)

Bisher liegen 67 Prozent des Geschäfts von Signa Sports United in Europa. Die USA haben einen Anteil von neun Prozent. Dort will die Firma noch deutlich zulegen. Mit 63 Prozent bilden Fahrräder das Schwergewicht des Geschäfts, dazu gehören Marken wie Probike, Bikester und Wiggle, gefolgt von Tennis mit 17 Prozent, Outdoor mit 13 Prozent und Team-Sports, zum Beispiel Basketball, mit sieben Prozent.

Die drei größten Sporthändler weltweit sind Decathlon aus Frankreich, Dick’s aus den USA und JD Sports aus Großbritannien, sie kommen zusammen aber nur auf einen Marktanteil von rund sieben Prozent. Kaufgelegenheiten sieht Signa Sports im Bereich von Sporthändlern mit etwa 30 bis 80 Millionen Dollar Umsatz und regional begrenztem Einfluss.

Mehr: Anspruchsvolle Investoren und ein aufgepumpter Markt – Börsengänge in Deutschland sind kein Selbstläufer mehr

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