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Onlinehändler Amazon will in den USA wohl große stationäre Läden eröffnen

Der Onlinehändler setzt laut einem Bericht demnächst auf Kaufhäuser. Die bis zu 2800 Quadratmeter großen Geschäfte sollen demnach in Ohio und Kalifornien entstehen.
19.08.2021 - 17:15 Uhr Kommentieren
Amazon betreibt bereits kleinere Läden, in erster Linie für Bücher und Lebensmittel. Quelle: imago images/ZUMA Wire
Bestehender Amazon Fresh-Markt in Kalifornien

Amazon betreibt bereits kleinere Läden, in erster Linie für Bücher und Lebensmittel.

(Foto: imago images/ZUMA Wire)

New York Der größte Onlinehändler der Welt greift offline an. Nach einem Bericht des „Wall Street Journal“ will Amazon demnächst mehrere eigene Kaufhäuser eröffnen. Die sollen vor allem den Verkauf von Kleidung, Haushaltswaren und Elektronik erhöhen, heißt es dort unter Berufung auf Insider. Die ersten Kaufhäuser sollen in Kalifornien und Ohio entstehen.

Sollte Amazon tatsächlich Kaufhäuser eröffnen, wäre das der bisher größte Schritt in Richtung physische Läden. Der Konzern experimentiert zwar bereits seit einigen Jahren mit verschiedenen Shop-Modellen, hat in dieser Hinsicht aber bislang nicht wirklich seinen Weg gefunden. Die jüngsten Pläne wären eine Kampfansage an die bestehenden Kaufhäuser, gleichzeitig aber auch ein Vertrauensbeweis, dass physischen Läden noch nicht endgültig das Aus droht.

Zuletzt hat in den USA vor allem die Hypermarktkette Walmart gezeigt, dass die Kombination aus elektronischem und physischem Handel gut funktionieren kann. Walmart, das von der Milch über Spielzeug bis hin zu Autoreifen Produkte aller Art verkauft, konnte sein Geschäft zuletzt deutlich steigern. Auch Elektronikketten wie Best Buy hatten mit ihrer Kombination aus offline und online große Erfolge.

Amazon hatte im August 2017 für 13,2 Milliarden Dollar die amerikanische Bioladenkette Whole Foods übernommen. Es war die größte Akquisition der Amazon-Geschichte – und leitete eine neue Phase im Konzern ein. Wenige Monate später eröffnete das Unternehmen seine ersten „Amazon Go“-Läden in Seattle, dem Sitz seiner Zentrale.

Seitdem probierte der Tech-Gigant ein Shop-Konzept nach dem anderen aus: die „Go“-Läden, die dank Sensoren und Check-in per Amazon-App ohne Kassen funktionieren; die „Four-Star“-Geschäfte, die sich Amazons gewaltige Bibliothek von Kundenrezensionen zunutze machen und nur Produkte mit vier Sternen anbieten; die Buchläden, die Amazon zu seinen Wurzeln zurückführen. In der Bilanz ist der positive Effekt aber überschaubar: Die physischen Läden machten im zweiten Quartal mit 4,2 Milliarden Dollar lediglich 3,7 Prozent des Umsatzes aus.

Die Amazon-Kaufhäuser sollen kleiner als die Konkurrenten sein

Während sich Whole Foods und die 15 Amazon Fresh-Läden auf Lebensmittel beschränken, sollen sich die neuen Kaufhäuser wohl stärker auf Kleidung und andere Produkte konzentrieren, die mehr Beratung brauchen. Auch könnten die Kaufhäuser die Amazon-Hausmarken bekannter machen.

Nach dem Zeitungsbericht sollen die neuen Stores mit rund 3000 Quadratmetern deutlich kleiner ausfallen als klassische amerikanische Kaufhäuser, die oft dreimal so groß sind. Im Vergleich mit den kleinen „Amazon Go“ oder „Amazon-Four-Star“ sind das aber immer noch riesige Dimensionen. Unklar ist noch, ob die Kaufhäuser wie bei „Amazon Go“ ganz ohne Kassen auskommen sollen. Bei „Amazon-Four-Star“ zahlt man immer noch an der Kasse – wenn auch ohne Bargeld.

In Europa tut sich Amazon noch schwer mit stationären Geschäften. Lediglich in Großbritannien hat der Onlineriese diesen Schritt bisher gewagt. So betreibt er in London fünf Geschäfte unter der Marke „Amazon Fresh“. Dort können Kunden spontan Lebensmittel und Waren des täglichen Gebrauchs einkaufen oder online bestellte Waren abholen.

Es handelt sich dabei um kleine Convenience-Stores mit einem begrenzten Sortiment auf gerade mal knapp 300 Quadratmeter Verkaufsfläche. Sie sind bestückt mit der „Amazon Go“-Technologie, die Kunden können den Laden also verlassen, ohne an einer Kasse anstehen zu müssen. Da sie sich beim Betreten des Ladens mit ihrem Amazon-Account anmelden mussten, wird die aus dem Regal entnommene Ware automatisch über das Konto abgerechnet.

Keine Anzeichen für physische Amazon-Läden in Deutschland

In Deutschland hat Amazon vor knapp drei Jahren mal mit einem Pop-up-Store zum Vorweihnachtsgeschäft in Berlin experimentiert. Es gibt jedoch bisher keine konkreten Anzeichen dafür, dass der Konzern hierzulande bald eigene permanente Läden eröffnet. Anfang 2020 hatte Amazon-Deutschlandchef Ralf Kleber in einem Interview vage Andeutungen gemacht über einen möglichen Einstieg in den stationären Handel. Er hatte jedoch keinen Zeitrahmen genannt – und gefolgt ist bisher nichts.

An mangelnden Gelegenheiten, gute Standorte zu bekommen, liegt es nicht. Infolge der Coronakrise haben in den deutschen Innenstädten zahlreiche Geschäfte aufgegeben, in fast allen Städten gibt es Leerstände. Auch standen zahlreiche Standorte der Supermarktkette Real zum Verkauf, ebenso wie aufgegebene Kaufhäuser von Karstadt und Kaufhof.

Auffällig ist auch, dass viele Händler und Start-ups in Deutschland zurzeit mit Geschäften ohne Personal oder ohne Kasse experimentieren. Selbst Rewe hat jetzt in einem Supermarkt eine Technologie installiert, die ähnlich wie „Amazon Go“ funktioniert. Offenbar ist sich Amazon angesichts der starken Konkurrenz im deutschen Handel noch nicht sicher, mit welchem konkreten Konzept sie den Kunden überzeugen können.

Mehr: So erobert Amazon den stationären Handel

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