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Onlinehändler Wish im Vergleich

Die Bestellapp Wish erfreut sich großer Beliebtheit. Doch Konkurrent Ebay legt mit eigener App nach.

Onlinehandel Warum du die Finger von Wish lassen solltest

Die Shopping-App Wish wird immer beliebter. Ebay hat jetzt als Konkurrenz eine eigene Plattform gestartet: Catch. Wir haben beides getestet.
  • Alisa Sonntag
09.11.2018 - 10:19 Uhr Kommentieren

Dieser Artikel ist am 09. November 2018 bei Orange - dem jungen Portal des Handelsblatts - erschienen.

Ich scrolle mich durch Einhornkissen, Teesiebe in Eichhörnchenform und alle möglichen und unmöglichen Produkte im Universums-Look. Sie alle sind verführerisch günstig. Ich spüre beinahe, wie mein Gehirn sich verabschiedet. Dafür steht das Konsumopfer in mir auf und setzt sich in den Chefsessel. Es klatscht einmal in die Hände, grinst böse und macht sich an die Arbeit.

Meine Erfahrung mit Wish? Finger weg!

Die Shopping-App Wish war 2017 die am meisten heruntergeladene Shopping-App in den USA. Damit war sie beliebter als Amazon. Jetzt nutzen auch in Europa immer mehr Menschen Wish. Die Idee entstand 2011 in San Francisco.

Zwei Jungs aus dem Silicon Valley – ein Softwareingenieur von Google und einer von Yahoo – entwickelten so etwas wie einen Wunschzettel, den Online-Shopper mit anderen Nutzern teilen können.

Klickt jemand auf dem Wunschzettel auf ein Produkt, leitet die App direkt in den jeweiligen Online-Shop weiter. Für jeden Klick bekam Wish einen Geldbetrag, eine Art Provision. Dieses Modell nennt man Affiliate-Marketing.

Shopping-App Wish: Wie entstand das heutige Geschäftsmodell?

2013 machten die Gründer aus dem Wunschlisten-Portal eine Einkaufsplattform. Fortan können die Nutzer direkt in der Wish-App einkaufen und bezahlen und werden nicht mehr an den eigentlichen Online-Shop weitergeleitet. Der Vorteil für Wish: So lässt sich mehr Geld verdienen.

Zwar ist Wish noch immer kein echter Online-Shop mit eigenem Lager und eigener Logistik. Die eigentliche Arbeit, also das Einpacken und Versenden der Ware, erledigen weiter die eigentlichen Anbieter der Ware selbst. Die User bezahlen ihre Bestellungen aber in der App. Wish kann deshalb höhere Provisionen durchsetzen als beim alten Geschäftsmodell.

Seit diesem Herbst bekommt der Marktführer Konkurrenz. Der Onlinehändler Ebay hat die Shopping-Plattform Catch gestartet, um die neue Generation besser zu erreichen. Aktuell ist die Betaversion der App in Deutschland am Start.

Auswahl an Produkten von Wish und Catch

Catch und Wish teilen die gleiche Zielgruppe: jung, digital, wenig Geld. Alles trifft auf mich zu. Es sind also auch Menschen wie ich, von denen eine Wish-Sprecherin 2017 sagte: „Dank unserer Bedienoberfläche konnten wir von Millennials profitieren, die Impulskäufe getätigt haben.“ Ein Impulskauf ist ein Kauf, den du eigentlich gar nicht bewusst wolltest – bis zu ein verlockendes Angebot gesehen hast. Ich bin gespannt, zu welchen Impulskäufen die App mich verführen wird.

Wish und Catch im Vergleich: der Login

Wer Catch und Wish im App Store sucht, wird nur zur Hälfte fündig: Catch ist momentan allein über den Browser erreichbar. In meinen Augen ein Pluspunkt, denn so geht es deutlich schneller, bis der Einkauf tatsächlich starten kann.

Meine persönlichen Daten übernimmt Catch direkt von Ebay, wo ich mich bei der letzten Nutzung nicht ausgeloggt habe. Bestellungen sind offenbar aber auch ohne Login möglich. Bei Wish dauert das alles ein bisschen länger. Ich kann Wish zwar sowohl über die App als auch im Browser nutzen, bei beidem gilt aber: Zuerst braucht es ein Profil. Ohne sich einzuloggen, können Wish-Nutzer nämlich weder im Browser noch in der App überhaupt sehen, was es zu kaufen gibt. Als privater Nutzer wäre hier meine Liaison mit Wish zu Ende gewesen.

Warum sollte ich meine Daten herausrücken, ohne zu wissen, was ich dafür bekommen kann? Doch ich wage mich in die Höhle des Löwen. Meine Seele (und die meiner Freunde) verkaufe ich dabei gleich gratis mit, denn die App hat Zugriff auf alle Netzwerke und Netzwerkverbindungen, kann meine Kontakte auslesen und mit der Handykamera Bilder und Videos aufnehmen.

Meine Handynummer muss ich übrigens spätestens bei der Bestellung bei beiden Apps angeben. Plötzlich habe ich gar nicht mehr so viel Lust auf Shopping.

Wish und Catch im Vergleich: das Angebot

Auf den ersten Blick sehen Catch und Wish sehr ähnlich aus: pastellfarben, bilderlastig, etwas durcheinander. Anstatt nach bestimmten Produkten zu suchen, sollen Käuferinnen in den zuckerbunten Shoppingwelten Produkte entdecken. Damit das leichter geht, sind die Produkte auf Catch sogar in Gruppen sortiert: Wer auf „No Drama Lama“ klickt, findet Handyhüllen, Tassen und T-Shirts mit schlechten Lama-Witzen, unter „Halloween“ gibt es Masken, Theaterblut und passende Deko.

Insgesamt finde ich vor allem Modeprodukte, Accessoires, Kosmetik, Einrichtungsgegenstände und mehr oder weniger sinnvolle Produkte wie Makroobjektive für Handykameras. Alles in allem diese Art Dinge, die man noch nie in seinem Leben gebraucht hat, aber jetzt auf einmal doch vermisst. Dabei setzen beide Apps eher auf Bilder als auf aussagekräftige Texte, um ihre Produkte zu verkaufen.

Bei Wish gibt es zu den meisten Produkten überhaupt keine Beschreibungen. Die wichtigsten Eigenschaften der Produkte stehen im Verkaufstitel, der dafür dann den Umfang eines Songtextes hat. Glaubt Wish, dass die Millennials nicht mehr lesen können?Auf Catch gibt es für die meisten Produkte Beschreibungen, häufig sogar auf deutsch. Sie stehen jedoch ganz unten und müssen erst geöffnet werden, um vollständig lesbar zu sein.

Reklamation: Die Verbraucherzentrale warnt vor schlechtem Service

Mein Versuch, zwischen dem ganzen Krimskrams etwas Sinnvolles zu entdecken, glückt nach einer Weile. Ich bestelle mir von Catch einen Ersatz für meinen kaputten Mixer und von Wish eine BPA-freie große Trinkflasche. Dabei zeigt sich, was die Wish-Sprecherin mit den Impulskäufen meint: Die Wish-Oberfläche lockt überall mit Rabatten.

Bei jedem Login wird mir zuerst ein Rabattcode mit wahlweise zehn, dreißig oder fünfzig Prozent Preisabschlag angepriesen. Auch eine kurze Google-Recherche zeigt: Rabattcodes für die Plattform gibt es online reichlich zu finden. So kann ich bei meinem Wish-Einkauf noch einmal etwa 35 Prozent des Produktpreises sparen. Beide Käufe kann ich mit Paypal bezahlen – zum Glück! Denn das gibt mir als Käuferin wenigstens einige Rechte.

Während bei Catch sowohl Kundenservice, Käuferschutz als auch Garantie von Ebay zum Einsatz kommen, ist das Vorgehen bei Wish dubios: Die Verbraucherzentrale warnt, dass Kunden die Plattformen bei Reklamationswünschen oder ähnlichem nicht telefonisch, sondern nur per Mail erreichen können. Reklamationen erkennt Wish außerdem nur 30 Tage lang an. Wer das Paket zurückschicken will, muss die Rücksendung selbst bezahlen.

Lieferung bei Wish: 14 Tage von China nach Deutschland

Auf Wish ist nicht ersichtlich, woher die Produkte versandt werden. Die langen Lieferzeiten und die Namen der einzelnen Verkäufer lassen darauf schließen, dass die Produkte aus Asien kommen. Auf Catch kommt das auch vor, schließlich sind beide Apps nur Plattformen, auf denen verschiedene Verkäufer ihre Produkte anbieten können. Doch Catch macht im Unterschied zu Wish die Artikelstandorte in gewohnter Ebay-Manier transparent.

So wird deutlich: Ein großer Teil der Produkte, die auf Catch verkauft werden, wird von deutschen Standorten aus versendet. Das geht nicht nur schneller und ist ökologischer – es spart dem Käufer auch Geld. Denn während auf Catch der Artikelversand oft kostenlos ist, bezahlen Wish-Kundinnen dabei häufig drauf.

Bestellung meiner Trinkflasche von Wish

Bei mir hält sich das in Grenzen, schließlich habe ich bei Wish nur eine leichte, kleine Trinkflasche bestellt. Die ist jedoch lang unterwegs: Zwei Wochen warte ich auf die Lieferung. So lange, dass mein digital-native-Gehirn schließlich mit mir im Paketshop steht und rätselt, was ich überhaupt bestellt habe. Woher die Flasche ursprünglich kommt, weiß ich immer noch nicht.

Bestellung meines Mixers bei Catch

Mein Catch-Mixer jedoch kommt aus Deutschland. Deswegen dauert es auch nicht lang, bis er da ist: Zwei Tage nach der Bestellung schleppt ein DHL-Mann ein riesiges Paket die Treppe hoch, in dem ich später einen Mixer finde. Eine Menge Paket für so ein bisschen Mixer. Im Vergleich zur Flasche kann der Mixer beim Transport aber auch schneller kaputtgehen.

Erfahrungen mit Wish: zwei Spam-Mails pro Tag

Nach der Bestellung bekomme ich von Catch eine Bestellbestätigung per Mail, in der steht, dass meine Bestellung und Zahlung eingetroffen sind, am nächsten Morgen kommt eine Versandbestätigung. Zwei Tage später ist alles da.

Wish legt offenbar weniger Wert auf Schnelligkeit und mehr auf „Kundenkontakt“. Egal, ob freiwillig oder nicht. Nach der Bestellung bekomme ich von der Plattform eine Bestätigungsmail, am nächsten Tag zwei Mails, in denen steht, dass meine Bestellung bearbeitet und versandt worden sei. Zwei Wochen später kann ich meine Trinkflasche aus dem Paketshop abholen.

Dazwischen liegen aber auch sage und schreibe 30 Spam-Mails von Wish. Nach der Ankunft des Artikels geht es damit weiter, bis ich nach 46 Mails in 20 Tagen schließlich die Geduld verliere und E-Mail-Benachrichtigungen blockiere. Das geht ganz einfach über einen Link am Ende jeder Mail.

Wish und Catch im Vergleich: mein Test-Fazit

Wahrscheinlich werde ich von beiden Plattformen nicht wieder bestellen. Denn in einer Großstadt wie Leipzig, wo ich wohne, gibt es eigentlich alles vor Ort. Wartezeiten, Verpackungsmüll und eine spezielle Anlieferung um den halben Erdball kann man sich so sparen.

Wenn ich aber müsste, würde ich mich im Ernstfall für Catch entscheiden. Nicht nur, weil viele der Produkte dort aus Deutschland versendet werden. Sondern auch, weil mir damit die Käuferrechte und der Kundenservice von Ebay sicher sind, falls mal etwas schief gehen sollte. Und um mein Mail-Postfach sauber zu halten. Das ist nämlich dank Wish in jetzt innerhalb eines Monats zweimal überfüllt gewesen. Wenn ihr mich entschuldigt – ich gehe dann mal schnell mein Wish-Konto löschen.

Mehr: Neues Ebay-Angebot greift die beliebte Schnäppchenplattform Wish an

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