Outdoor-Branche Der Kampf um die Wanderer
Wandern ist wieder sexy
Friedrichshafen Die Wolken hängen tief über dem Bodensee, es tröpfelt immer wieder. Das Thermometer kommt an diesem Mittwoch nicht über frische 17 Grad hinaus. Eigentlich ideales Wetter für die Outdoor-Messe in Friedrichshafen. Schließlich lebt die Branche davon, dass sie massenhaft Regenjacken und wasserdichte Stiefel verkauft.
Trotzdem sind viele Besucher der weltgrößten Outdoor-Schau gereizt. Das ist kein Wunder: „Der Markt ist ok, aber in der Vergangenheit waren wir andere Wachstumsraten gewohnt“, meint John Jansen, Präsident des Branchenverbands European Outdoor Group (EOG). Die Messegesellschaft in Friedrichshafen ist zwar hochzufrieden, kann sie dieses Jahr doch mit 960 Ausstellern erneut einen Rekord verbuchen.
Doch für die einzelnen Marken ist die wachsende Vielfalt ein Problem, denn das Geschäft legt kaum noch zu. Der Wettbewerb wird damit immer härter. Vergangenes Jahr haben die Europäer für gut Milliarden Euro Regenjacken, Wanderschuhe und Rucksäcke gekauft. Das entspricht laut EOG einem mageren Plus von rund zwei Prozent.
Ein paar Regentropfen erfreuen die Industrie, gewiss. Doch für viele Firmen ist inzwischen Land unter. Und das aus vielerlei Gründen. „Die meisten Leute haben ja schon drei Regenjacken“, meint Philipp Prechtl, Sportexperte der Unternehmensberatung Dr. Wieselhuber & Partner. Da die Ware weitgehend austauschbar sei, entstehe ein enormer Konkurrenzkampf. Der wird noch angeheizt durch die Eigenmarken der großen Sporthandelskooperationen wie McKinley von Intersport. Die sind in den Augen vielen Konsumenten fast genauso gut wie die bekannten Labels, aber deutlich günstiger.
Doch das ist noch nicht alles. Vielen Firmen gelinge es auch nicht, den Nachwuchs für sich zu begeistern. „Die Marken müssen sich ernsthaft fragen, wie sie junge Kunden gewinnen wollen“, kritisiert Berater Prechtl, der einst Vertriebschef bei Jack Wolfskin war.
In der Branche setzt allerdings nur langsam ein Umdenken ein. „Es sind zu viele Produkte auf dem Markt und die sind sich viel zu ähnlich“, kritisiert Stefan Glowacz, Bergsteiger und Chef der hoch spezialisierten Klettermarke Red Chili. Viele Labels hätten sich inzwischen viel zu weit von ihren Wurzeln entfernt.