Preiskampf beim Wein Weinhändler Hawesko hadert mit der Konkurrenz

Die Filialkette des Weinhändlers soll Kunden vom Online-Kauf abhalten.
Hamburg Der börsennotierte Weinhändler Hawesko will mehr in den E-Commerce investieren. Ein Grund: das enttäuschende Wachstum in dem Bereich im Jahr 2018. „Wir müssen uns schneller am Preiskampf in der Branche abarbeiten als gedacht“, sagte Vorstandschef Thorsten Hermelink am Donnerstag bei der Bilanz-Pressekonferenz.
Hawesko ist als Katalogversender für Wein entstanden. Der Hamburger Konzern beliefert zudem Gastronomen und betreibt die Kette Jacques’ Wein-Depot. Über Zukäufe gehören auch der Spanien-Spezialist Wein & Vinos und der junge Marktplatz Wirwinzer dazu. Im vergangenen Herbst hat Hawesko zudem die österreichische Kette Wein & Co übernommen. 2018 stieg der Umsatz um 3,4 Prozent auf 524 Millionen Euro, der um den Zukauf bereinigte operative Gewinn (Ebit) sank allerdings um 7,8 Prozent auf 28,1 Millionen Euro.
Hermelink räumt ein, dass der Konzern sein ursprüngliches Wachstumsziel nicht erreicht habe und daher weniger verdiene. Der warme Sommer habe das Geschäft zusätzlich erschwert. Gravierender sind allerdings strukturelle Probleme: So machen junge E-Commerce-Unternehmen wie Vicampo, an dem der Burda-Verlag beteiligt ist, dem 1964 gegründeten Konzern harte Konkurrenz.
Wettbewerber operierten mit so niedrigen Preisen, dass sie kaum Geld verdienen könnten, meinte Hermelink: „Kaum jemand in dieser Branche verdient online überhaupt noch Geld.“ Tatsächlich musste Vicampo im Jahr 2017 laut Bundesanzeiger bei 31 Millionen Euro Umsatz einen Verlust von rund drei Millionen Euro ausweisen.
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Hermelink will Hawesko gegen die Angreifer wappnen: Mit 30 Millionen Euro zusätzlichen Investitionen will er in den kommenden drei Jahren den Umbau vom Katalog- zum E-Commerce-Versender beschleunigen: So sollen die verschiedenen Online-Shops eine einheitliche IT-Infrastruktur erhalten und mehr Lieferungen aus einem neuen zentralen Lager bei Worms kommen.
Zudem will er die Eigenmarken, mit denen bereits Jacques’ Wein-Depot erfolgreich ist, weiter ausbauen. Solche eigenen Angebote stehen online nicht im direkten Preiswettbewerb. „Die Alternative zum Rabatt ist eine gute Empfehlung“, sagte Hermelink. Er will erreichen, dass die Kunden in den Online-Shops des Konzerns passende Tipps bekommen – und dafür stärker mit den Kundendaten arbeiten.
Starke Konkurrenz durch Amazon fürchtet er nicht. „Amazon ist für Weine ein Supermarkt“, sagte er. Der Händler werde keinen großen Marktanteil bei Premium-Weinen bekommen, hoffte er. An der Strategie, profitabel zu wachsen, hält der Manager fest. Dazu trägt auch die Kette Jacques’ Wein-Depot bei, die inzwischen 313 Läden betreibt und weiter wachsen soll. Die Möglichkeit, Weine zu verkosten, soll dabei ein Plus gegenüber dem Online-Handel sein.
2019 prognostiziert der Konzern ein Wachstum von sieben bis neun Prozent, die operative Marge (Ebit) soll zwischen 5,0 und 5,7 Prozent liegen – nach 5,3 Prozent im vergangenen Jahr.
Die Aktie, die gerade erst ein Mehrjahres-Tief überwunden hat, bewegte sich am Donnerstag kaum. Der Konzern gehört zu 72,6 Prozent dem Unternehmer Detlev Meyer. Er lieferte sich vor vier Jahren einen längeren Machtkampf mit dem inzwischen verstorbenen Gründer-Sohn Alexander Margaritoff um Mehrheiten und Strategie. Unter anderem versprach Meyer damals, mehr investieren zu wollen, um das Wachstum zu treiben.
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