Procter & Gamble Schlussverkauf in Cincinnati

Die deutsche Haarpflegemarke Wella steht zum Verkauf.
New York/Hamburg/Frankfurt Der Verkehr in Cincinnati ist ein Albtraum. Der Lytle-Tunnel auf der Autobahn 71 ist teilweise gesperrt, und durch die Innenstadt fließt der Verkehr nur noch mühsam, weil die US-Großstadt ein Straßenbahnnetz installiert. Der örtliche TV-Sender WCPO veranstaltete gerade einen Wettbewerb zum besten Baustellenwitz.
Wenn sich die hochbezahlten Manager von Procter & Gamble (P&G) durch den Stau in die Konzernzentrale in Cincinnati gequält haben, hören die Bauarbeiten für sie nicht auf: Procter & Gamble ist selbst eine einzige Baustelle. Das Unternehmen steckt in einem so großen Umbruch, dass heute noch niemand sagen kann, wie es morgen aussieht. Und das lähmt den ganzen Konzern.
100 Marken will Procter & Gamble weltweit verkaufen. 40 vor allem kleinere hat der Konsumgüter-Konzern, der mit Produkten wie „Gillette“ und „Pampers“ weltbekannt ist, seit der Entscheidung über den Umbau im August 2014 bereits losgeschlagen. „Procter & Gamble verändert sich grundlegend“, sagt Sue Desmond-Hellmann, Chefin der Gates-Stiftung und seit fünf Jahren im Verwaltungsrat des Konzerns.
16 Prozent des Umsatzes von 83 Milliarden Dollar schlägt P&G weltweit los – aber nur sechs Prozent des operativen Gewinns von 15,2 Milliarden Dollar. Das Kunststück: ausgerechnet für die margenschwachen Marken im Konzern Käufer zu finden.
Für zwei große, milliardenschwere Geschäfte, die aus P&G-Sicht eine zu geringe Marge haben, bahnt sich jetzt ein Verkauf an. Der deutsche Konkurrent Henkel bietet nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters fünf bis sieben Milliarden Dollar für das Haar- und Friseurgeschäft Wella und für Clairol. Auch die New Yorker Private-Equity-Firma KKR gab ein Angebot ab. Wella hat nach der Übernahme durch P&G alleine im Friseurgeschäft 500 Millionen Euro Umsatz verloren.
Und auch für die Parfümsparte von Procter & Gamble, die vor allem Düfte für bekannte Marken wie Dolce & Gabana oder Hugo Boss herstellt, ist mit Coty ein deutscher Bieter aussichtsreich im Rennen. Der Parfümriese Coty gehört der Unternehmerfamilie Reimann. Das P&G-Geschäft könnte sich Coty rund drei Milliarden Dollar kosten lassen.
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