Projekt „Store Factory“ Adidas will Schuhe direkt im Geschäft produzieren

Schwarz und weiß – Adidas will den Kunden mehr bieten und bald individuelle Schuhe direkt in den Filialen herstellen.
Herzogenaurach Mit Ware aus dem Regal brauchen sich die Fans von Adidas bald nicht mehr zufriedenzugeben. Der Sportkonzern will in zwei Jahren damit anfangen, in seinen Geschäften nach den Wünschen der Konsumenten zu produzieren. „Die Kunden bekommen Schuhe, die genau auf ihre Bedürfnisse abgestimmt sind und perfekt zu ihren Füßen und ihrem Bewegungsablauf passen“, sagte Adidas-Vorstand Glenn Bennett dem Handelsblatt.
„Store Factory“, also Ladenfabrik, nennt Adidas das Projekt. Mit dem Vorhaben will Europas größter Turnschuh-Hersteller eine neue Ära in der Sportbranche beginnen.
Mit viel High Tech sollen die Käufer im Geschäft vermessen werden, damit sie ein paar Minuten später ihre individuell geformten und gestalteten Schuhe aus dem Automaten mit nach Hause nehmen können.
Adidas erhofft sich dadurch nicht nur steigende Einnahmen, sondern auch ein engeres Verhältnis zu den Konsumenten. „Wir lernen unsere Kunden so gut kennen wie noch nie“, hofft Vorstand Bennett. Der Amerikaner ist in dem Konzern für die Beschaffung zuständig.

Bislang lassen die großen Sportmarken ihre Ware meist in riesigen Fabriken in Asien fertigen. Das ist kostengünstig, hat aber einen Nachteil: Die Labels müssen lange im Voraus planen. Das führt dazu, dass von manchen Schuhen letztlich zu wenig da sind; andere Teile lassen sich dagegen nur mit saftigen Rabatten losschlagen, weil sie sich als Ladenhüter herausstellen.
Bei der Schuhfabrik im Shop soll es aber nicht bleiben. Künftig werde auch Kleidung in den Läden hergestellt, „die den Käufern perfekt passt und genau so aussieht, wie sie es wollen“, unterstrich Bennett.
Es hat seinen Grund, dass Adidas ganz neue Wege geht. Adidas-Chef Herbert Hainer hat dieses Frühjahr ein großes Versprechen abgegeben. Bis 2020 soll der Umsatz Jahr für Jahr um bis zu neun Prozent klettern, der Gewinn soll sogar um 15 Prozent jährlich steigen.
Um das zu erreichen, möchte Adidas schneller werden, urbaner und offen für Ideen von außen. So hat es Hainer Ende März am Stammsitz in Herzogenaurach verkündet. „Creating the New“ hat er seine neue Strategie genannt.
Wichtiger Bestandteil der Strategie ist die „Store Factory“, an der ein 35-köpfiges Team tüftelt. Die Franken binden ihre Zulieferer dabei eng ein, zum Beispiel Maschinenbauer und Rohstofflieferanten.
Die Fabrik im Laden ist nicht das einzige Vorhaben, mit dem Adidas Neuland betritt. Bald wird die sogenannte „Speed Factory“ in den Testbetrieb gehen, eine hochautomatisierte Schuhproduktion. „Kommendes Jahr werden wir die ersten 500 Paar Schuhe in einer ,Speed Factory’ herstellen“, betonte Bennett. Ein Prototyp entsteht derzeit beim Zulieferer Oechsler in Ansbach. Bewährt sich die Fertigungslinie, könnte sie künftig überall auf der Welt aufgestellt werden.
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