Ratingagentur Mailänder Polizei durchsucht S&P-Büros

Die Büros von Standard & Poor's in Mailand wurden von der italienischen Polizei durchsucht.
Mailand Die italienische Polizei hat erneut Geschäftsräume der US-Ratingagentur Standard & Poor's in Mailand durchsucht. Der Besuch der Steuerfahnder stehe im Zusammenhang mit den im vergangenen Jahr eingeleiteten Ermittlungen wegen ungewöhnlicher Kursbewegungen an der Mailänder Börse, sagte S&P-Anwalt Giuseppe Fornari am Donnerstag. Weitere Einzelheiten nannte er nicht. Die italienische Justiz hatte bereits im August die Mailänder Geschäftsräume von S&P durchsuchen lassen.
Die Staatsanwaltschaft im süditalienischen Trani geht dem Verdacht nach, dass Standard & Poor's und Moody's in ihrer täglichen Arbeit gegen die Regeln des Geschäfts verstoßen haben. Den Ermittlern liegen Strafanzeigen zweier Verbraucherverbände vor. In einer der Anzeigen wird die Veröffentlichung eines Moody's-Bericht im Mai 2010 bemängelt, in dem vor Ansteckungsgefahren der Griechenland-Krise für die italienischen Banken gewarnt wird. Die zweite Anzeige richtet sich gegen S&P, nachdem die Agentur im Mai dieses Jahres mit einer Herabstufung der Kreditwürdigkeit Italiens gedroht hatte.
Untersucht wird laut Staatsanwaltschaft auch, ob hinter Kursstürzen am 8. und 11. Juli kriminelle Machenschaften stecken. Damals waren viele Anleger aus Angst vor einem Übergreifen der Schuldenkrise aus den Aktien geflüchtet. S&P und Moody's hatten betont, sich stets korrekt verhalten zu haben, und erklärten sich zur Zusammenarbeit mit den Staatsanwälten bereit.
S&P hatte am vergangenen Freitag in einem Rundumschlag die Bonitätsnote mehrerer Euro-Staaten herabgestuft, darunter auch Italien. Daraufhin entbrannte in Italien ähnlich wie in Deutschland, das seine Spitzennote von S&P bestätigt erhalten hatten, eine Debatte über einen zu großen Einfluss der amerikanischen Ratingagenturen.
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