Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Reederei Hapag-Lloyd erwartet Entspannung der Lieferketten frühestens Anfang 2022

Die Marktlage entspanne sich frühestens im ersten Quartal des nächsten Jahres, prognostiziert Reedereichef Habben Jansen. Die Preise für Containertransporte explodieren.
12.08.2021 Update: 12.08.2021 - 13:06 Uhr Kommentieren
Durch die Pandemie in China verursachte Staus in den Häfen sorgen dafür, dass Containerschiffe verspätet ans Ziel kommen. Quelle: dpa
Containerschiffe im Hamburger Hafen

Durch die Pandemie in China verursachte Staus in den Häfen sorgen dafür, dass Containerschiffe verspätet ans Ziel kommen.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Noch Ende Juni hatte Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen für den Herbst mit einer Beruhigung bei den Lieferschwierigkeiten gerechnet. Jetzt aber verdüstert sich für den Vorstandsvorsitzenden der weltweit fünfgrößten Containerreederei der Ausblick. „Wenn wir uns das Marktumfeld heute ansehen, glauben wir nicht, dass sich die Situation schnell normalisieren wird“, sagte er am Donnerstag bei der Vorlage der Quartalszahlen. Trotz aller Anstrengungen und der zusätzlichen Containerkapazitäten, die in den Markt gebracht würden, gehe man derzeit davon aus, dass sich die Marktlage frühestens im ersten Quartal 2022 entspannen wird.

Für enorme Unsicherheiten sorgt seit dieser Woche die Teilsperrung des chinesischen Hafens Ningbo bei Schanghai, der mit einem Jahresumschlag von 1,17 Milliarden Tonnen der größte Port der Welt ist. Dort hatten die Behörden den Mitarbeiter eines Terminals positiv auf Corona getestet und daraufhin eine Schließung angeordnet.

Laut Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) fallen dadurch vorerst rund ein Viertel der sonst üblichen Verladekapazitäten in Ningbo aus. Dadurch könne es erneut zu Lieferengpässen kommen wie bereits im Mai und Juni 2021. Damals war der südchinesische Hafen Yantian für rund einen Monat teilweise geschlossen worden, nachdem es dort ebenfalls zu Covid-19-Ansteckungen gekommen war. Der Stau von Containerschiffen hatte sich daraufhin als noch größer gezeigt, als wenige Wochen zuvor bei der Blockade des Suezkanals.

Für die aktuellen Lieferengpässe macht Hapag-Lloyd jedoch auch die Zurückhaltung der Reedereien bei der Beschaffung neuer Containerschiffe verantwortlich. Nach Zahlen der auf Seefahrt spezialisierten Marktforschungsfirma IHS Markit entsprechen die in den Orderbüchern vermerkten Neubestellungen aktuell gerade einmal 17 Prozent der weltweiten Flotte – nach nur zehn Prozent in den Jahren 2018 und 2019. 2011 lag die Quote noch über 25 Prozent.

Hinzu kommt, dass die bestellten Schiffe erst nach zwei bis drei Jahren ausgeliefert werden, was die aktuellen Lieferengpässe nicht zu beseitigen hilft. Entsprechend schießen für Linienreedereien wie Hapag-Lloyd, Maersk, MSC oder CMA CGM die Charterpreise in die Höhe. Am Donnerstag gab der griechische Schiffseigner Euroseas bekannt, er habe eines seiner Containerschiffe mit einem Aufschlag von 315 Prozent zur vormaligen Charterrate weitervermietet.

Hohe Lagergelderlöse durch anhaltende Schiffsverspätungen

Auch der Hamburger Hafenbetreiber HHLA profitierte im abgelaufenen Halbjahr von dem zunehmenden Chaos im Seehandel. Trotz der anhaltenden Einflüsse durch die Coronavirus-Pandemie sei das Konzernbetriebsergebnis (Ebit) um 63,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 90,5 Millionen Euro gestiegen, berichtete Vorstandschefin Angela Titzrath am Donnerstag. Zwar stieg der Containerumschlag nur um 0,7 Prozent, zur positiven Geschäftsentwicklung aber hätten insbesondere „hohe Lagergelderlöse infolge anhaltender Schiffsverspätungen im Hamburger Hafen“ beigetragen – ebenso der Containertransport auf der Schiene, den die HHLA ebenfalls anbietet.

Die knappen Schiffskapazitäten lassen die Preise für Containertransporte auf wichtigen Routen explodieren. So kostet der durchschnittliche Standardcontainer (TEU) nach Angaben des Shanghai Containerized Freight Index (SCFI) in dieser Woche 4226 Dollar und damit knapp 30 Dollar mehr als in der Vorwoche. Im August vor zwei Jahren hatte der Preis noch bei rund 700 Dollar gelegen.

Entsprechend verzehnfachte sich der Gewinn von Hapag-Lloyd im Halbjahr gegenüber dem schwachen Vorjahr auf 2,7 Milliarden Euro. „Wir freuen uns natürlich über dieses besondere finanzielle Ergebnis“, sagte Habben Jansen. Allerdings verursachten die Engpässe in den Lieferketten weiterhin enorme Belastungen und Ineffizienzen für alle Marktteilnehmer. „Wir müssen alles tun, um sie so schnell wie möglich gemeinsam zu beheben.“

Im Unternehmen selbst ging die durchschnittliche Frachtrate um 46 Prozent auf gut 1600 Dollar je Standardcontainer nach oben, berichtete Hapag-Lloyd. Den vergleichsweise moderaten Anstieg begründete Habben Jansen damit, dass ein Teil der Transportaufträge langfristig gebucht sei und nicht über den heiß gelaufenen Spotmarkt verkauft werde.

„Man könnte deutlich mehr machen“

Schon seit einiger Zeit kritisiert der Hapag-Chef die Zurückhaltung der Branche bei den Schiffs-Neubestellungen. „Man könnte deutlich mehr machen“, sagte er. Habben Jansen selbst hatte im Juni sechs große Containerschiffe bestellt und das Orderbuch damit auf zwölf Schiffe erweitert, die jeweils 23.500 Standartcontainer laden können. Die ersten sechs Megafrachter sollen 2023 geliefert werden, die restlichen ein Jahr später. Ende 2022 erwartet Hapag-Lloyd noch einige kleinere Schiffe.

Der Hamburger Reeder rechnet auch in der zweiten Jahreshälfte mit starken Erträgen. Für das Gesamtjahr wird ein Ertrag vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) zwischen 7,6 und 9,3 Milliarden Euro erwartet, das Ebit soll zwischen 6,2 und 7,9 Milliarden Euro betragen. Deutschlands größte Reederei hatte nach einem Ergebnissprung im ersten Halbjahr bereits Ende Juni ihre Prognose angehoben. Die Aktionäre können sich schon mal freuen: „Natürlich werden wir nächstes Jahr eine sehr hohe Dividende zahlen“, kündigte Habben Jansen an.

Mit Agenturmaterial

Mehr: Weltgrößter Hafen Ningbo macht dicht – Den Lieferketten droht die nächste Gefahr

Startseite
Mehr zu: Reederei - Hapag-Lloyd erwartet Entspannung der Lieferketten frühestens Anfang 2022
0 Kommentare zu "Reederei: Hapag-Lloyd erwartet Entspannung der Lieferketten frühestens Anfang 2022"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%