Reha-Branche Burnout-Kur statt Fango-Packung

Ein Patient im Reha Zentrum in Hamburg.
Frankfurt Nicht einmal zwei Jahre ist es her, da führte Berthold Müller unter dem Dach des Hamburger Pflegeheimbetreibers Marseille-Kliniken die zum Verkauf stehende Rehabilitationssparte der Gruppe. Heute, einen Management-Buyout und ein paar Zukäufe später, hat Müller mit seinem Management-Team einen der größeren Betreiber im Rehamarkt in Deutschland geformt – die Celenus-Gruppe.
Das Unternehmen peilt in diesem Jahr einen Umsatz von rund 70 Millionen Euro an, ein Zuwachs von knapp einem Drittel gegenüber 2010. Die Marge des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibung, die Ebitda-Marge, lag zuletzt bei 9,8 Prozent, ein ganz ordentlicher Wert für die Branche.
Müller will noch mehr: Bis 2015 soll Celenus den Jahresumsatz auf rund 150 Millionen Euro verdoppeln. Bis dahin sollen 18 bis 20 Kliniken zur Gruppe gehören. Aktuell sind es zwölf Kliniken mit knapp 2200 Betten und ein ambulantes Rehazentrum. Marktführer Median kommt derzeit auf etwa 37 Reha-Einrichtungen und 8000 Betten.
Zusammen mit den Ärzten Ulrich T. Egle und Bernd Fromm hatte sich Müller 2010 zu dem Management Buyout der acht Reha-Kliniken von Marseille entschlossen. Die Sparte war im Pflegekonzern lange Jahre ungeliebt, weil sie Verlust machte und man vergebens einen Käufer suchte. Müller und seine Kollegen brachten die Kliniken wieder in die schwarzen Zahlen und finanzierten mit Hilfe der Beteiligungsgesellschaft Auctus den 20-Millionen-Euro-Kauf.
Auctus, die sich im europäischen Gesundheitsmarkt engagiert, unterstützt die Wachstumsstrategie des Celenus-Managements langfristig: Die beiden Parteien haben vereinbart, dass es keine Ausschüttung gibt, solange ein Euro Fremdkapital im Unternehmen ist. Das Celenus-Management hält 21 Prozent am Unternehmen.
Die Wachstumsstory von Celenus ist im Rehamarkt ungewöhnlich. Der Markt gilt als stark konjunkturabhängig: Je schlechter es der Wirtschaft geht, umso weniger Menschen reichen eine Kur ein. Und der Markt ist stark von dem Wohl und Wehe der gesetzlichen Krankenkassen abhängig: Müssen diese sparen, tun sie das gerne zuerst bei den Rehabilitationsanbietern. Hier sind die Leistungen meist Verhandlungssache und nicht stark gesetzlich geregelt wie im Krankenhausbereich. In den Jahren 2004 und 2005 schrumpfte der Rehamarkt als Folge der Wirtschaftsflaute. Das bekamen viele Anbieter zu spüren.
Hinzu kommt, dass der rund acht Milliarden Euro schwere Rehamarkt mit aktuell mehr als 1200 Häusern und 171 000 Betten überbesetzt ist. Branchenexperte Sebastian Krolop von der Beratungsgesellschaft Admed schätzt, dass es etwa 30 Prozent Überkapazitäten gibt.
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