Rekord-Passagierzahlen Kreuzfahrtsaison nimmt wieder Fahrt auf

Die Kreuzfahrtschiffe „Queen Elizabeth“ (r.) und „Queen Mary“ im Hamburger Hafen.
Hamburg/Kiel/Rostock Die Kreuzfahrtsaison im Norden nimmt von März an wieder Fahrt auf - und bringt Rekorde. In Hamburg und Rostock-Warnemünde wird die Zahl der Schiffsanläufe und Passagiere in diesem Jahr so hoch wie noch nie ausfallen. Zu den hunderttausenden Passagieren, die in weiteren Häfen wie Kiel und Bremerhaven in See stechen, kommen die Menschenmassen, die an den Kais nach wie vor das Ein- oder Auslaufen der Hotelschiffe beobachten. Doch Reisefreude und Fernweh haben eine Schattenseite: die Umweltbelastungen durch den Treibstoff der Schiffe.
Zunächst zum Passagierverkehr: Der Hamburger Hafen steuert 2013 auf die Abfertigung von mehr als eine halbe Million Passagiere zu. Der Wachstumstrend der Vorjahre werde sich fortsetzen, kündigte der Vorstandschef des Hamburg Cruise Center (HCC), Stefan Behn, am Donnerstag in Hamburg an. Er rechnet 2013 mit einem Passagierzuwachs von 16 Prozent. 2012 gingen 430.329 Gäste an und von Bord (plus 37 Prozent) der Schiffe. In diesem Jahr wollen - so die Planungen - 21 Reedereien 34 Kreuzfahrtschiffe an die Elbe schicken. Infolgedessen kommt es zu 173 Schiffsanläufen nach rund 160 im Vorjahr (plus 8,1 Prozent).
In Rostock-Warnemünde werden 2013 so viele Kreuzfahrtschiffe wie nie zuvor erwartet. Mit knapp 200 Schiffsanläufen bleibt der Hafen bei den Reedereien am beliebtesten. Die 600.000 Passagiere des Vorjahres in der Abfertigung sollen dort 2013 um 60.000 getoppt werden. In Kiel sind mit 127 Anläufen zwar 9 weniger als im Vorjahr vorgesehen. Nach 350.000 Passagieren 2012 werden in diesem Jahr dennoch 5 Prozent mehr Gäste erwartet - an Bord von teils größeren Schiffen. In Hamburg macht 2013 beispielsweise die „Costa Pacifica“ der italienischen Reederei Costa Crociere mit Platz für maximal 3780 Gäste fest. In Bremerhaven landeten 2012 mit rund 60.000 Reisenden auch mehr als im Vorjahr an.
Die steigende Passagierkapazität und die fast ganzjährige Kreuzfahrtsaison im Norden stellt die Häfen vor Herausforderungen. „Wir sind mit den Liegeplätzen an der Kapazitätsgrenze“, sagte HCC-Chef Behn. Die nächste Schiffsgeneration in Europa werde verstärkt in den Bereich der 4000-Passagiere-Kapazität kommen. Er ist zuversichtlich, dass die Hamburger Wirtschafts- sowie die Hafenbehörde bald zu einer Lösung für ein drittes Terminal kommen werden. Ein Standort am östlichen Hafenrand sei nautisch kein Problem und habe zudem gute Verkehrsanbindungen, sagte Behn.
Dieser touristische Boom schafft Umweltprobleme in den Städten. Die Schiffe benötigen auch während der Liegezeit viel Strom und lassen dazu ihre abgasproduzierenden Hilfsdiesel laufen. Der Naturschutzbund Nabu Hamburg hat bei Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) die „überfällige Entscheidung für einen Landstromanschluss“ angemahnt.
„Wie lange müssen die Hamburger noch darauf warten, dass der Senat endlich ihre Gesundheit schützt?“, fragte Nabu-Chef Alexander Porschke. Der Verband verwies auf seine Anzeigenkampagne unter dem Motto: „All-Inclusive heißt bei uns: Rußpartikel, Stickoxide und Schweröl sind im Preis inbegriffen!“ HCC-Chef Behn verwies auf den Einsatz schwefelärmerer Treibstoffe in der Schifffahrt und die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten beim Neubau und Betrieb der Ozeanriesen.
Für 2013 sind nach Feststellung des Deutschen Reiseverbandes (DRV) erheblich mehr Kreuzfahrten als 2012 im Voraus gebucht worden. Im Vorjahr hatte die Havarie der „Costa Concordia“ im Mittelmeer vor der italienischen Insel Giglio der Branche kurzzeitig eine Buchungsdelle gebracht. Die deutsche Kreuzfahrtbranche kommt auf 2,4 Milliarden Euro Jahresumsatz (2011) und rund 1,4 Millionen Gäste. Über die Zuwächse für 2012 will der DRV im März informieren.
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