Rewe-Chef Alain Caparros Der „Sonnenkönig“ bereitet seinen Abschied vor

Der Rewe-Chef konnte glänzende Jahreszahlen vorlegen.
Köln Alain Caparros klang fast ein bisschen traurig. „Das wäre jetzt ein schöner Abschied gewesen“, sagte der Rewe-Chef am Dienstag angesichts der Rekordzahlen, die er präsentieren konnte: den Umsatz um 3,7 Prozent auf 52,4 Milliarden Euro gesteigert, mit einem bereinigten Gewinn (Ebita) von 587 Millionen Euro das beste operative Ergebnis der Firmengeschichte erzielt. „Schade, dass ich noch rund zwei Jahre machen muss.“
Während der gesamten Pressekonferenz kokettierte der 59-Jährige mit seinem baldigen Abschied. Tatsächlich läuft sein Vertrag als Vorstandsvorsitzender der Rewe-Group Ende Dezember 2018 ab. Und Caparros lässt keinen Zweifel daran, dass er dann auch „in Rente“ gehen will, wie der lebensfrohe Rotweinliebhaber es formuliert.
Bei Rewe endet damit eine Ära. Seit 2006 führt Caparros den Kölner Handelskonzern. Er hat geschafft, woran viele vor ihm gescheitert sind. Er hat dem Traditionsunternehmen effiziente Strukturen verpasst und das Durcheinander zahlreicher Marken mit Namen wie Minimal oder HL gestrafft. Sogar im Online-Verkauf von Lebensmitteln ist Rewe unter den deutschen Händlern Pionier.
Und Caparros ist stolz darauf, dass er selbst entscheidet, wann er den Posten verlässt. „Das wäre doch eine einmalige Situation in den vergangenen 50 Jahren, die meisten meiner Vorgänger sind doch rausgeschmissen worden“, sagt er mit einem verschmitzten Lächeln.
Sein Nachfolger werde vom Aufsichtsrat am 2. November 2017 benannt, so Caparros. Trotzdem will er seinen Vertrag auf jeden Fall „bis zum letzten Tag erfüllen“. „Pflichtbewusstsein gibt es auch bei Franzosen“, scherzt der Rewe-Chef.
Dabei ist Caparros seit September letzten Jahres Deutscher - und hat seine französische Staatsbürgerschaft abgegeben. Und er lobt sein neues Heimatland gerne in den höchsten Tönen - besonders in der Flüchtlingskrise. Deutschland sei ein „Leuchtturm der Humanität in Europa“, sagte er der „Lebensmittelzeitung“. Dagegen schäme er sich heute, aus Frankreich zu kommen.