Rezension Legos Erfolgsanleitung für Manager
In dieser für das erfolgsverwöhnte Unternehmen völlig ungewohnten Situation zog der Enkel des Firmengründers und Haupteigner, Kjeld Kirk Kristiansen, die Notbremse – und tauschte das Management aus. Und siehe da: Nach und nach kam der Spielzeugriese wieder in Tritt. Dem späteren Erfolg ging allerdings eine akribische Arbeit voraus. Kein Klötzchen blieb auf dem anderen, alles wurde hinterfragt, Entscheidungswege wurden verkürzt.
Mittlerweile steht Lego besser da als je zuvor und hat die Konkurrenz weit hinter sich gelassen. Der Erfolg hat einen Namen: Jørgen Vig Knudstorp. Der ehemalige McKinsey-Manager und spätere Finanzchef von Lego wurde von Kristiansen zum neuen Konzernchef berufen. Damals – nur 35 Jahre jung – krempelte Knudstorp den den Bauklotz-Giganten um und schaffte ein neues Fundament.
Von Knudstorps Krisenmanagement können viele Unternehmen lernen, denn der umtriebige Lego-Boss machte etwas, das heute viel zu selten umgesetzt wird. Er hörte zu, sprach mit Mitarbeitern, trat in den direkten Dialog mit den zumeist kleinen Kunden, reiste zu den Produktionsstätten – alles, um sich ein besseres Bild von der Marke Lego zu verschaffen. Was passt nicht mehr? Worauf sollte sich das 1932 von dem Tischler Ole Kirk Christiansen gegründete Unternehmen konzentrieren?
Schnell fand Knudstorp heraus, dass „die Seele von Lego“ verloren gegangen war, wie er einmal im Gespräch mit dem Handelsblatt einräumte. Der Konzern hatte sich mit Computerspielen, den Legoland-Freizeitparks, Zeitschriften, Lernkonzepten und Kindermode völlig verzettelt. In keinem Bereich waren die Dänen wirklich noch Experten, der Kernbereich des Unternehmens, die Konstruktionsspielzeuge, war vernachlässigt worden.
Knudstorp erklärte einmal, dass er damals häufig Zweifel hatte, ob ihm die Wende gelingen würde. Zu verkrustet waren viele Strukturen im Unternehmen, zu lange hatte man sich auf Erfolgen der Vergangenheit ausgeruht. Das Unternehmen war „selbstzufrieden und engstirnig“ geworden, schreiben die Autoren.
Robertson und Breen schildern detailreich und leicht verständlich, wie der neue Lego-Chef nach Auswegen aus der Misere suchte: Sein Ziel war es, eine Kultur zu schaffen, in der Entwickler und Marketingleute sowohl die Flexibilität hatten, „das Richtige für Kinder zu tun, als auch den Impuls, das Richtige für den Profit zu tun“.
Die Rückbesinnung auf die Bauklötze, die Verknüpfung dieses Lego-Symbols mit Lizenzprodukten und Computerspielen sowie die Erschließung neuer Zielgruppen (Mädchen, Erwachsene) haben die Wende gebracht. Lego-Boss Knudstorp hat daran nach Meinung der Autoren einen gewaltigen Anteil. Denn er war es, der wieder zurückgeholt hat, was in Vergessenheit geraten war, „dass das Lego-System nicht nur ein Spielsystem, sondern auch ein Geschäftssystem ist“.
Trotz einiger Allgemeinplätze ( „Mach das Produkt für die Kunden, nicht für die Manager“) lohnt sich die Lektüre. Also bitte, liebe Manager: wieder einmal ein paar Bauklötze nehmen und sich fragen, ob alles noch passt, ob in Zeiten des Erfolgs die Perspektive noch stimmt. Dass auch Lego-Fans viel Neues über ihren Klötzchen-Lieferanten erfahren, macht das Buch noch interessanter.
Das Imperium der Steine: Wie Lego den Kampf ums Kinderzimmer gewann
Campus Verlag
Frankfurt/New York 2014
349 Seiten
Das Buch können Sie im Kaufhaus der Weltwirtschaft erwerben unter www.kaufhaus.handelsblatt.com.
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