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Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner Adidas' digitaler Vordenker

Vor einem Jahr hat der Österreicher Florian Gschwandtner sein Start-up Runtastic an Adidas verkauft, ist aber trotzdem an Bord geblieben. Er soll digitales Know-how in den Konzern bringen. Doch noch fremdeln beide Seiten.
02.08.2016 - 16:00 Uhr Kommentieren
*** EXKLUSIV *** Florian Gschwandtner , Chef von " Runtastic " in Pasching , Oberoesterreich . [ Rechtehinweis: picture alliance/APA/picturedesk.com ] Quelle: picture alliance
Florian Gschwandtner

Macht auch unter Adidas sein Ding.

(Foto: picture alliance)

Pasching Der Kontrast ist gewaltig: Hier der größte Sportkonzern Europas, der mit Tausenden Mitarbeitern auf einem ausgedehnten Campus im fränkischen Herzogenaurach residiert. Dort das dynamische Start-up, das sich auf einer Etage oberhalb einer Shopping-Mall im österreichischen Pasching eingemietet hat.

Adidas und Runtastic: Vor genau einem Jahr kam zusammen, was eigentlich nicht zusammenpasst. 220 Millionen Euro gab Adidas-Chef Herbert Hainer aus, um sich eine der bekanntesten Sport-Apps der Welt einzuverleiben.

„Wir sind jetzt Teil einer großen Familie“, zieht Florian Gschwandtner, 33, nach zwölf Monaten Konzernzugehörigkeit Bilanz. Dann ergänzt der Chef und Gründer von Runtastic: „Nach wie vor machen wir aber unser Ding.“ Soll heißen: Die 200 Mitarbeiter entwickeln Apps für Athleten, denken sich neue Features aus, versorgen die Nutzer mit News aus der Sportszene. Gerade so, wie sie es immer getan haben, seit Gschwandtner im Jahr 2009 mit drei Kompagnons begann.

Alles schön und recht, sagt Philipp Prechtl. „Doch es fragt sich, wie Runtastic mit Adidas verbunden werden soll“, so der Sportexperte der Unternehmensberatung Dr. Wieselhuber & Partner in München.

Was tun mit dem Datenberg? Quelle: dpa
Sport-App Runtastic

Was tun mit dem Datenberg?

(Foto: dpa)

„Wir sollen digitales Know-how in den Konzern reinbringen“, erklärt Gschwandtner. Der begeisterte Läufer ist nach der Übernahme an Bord geblieben. Trotz der vielen Millionen Euro, die ihm der Einstieg von Adidas aufs Konto gespült hat. Die Mehrheit besaß zwar Axel Springer, doch die Gründer waren beteiligt.

Adidas hat Gschwandtner von Anfang an eingebunden. Der muskulöse Mann, der häufig ein breites Lächeln auflegt, berichtet direkt an Markenvorstand Eric Liedtke. Mit dem Amerikaner ist er jüngst eine Woche durchs Silicon Valley gezogen, hat ihm die Türen zu Internet-Stars wie Google oder Facebook geöffnet.

18 Apps in 18 Sprachen hat Runtastic entwickelt, für Läufer, Radler und Fitness-Fans. Die Sportler zeichnen mit den Apps auf, wie schnell sie unterwegs sind, wie viele Kalorien sie verbrauchen, sie dokumentieren ihre Wege und vergleichen sich übers Internet mit Gleichgesinnten. Die Basisversion ist kostenlos, wer Trainingspläne und detaillierte Statistiken sucht, der muss ein Abo abschließen. Doch verkauft Adidas deshalb nur einen Turnschuh mehr? Vorstandschef Hainer windet sich. „Gemeinsam können wir neue digitale Sporterfahrungen schaffen“, äußerte sich der Manager zuletzt eher vage.

Tatsache ist: Beide Seiten tasten sich nach wie vor ab. Natürlich überlegt Gschwandtner, wie er den Datenberg im Sinne des neuen Eigentümers verwerten kann, den die 80 Millionen aktiven Nutzer jeden Tag erzeugen. „Die Nutzerzahl von Runtastic ist ein großes Pfund“, erläutert Berater Prechtl. „Es geht darum, Trends zu antizipieren“, meint Gschwandtner. „Wenn wir mehr wissen, können wir die Leute anders, persönlicher ansprechen.“ Noch ist der große, gemeinsame Wurf nicht gelungen.

Insider berichten, dass Gschwandtners Elan nicht nachgelassen hat, seit seine Firma zu Adidas gehört. „Ich will den Laden weiterhin leiten“, betont er. Und schiebt nach: „Ich habe schon immer groß gedacht.“

Dabei war der Erfolg keineswegs vorgezeichnet. Das erste Jahr haben die Gründer vom Ersparten gelebt, danach zahlten sie sich den Mindestlohn aus. Bereits im vierten Jahr freilich übernahm Springer die Mehrheit. Inzwischen steht bei Gschwandtner der Porsche in der Garage, zum Skifahren geht’s nach Kitzbühel. Doch Gschwandtner selbst, so beteuern Vertraute, habe sich kaum verändert. Mit allen im Unternehmen – und nach ein paar Minuten auch mit seinen Besuchern – duzt sich der Millionär.

Natürlich sind da Projekte, von denen Adidas profitieren wird. Gleich neben seinem verglasten Büro tüfteln Spezialisten an Virtual-Reality-Anwendungen, die den Onlineshop von Adidas aufpeppen könnten. Andere entwickeln Programme, die erkennen, wenn die Sportler ihre Turnschuhe austauschen sollten, weil die Sohle durchgelaufen ist. Doch das ist Zukunftsmusik.

Fest steht nur, dass Gschwandtners Team auch künftig eigenständig bleiben soll. Und so hat der Runtastic-Chef gerade eine weitere Etage in der „Plus City“ von Pasching angemietet, oberhalb von Kentucky Fried Chicken, McDonald’s und Nordsee. Die Renovierungsarbeiten überwachte er selbst.

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