Ryanair Wie Aldi werden – und expandieren wie Amazon
Kann Ryanair vom Billigflieger-Image loskommen?
Düsseldorf Ryanair bastelt schon seit geraumer Zeit an seinem Image. Der Billigflieger, für den „Service“ vor gar nicht allzu langer Zeit noch ein Fremdwort zu sein schien und dessen Chef Michael O'Leary früher einmal lauthals über Stehplätze und kostenpflichtige Toiletten nachdachte, verrät nun endlich das Ziel seiner Ruf-Korrektur.
Die Iren wollen nämlich in einer Reihe mit Aldi, Ikea und Hennes & Mauritz (H&M) stehen. Das verriet Marketingchef Kenny Jacobs nun in einem Interview mit Bloomberg News. Die drei Unternehmen repräsentieren den europäischen Zeitgeist, der besage: „Sparsames Leben ist eine gute Sache und schlau mit seinem Geld umgehen ist ziemlich gut“, sagte Jacobs.
Der deutsche Discounter Aldi habe einst nur für günstige Lebensmittel gestanden, sagte der Ryanair-Vorstand. Nun aber sei das anders: „Niedrigste Preise, gute Wahl“, sagt Jacobs – und spielt damit auf den Discounter-Trend an, auch Marken- und Edelprodukte in die Regale zu nehmen. Damit folgt er seinem Vorstandschef. Im Handelsblatt-Interview hatte O'Leary zuletzt Aldi und Lidl als Vorbilder genannt: „Wir wollen nicht mehr nur als Discounter wahrgenommen werden und uns nicht allein über niedrige Preise definieren.“
Der Billigflieger habe zwei Drittel der Maßnahmen zu seiner Image-Korrektur bereits hinter sich, so Jacobs weiter. Dazu gehörten die Möglichkeiten, mit Kreditkarten von American Express zu zahlen oder auf dem Flug Milch für Babys zu erwärmen genauso wie feste Sitzplätze und früheres Boarding.
In der kommenden Woche wolle die Airline eine neue Kunden-Charta veröffentlichen, kündigte Jacobs an. Der Buchungsvorgang auf der Webseite solle weiter vereinfacht werden. Der Billigflieger wolle mehr wie ein Reiseanbieter mit der Spezialisierung auf Flüge werden.
Ein Vorbild für den Verkauf aus einer Hand hat der Ryanair-Marketingchef gegenüber Bloomberg auch gleich parat: Vorbild bei der Expansion in neue Märkte sei Amazon. Damit ist die neue Ryanair-Strategie wohl klar: Das Ziel, in fünf Jahren 160 Millionen Passagiere zu befördern, wird erreicht, indem man zwar von den Großen lernt – aber bloß nicht selbst so wie die etablierten Airlines wird.
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