Schifffahrt Nordsee-Häfen Hamburg, Bremen und Wilhelmshaven steuern auf Zusammenschluss zu

Die Hansestadt gibt ihren Widerstand gegen eine Kooperation mit Bremen und Wilhelmshaven auf.
Düsseldorf Der Zusammenschluss der Hafenbetreiber in Hamburg, Bremen/Bremerhaven und Wilhelmshaven steht offenbar kurz vor der Entscheidung. „Wir wollen noch in diesem Jahr eine Absichtserklärung unterzeichnen“, sagte Angela Titzrath, Vorstandschefin des Hamburger Terminalbetreibers HHLA, am Donnerstag bei der Präsentation der jüngsten Quartalszahlen. Unmittelbar danach werde man mit einer Due Diligence, der Prüfung der Geschäftsbücher, beginnen.
Laut Titzrath sollen nicht die Hafenbehörden, sondern allein die acht Terminals an der deutschen Nordseeküste unter einem Dach vereint werden. Ob dies am Ende eine neue Gesellschaft werde oder lediglich eine Kooperation, sei noch offen.
Jede der bislang konkurrierenden Gesellschaften, warb Titzrath für den Plan, werde eigene Erfahrungen einbringen und somit die Automatisierung wie auch die Nachhaltigkeit in den Häfen beschleunigen. „Damit können wir zur Nummer eins in Europa werden“, schwärmte sie. Bislang muss sich Hamburg hinter Rotterdam und Antwerpen mit Rang drei begnügen.
Die hohen Löhne der Hafenarbeiter an der norddeutschen Küste, die viele Kritiker für wettbewerbsschädigend halten, will man dagegen nicht antasten. „Die Tarifvereinbarungen werden wir nicht infrage stellen“, sagte die HHLA-Chefin.
Bislang liefen die Gespräche vor allem auf politischer Ebene, denn an der börsennotierten HHLA ist Hamburg mehrheitlich beteiligt, an der Bremer Lagerhausgesellschaft (BLG) mehrheitlich die Stadt Bremen.
Während die Senatoren der beiden Stadtstaaten zuletzt Zustimmung signalisierten, kam von dem dritten betroffenen Gesellschafter, der vom Hamburger Unternehmer Thomas Eckelmann geführten Eurokai, wenig Unterstützung. Sie aber dürfte ein gewichtiges Wort mitreden, denn gemeinsam mit der BLG ist Eurokai zu gleichen Teilen beteiligt an den Eurogate-Terminals in Wilhelmshaven, Bremerhaven und Hamburg.
Milliardär Kühne treibt Fusion voran
Gleichzeitig aber treibt insbesondere der in der Schweiz lebende Milliardär Klaus Michael Kühne hinter den Kulissen die Fusion voran. Man werde sie notfalls sogar finanziell unterstützen, ließ der 84-jährige Mehrheitsaktionär der weltgrößten Seefrachtspedition Kühne + Nagel kürzlich mitteilen. Über seine 30-Prozent-Beteiligung an der Containerreederei Hapag-Lloyd ist Kühne indirekt Miteigentümer des HHLA-Terminals Hamburg-Altenwerder und der Verladestation in Wilhelmshaven.
Den Kartellbehörden habe man den geplanten Zusammenschluss noch nicht zur Genehmigung vorgelegt, erklärte Titzrath. Voraussichtlich sei hier die europäische Wettbewerbsaufsicht zuständig.
Dass sich Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven nach einem solchen Zusammenschluss bei den Preisen untereinander absprechen könnten, räumte die HHLA-Chefin indirekt ein. Gleichzeitig habe sich aber auf der Kundenseite, den in nur drei Allianzen vereinigten internationalen Seefahrtslinien, inzwischen eine Übermacht aufgebaut. „Die Reedereien nutzen ihre hohen Gewinne derzeit, um sich in Terminals, in der Luftfracht und im intermodalen Landverkehr einzukaufen“, sagte sie.
Wie hoch der Handlungsbedarf in Hamburg ist, zeigten die schon am Mittwoch veröffentlichten Neunmonatszahlen der HHLA. Zwar stieg das Betriebsergebnis um 51 Prozent auf 162 Millionen Euro – das jedoch nur, weil Container wegen der anhaltenden Transportstaus länger und damit zu höheren Hafengebühren gelagert werden mussten.
Mit einem Umschlagsplus von 1,6 Prozent verloren die HHLA-Terminals jedoch gegenüber der ausländischen Konkurrenz massiv Marktanteile. Der Hafen Rotterdam legte im selben Zeitraum um 7,8 Prozent beim Containerumschlag zu, Antwerpen schaffte ein Plus von 3,1 Prozent.
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