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Schlussverkauf und Schnäppchenjagd Von Rabatt zu Rabatt

60 Prozent Rabatt auf die neue Küche, 40 Prozent auf den Wollpulli oder 20 Prozent auf den Himbeerjoghurt: Verbraucher werden mit Schnäppchenangeboten überschüttet. In welchen Branchen die Rabattschlacht tobt.
03.01.2017 - 16:00 Uhr Kommentieren
Mit Schnäppchenangeboten werden die Kunden in die Geschäfte gelockt. Quelle: dpa
Rabattaktion

Mit Schnäppchenangeboten werden die Kunden in die Geschäfte gelockt.

(Foto: dpa)

Berlin Den Schlussverkauf braucht der Verbraucher längst nicht mehr, um saftige Rabatte einzustreichen. In manchen Branchen wird mittlerweile fast ganzjährig heftig reduziert. „Wir leben in einer Discount-Gesellschaft“, sagt Handelsexperte Martin Fassnacht von der WHU Otto Beisheim School of Management. „Die Kunden werden smarter.“ „Black Friday“ und „Cyber Monday“ sind längst Begriffe, die auch in Deutschland angekommen sind. Der Verbraucher vergleicht – auch mit Hilfe des Internets – die Preise.

Pricing – also die Preisgestaltung – ist je nach Branche jedoch sehr verschieden, wie Sebastian Deppe von der Handelsberatung BBE sagt. Eine Auswahl besonders rabattgetriebener Branchen – und wie sie ticken:

Lebensmittel

Lidl hat den „Supersamstag“, Penny den „Framstag“ – die Lebensmittelgeschäfte unternehmen viel, um die Kunden in ihre Läden zu locken. „Die Deutschen sind sehr preissensibel bei Lebensmitteln“, sagt Fassnacht.

Discounter hätten im Lebensmitteleinzelhandel einen Marktanteil von knapp 42 Prozent. „Wenn Sie starke Discounter haben, dann müssen die Verbraucher- und Supermärkte sich daran orientieren.“ Dies täten sie etwa mit günstigen Eigenmarken. Und mit extremen Angeboten. Deppe spricht von „Lockvogel-Preisen“, die den Kunden ins Geschäft holen sollen – in der Hoffnung, dass er am Ende doch seinen Wocheneinkauf erledigt. EY-Handelsexperte Thomas Harms weist darauf hin, dass extreme Angebote weniger vom Handel als von der Industrie gesteuert werden. So sollten Marktanteile gewonnen werden.

Kleidung

Schlussverkauf, das versprach früher vor allem Schnäppchen von der Kleiderstange. Heute werben die Textilketten immerzu mit den roten Sale-Schildern. Allein: „Unsere Schränke sind schon relativ voll“, sagt Fassnacht. Und da selbst hochwertige Marken nach der Saison reduziert würden, seien die Kunden bereit zu warten. „Wir Verbraucher haben Zeit.“ Anders als die Händler: Die müssen ihre Lager und Verkaufsflächen zur neuen Saison leer bekommen. Alles muss raus. „Wenn Sie es auf einen Euro reduzieren, geht das hässlichste Teil am Ende auch weg“, sagt Harms. Stationäre Händler sind davon stärker betroffen als die Onliner, wie Deppe sagt. Verkaufsfläche ist teurer als Lagerfläche. Faustregel ist: Je schlechter das Wetter, desto früher beginnt der Sale.

Autos

Der Preis sei das einfachste Mittel, kurzfristig mehr Kunden zu generieren, sagt Fassnacht – auch in der Autobranche. „Wenn die Branche unter Druck ist, was Neuanmeldungen angeht, sind die Rabatte relativ stark“, sagt Pricing-Experte Deppe. Handelsexperte Martin Fassnacht: „Verbraucher sind insgesamt illoyaler geworden.“ Auch Ferdinand Dudenhöffer und Karsten Neuberger vom Forschungszentrum CAR an der Universität Duisburg-Essen schrieben im November 2016, die seit Jahren hohen Rabatte seien „ein deutliches Zeichen, dass die emotionale Kraft der Automarken bei den Kunden an Bedeutung verliert“. Die Autos seien vergleichbar geworden, weil es lange keine wegbereitenden Innovationen gegeben habe. „Die Mobilfunkgeräte, etwa von Apple, haben gezeigt, dass man mit großen Innovationsschritten Märkte völlig neu gestalten kann.“ Fassnacht sagt dazu: „Je stärker eine Marke ist, umso weniger ist sie Preiskämpfen ausgesetzt.“

Wofür die Europäer am meisten ausgeben
Platz 10: Hosen (Damen)
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Mode geht immer: Im Jahr 2016 liegt der Umsatz mit Hosen und Jeans aus dem Bereich Damenbekleidung in Europa bei insgesamt 30,7 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Die Herren kommen nur auf einen Umsatz von 26,6 Milliarden Euro.

Quelle: statista.com. Die Rangfolge beruht auf den Daten des Statista Consumer Market Outlook und zeigt die Anteile der wichtigsten Produktkategorien am gesamteuropäischen Inlandsangebot von Fast Moving Consumer Goods und Bekleidung.

(Foto: dpa)
Platz 9: T-Shirts und Unterhemden
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Laut der Studie lassen sich die Männer und Frauen aus Europa T-Shirts und Unterhemden jährlich um die 32,4 Milliarden Euro kosten. Der Wachstum in diesem Markt fällt allerdings zurück.

(Foto: dpa)
Platz 8: Brot
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Deutsches Brot ist weltweit beliebt, seit 2011 befindet es sich auf dem Weg, zum Weltkulturerbe der Unesco zu werden. Europaweit wird in 2016 Brot in einem Gesamtwert von 34,6 Milliarden Euro gekauft.

(Foto: dpa)
Platz 7: Tafelwein
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Laut Statista wurden im vergangenen Jahr allein in Italien rund 20,5 Millionen Hektoliter Wein getrunken. In Europa wird in diesem Jahr Wein im Gesamtwert von 38,9 Milliarden Euro gekauft. Außerdem auf Platz sieben: Lederschuhe.

(Foto: dpa)
Platz 6: Käse
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Käse oder Wurst? Die Europäer mögen lieber das Milcherzeugnis. 39,2 Milliarden Euro geben sie dafür im Jahr 2016 aus, für Wurst nur 31 Milliarden.

(Foto: dpa)
Platz 5: Aufschnitt, Braten und Fleischwaren
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Dafür schlagen sie beim Fleisch zu: 46,7 Milliarden Euro beträgt der Umsatz in diesem Bereich (ohne Wurstwaren, Schinken und Speck).

(Foto: dpa)
Platz 4: salzige und süße Kuchen und Gebäcke
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Nach herzhaft kommt süß – oder in diesem Fall davor, denn Kuchen und Gebäck schaffen es auf Platz 4. 48,8 Milliarden Euro geben die Europäer für die Leckereien aus.

(Foto: dpa)

Möbel

Beim Kauf einer Küche sind schon mal 40, 50 oder 60 Prozent Rabatt drin. Auch andere Möbel werden teils heftig reduziert. Bei ohnehin kostspieligen Produkten sei die Verhandlungsbereitschaft der Kunden höher, sagt Deppe. Das kalkulieren die Händler mit ein. „Die Möbelbranche war immer schon brutal überkalkuliert“, sagt Harms. Wettbewerbshüter prangerten zuletzt jedoch Werbetricks der Branche an. Verbraucher sollten der Wettbewerbszentrale zufolge den bunten Print-Prospekten keinen Glauben schenkten. Mitunter werden demnach falsche Gesamtpreise gebildet, falsche ursprüngliche Preisempfehlungen zum Vergleich genannt oder gleich Mondpreise frei erfunden. Ein Sonderfall sind Matratzen. Ihnen fehlt der „symbolische Nutzen“, wie Fassnacht sagt. Will heißen: Eine Matratze ist in der Wohnung nicht sichtbar, ihr Besitzer kann damit niemanden beeindrucken.

Baumärkte

„20 Prozent auf alles – außer Tiernahrung.“ Den Slogan der Baumarkt-Kette Praktiker kennt jeder. Aber: „Das war nicht die nachhaltigste Strategie“, sagt Sebastian Deppe. 2013 waren Praktiker und Max Bahr zahlungsunfähig geworden, 2014 schlossen sie ihre letzten Filialen. Seitdem habe sich der Preiskampf etwas beruhigt. Baumärkte gelten ohnehin als preisgünstig. Deutliche Rabatte gibt es nur noch bei Einzelaktionen, wie Deppe sagt. „Das hat aber eine andere Güte.“

  • dpa
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