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Seefahrt Konkurrent für den Hamburger Hafen? Hapag-Lloyd kauft sich beim Jade-Weser-Port ein

Die Containerreederei Hapag-Lloyd erwirbt 30 Prozent am Jade-Weser-Port. Dem eigenen Minderheitsaktionär, der Hansestadt Hamburg, könnte das schaden.
28.09.2021 - 13:42 Uhr 1 Kommentar
Dem Hamburger Hafen droht nach dem jüngsten Deal von Hapag-Lloyd ein Umsatzverlust. Quelle: dapd
Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven

Dem Hamburger Hafen droht nach dem jüngsten Deal von Hapag-Lloyd ein Umsatzverlust.

(Foto: dapd)

Düsseldorf, Berlin Deutschlands größte Reederei, die Hamburger Schifffahrtslinie Hapag-Lloyd, steigt bei einem Konkurrenzhafen der Hansestadt ein. Wie die Containerfirma am Dienstag mitteilte, werde man 30 Prozent am Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven erwerben, dem einzigen Tiefseehafen der Bundesrepublik.

Der Aufsichtsrat habe dem Plan, über den das Handelsblatt bereits berichtet hatte, am Montag zugestimmt. Die restlichen 70 Prozent sollen beim Bremer Terminalbetreiber Eurogate verbleiben.

Verkäufer des Minderheitsanteils ist die dänische Reederei Maersk, deren Renditeerwartungen für den 2012 eröffneten Port in Wilhelmshaven enttäuscht wurden. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden, erklärten die Verhandlungspartner.

Mit dem endgültigen Vertragsabschluss rechnet man bei Hapag-Lloyd erst in den nächsten Monaten, sodass Managemententscheidungen zunächst auf sich warten lassen. Aus Sicht von Hamburg steht zu befürchten, dass Hapag-Lloyd Schiffsanläufe von der Elbe nach Wilhelmshaven verlegen wird. Zuletzt wurde über zwei Liniendienste aus Asien spekuliert, die künftig in Hamburg fehlen würden.

Erst vor wenigen Wochen hatte Vorstandschef Rolf Habben Jansen die Bestellung mehrerer Megafrachter mit Kapazitäten von bis zu 23.500 Standardcontainern (TEU) bekannt gegeben, denen die zu niedrige Hamburger Köhlbrandbrücke die Einfahrt zum Terminal Altenwerder versperren würde. Die Abfertigung in Wilhelmshaven, wo Schiffe mit bis zu 17,50 Meter Tiefgang entladen werden können, ist für solche Riesenschiffe dagegen problemlos.

Aktuell läuft Hapag-Lloyd den Jade-Weser-Port nicht an, wie ein Konzernsprecher erklärte. „Ob künftig Dienste dorthin verlegt werden, ist noch nicht entschieden.“ Auch sei es noch zu früh, um zu sagen, was die Entscheidung für Hamburg bedeute. Pikant: Die Hansestadt hatte die Reederei vor einigen Jahren mit dreistelligen Millionenbeträgen vor dem Untergang bewahrt und ist bis heute über ihre Tochtergesellschaft HGV mit 13,9 Prozent beteiligt.

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Entsprechend richtete Hamburgs FDP-Landesvorsitzender Michael Kruse einen scharfen Vorwurf an den rot-grünen Senat der Hansestadt: „Der Einstieg von Hapag-Lloyd in Wilhelmshaven offenbart den beteiligungspolitischen Blindflug des Hamburger Senats“, kritisierte er.

„Beim Bürgermeister müssen alle Alarmglocken schrillen, wenn ein Hamburger Unternehmen den Abzug von Ladung aus dem Hamburger Hafen plant, weil es mit einem anderen Hamburger Unternehmen Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit hat.“ Gemeint ist damit wohl der Hafenbetreiber HHLA, an dem die Hansestadt die Aktienmehrheit hält. Ein Sprecher der Hamburger Wirtschaftsbehörde wollte sich auf Anfrage zunächst nicht zu dem Thema äußern.

Jade-Weser-Port galt lange Zeit als Investitionsruine

Der maritime Koordinator der Bundesregierung, Norbert Brackmann, begrüßte den Beschluss der Reederei. „Die Entscheidung ist die Konsequenz der Optimierung der Geschäftsmodelle der Reeder, im konkreten Fall von Hapag-Lloyd“, sagte Brackmann dem Handelsblatt.

Zwar sei dies eine Entscheidung gegen Hamburg und die trotz Elbvertiefung bestehenden Restriktionen. Es gehe aber um die globalen, wieder wachsenden Lieferströme. „Wir müssen die Häfen in der Deutschen Bucht optimal nutzen, um Verkehre noch in Deutschland zu platzieren.“

Der Jade-Weser-Port galt aus Sicht von Deutschlands Seefahrtsunternehmen lange Zeit als Investitionsruine. Bauschäden hatten die Eröffnung immer wieder hinausgezögert und die Kosten in die Höhe getrieben. Am Ende flossen 650 Millionen Euro Steuergeld in das Bauprojekt, das bis heute nicht hinreichend ausgelastet ist. 2020 wurden dort gerade einmal 423.243 Standardcontainer umgeschlagen, obwohl der Hafen für 2,7 Millionen ausgelegt ist. Das Wort „Geisterhafen“ machte die Runde.

Als Grund für die Flaute nennen Transporteure immer wieder die dürftige Hinterland-Anbindung des Jade-Weser-Ports, die allerdings durch neue Gleisanlagen zunehmend verbessert wird. An der Bahngesellschaft Rail Terminal Wilhelmshaven (RTW) will Hapag-Lloyd nun ebenfalls 50 Prozent der Anteile übernehmen.

Die Rivalität zwischen dem bremisch-niedersächsischen Projekt Jade-Weser-Port und dem rund viermal so großen Hafen an der Elbe könnte jedoch bald schon entschärft werden. So gibt es derzeit Gespräche auf Senatsebene, um die deutschen Terminals der HHLA und der Bremer Eurogate unter ein Dach zu bringen. Vier Senatoren in Hamburg haben diese Pläne vor wenigen Tagen in einer gemeinsamen Erklärung öffentlich begrüßt.

Mehr: Rivalisierende deutsche Nordseehäfen kämpfen gegen den Niedergang – und könnten fusionieren

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1 Kommentar zu "Seefahrt: Konkurrent für den Hamburger Hafen? Hapag-Lloyd kauft sich beim Jade-Weser-Port ein"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Maersk ist nicht umsonst der größte Reeder der Welt und hat mit seiner Geschäftspolitik großen Erfolg. Jetzt hat man in Kopenhagen eingesehen das die Beteiligung in Wilhelmshaven ein Flop ist und deshalb nach Verlust reichen Jahren beendet werden muss.
    Hapag-Lloyd hat sicher das bessere Konzept und wird den Jade-Weser Port in erfolgreiche Jahre führen. Der Hamburger Senat träumt weiter vor sich hin und merkt nicht einmal wie der Stadt die Felle davon schwimmen, die sie einmal groß und reich gemacht haben. Aber wofür brauchen wir einen Hafen und damit weltweiten Handel ??

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