„Der Flug einer deutschen Gesellschaft mit einem englischen Namen, Germanwings, Billigflieger von Lufthansa. Airbus 320, in Barcelona gestartet. In den Bergen der Provence abgestürzt, einen Steinwurf von Italien entfernt. Es ist eine gemeinsame Trauer, und wir spüren sie. Es ist ein Flug, den jeder hätte nehmen können, und den einige sicher schon genommen haben. (...) Ein Blick auf die Nachrichten zeigt es: Eine identische, akribische, leidenschaftliche Berichterstattung. Verschiedene Sprachen, gleicher Kummer. Wir haben einen Tag die Dinge vergessen, die uns trennen.“
„Ein Germanwings-Flugzeug stürzte in Frankreich ab. Das schwerste Flugzeugunglück seit Jahren in Europa ereignete sich über den französischen Alpen, wo das Passagierflugzeug mit 150 Menschen an Bord abstürzte. (.) Die Tragödie ist die erste für die Lufthansa seit 1993, als ein ihrer Flugzeuge bei der Landung in Warschau verunglückte - dabei kamen zwei Menschen ums Leben. Jetzt aber ereignete sich das Unglück im Anschluss an eine Reihe von Problemen für die Deutsche Lufthansa AG wie etwa Proteste des Personals, wachsender Konkurrenzdruck und Führungswechsel in den vergangenen Jahren.“
„Diesmal hat es kein malaysisches Flugzeug über der kämpfenden Ukraine oder ein algerisches über Mali getroffen, sondern eine durch und durch westeuropäische Maschine über einem Teil Westeuropas. Daraus lassen sich noch keine Schlussfolgerungen ziehen, außer vielleicht der, dass Flugzeuge abstürzen können. Und wenn es keinen klaren Schuldigen oder andere Erkenntnisse gibt, kommt in der Regel die Statistik zu Wort. Ist Fliegen sicher? Ja, sagen die zuständigen Behörden und deren Zahlen. Diese Zahlen sind nicht gefälscht, haben aber eine Schwäche. Sie rechnen nicht mit der vor zehntausenden Jahren im Kampf um das Überleben geformten Psychologie des Homo sapiens. Der Instinkt sagt ihm, dass ein Autofahrer mehr oder weniger Herr seines Schicksals sei, ein Passagier im Flugzeug aber nicht.“
„Offen wird natürlich nicht darüber gesprochen, doch der Absturz trifft die Lufthansa auch wirtschaftlich schwer. Hohe Pensionslasten, Fehlspekulationen beim Kerosin und die fortgesetzten Arbeitskämpfe haben den Gewinn des Dax-Konzerns im vergangenen Jahr fast auf null schmelzen lassen.“
„Die unbestätigten Flugdaten von Tracking-Webseiten scheinen eine Explosion oder einen Totalausfall mitten in der Luft auszuschließen, weil dann der Sinkflug schneller gewesen wäre. Experten sagen, dass Flugzeuge im Fall eines Motorenversagens länger gleiten können.“
„Luftfahrtexperten sagen, dass der Sinkflug länger dauerte als die drei bis vier Minuten, die er hätte dauern sollen. Die Tatsache, dass kein Notruf abgesetzt wurde, ist der entscheidende Punkt des Unglücks.“
„Statistisch ist der Flugverkehr ziemlich sicher. Seit 2000 gab es in Europa nur acht große Luftverkehrsunglücke, die zusammen 1200 Menschenleben forderten. Die Hälfte betraf moderne Flugzeuge mit guten Piloten, nicht Raketen, Terroranschläge oder postsowjetisches Chaos. Doch auch die Besten machen Fehler und sind nicht auf alles vorbereitet. Nach einer solchen Katastrophe wird stets wieder etwas verbessert. Das reicht aber gerade, um zu verhindern, dass mit der ständig steigenden Zahl von Flügen nicht auch die Unglücke zunehmen.“
„Der Airbus A320 ist einer der am meisten genutzten Flieger der Welt; ein Flugzeug aus der A320-Familie startet oder landet laut Airbus alle 2,5 Sekunden. Aber der Kurzstrecken-A320 mit nur einem Mittelgang war seit 1988 auch in ein Dutzend tödliche Abstürze verwickelt - etwa im Dezember, als ein Jet von AirAsia in das Meer vor Java stürzte und 162 Passagiere und Crew-Mitglieder in den Tod riss.“
„Trotz der aufsehenerregenden Katastrophen des vergangenen Jahres mit verschwundenen und abgestürzten Passagierflugzeugen war es noch nie sicherer zu fliegen, wie neue Untersuchungen zeigen. Aber so nehmen das die Passagiere nicht wahr. Jetzt können sie besorgt in Richtung Alpen schauen. Es mag wie ein Déjà-vu gewirkt haben, als die Meldung von einem Flugzeugabsturz in den Alpen am Dienstag kam. Wie etwas, das man einmal zu viel gehört hat.“
„Trotz einer Reihe von Flugunfällen, die im vergangenen Jahr die Öffentlichkeit bewegten, bleiben Flugzeugabstürze in Europa eine Seltenheit. Germanwings hatte eine makellose Sicherheitsbilanz, und der letzte große Unfall der (Muttergesellschaft) Lufthansa ereignete sich 1993. Weltweit ereignet sich weniger als jeder zehnte Unfall während der Flugphase der Maschine.“
„Es ist ein harter Schlag für Airbus. Das Unternehmen hat ein Spezialistenteam zum Unfallort geschickt, um bei der Untersuchung der Ursachen zu helfen. Der Airbus A320 ist die von Lowcost-Gesellschaften wie Germanwings am meisten eingesetzte Maschine, weil die Gesellschaften zunehmend auf ein einziges Modell zurückgreifen, um bei der Wartung zu sparen. Airbus plant, im kommenden Jahr 46 Maschinen pro Monat zu produzieren (gegenwärtig sind es 42) und nach 2018 die Zahl zu erhöhen. Diese Perspektiven haben an der Börse am Abend zu einem Anstieg der Airbus-Aktie um 0,3 Prozent geführt, nachdem sie am Morgen um zwei Prozent gefallen war.“
„Der Absturz des Germanwings-Flugs von Barcelona nach Düsseldorf hat in Deutschland grosse Bestürzung ausgelöst. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte alle Termine ab und trat am Nachmittag kurz im Bundeskanzleramt vor die Medien, um ihrer Betroffenheit und ihrer Verbundenheit mit den Angehörigen der Verunglückten Ausdruck zu geben. Der Geschäftsführer von Germanwings, Thomas Winkelmann, und der Flugbetriebsleiter des Unternehmens, Stefan-Kenan Scheib, verbaten sich jegliche Spekulation, sowohl über die Unglücksursache als auch über Angaben zu den Opfern.“
„Der Airbus A320 gehört zu den beliebtesten Arbeitspferden in der Geschichte der Fluggesellschaften und steht in der Sicherheitsbilanz über dem Durchschnitt. Allerdings gibt es bei einigen Piloten Unbehagen wegen der hochautomatisierten Systeme des Airbus. Seit 1988 sind mehr als 1000 Menschen bei über 20 Unfällen mit Maschinen der A320 Familie gestorben. Die meisten dieser Unfälle standen jedoch nicht in Verbindung mit der technischen Gestaltung des Flugzeugs.“
„Es wird wohl mehrere Tage dauern, bis das Geheimnis gelüftet werden kann, das die Ursachen der Katastrophe des Airbus A320 der Fluggesellschaft Germanwings mit 150 Toten umgibt. Es ist einer der mörderischsten Unfälle in Frankreich seit dem Absturz der Concorde von Air France am 25. Juli 2000 kurz nach dem Start vom Flughafen Roissy-Charles de Gaulle, als 113 Menschen starben.“
„Der Absturz des Germanwings-Airbus A320 könnte die Strategie der Lowcost-Entwicklung bei Lufthansa infrage stellen. Nach Germanwings als Tochter für Kurz- und Mittelstreckenflüge hatte die deutsche Fluggesellschaft mit Eurowings eine weitere Gesellschaft gegründet, die ausschließlich für Billig-Langstreckenflüge zuständig ist.“
„Bis zum Abend wusste man noch nichts über die Ursache dieser Katastrophe, also konnte man nichts weiter tun, als der Opfer dieses Unfalls zu gedenken. Sie waren an einem Frühlingsmorgen in Barcelona an Bord eines Flugzeugs nach Düsseldorf gestiegen. Eine banale Reise, wie Tausende jeden Tag. Es waren Deutsche, Spanier und andere Nationalitäten. Einige Stunden später sind 150 Familien und ihre engsten Angehörigen für den Rest ihres Lebens tief verletzt.“
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Einen solchen weitgehend überflüssigen "Tourismus" von Politikern, noch bevor die Bergung abgeschlossen ist, halte auch ich für vollkommen unangebracht. Dass die betroffenen Staatsoberhäupter sich später zum Gedenken (und Danken) versammeln, mag ja angehen und sogar angemessen sein. Aber was wollten und konnten der Außenminister, der Verkehrsminister und sogar Abgeordnete des Verkehrsausschusses dort bewirken? Es ist nicht bekannt geworden, dass sich spanische Abgeordnete am Ort des Geschehens, wo es auf sie auch nicht im Geringsten ankommt, versammelt hätten. Ein Schelm der Bürger und Steuerzahler, der sich fragt, warum die deutschen denn diesen in der Sache sinnlosen und verschwenderisch wirkenden "Ausflug" gemacht haben. Die so vergeudeten Ressourcen hätte man z. B. zur Unterstützung einschlägiger Rettungsdienste oder betroffener Angehöriger weit sinnvoller verwenden können. Und ja, Herr Joker, auch ich bin der Auffassung, dass man sich auch bei den von Ihnen erwähnten andern Katastrophen mehr "reinhängen" muss, will man denn als Politiker wirklich glaubwürdig sein. Aber, hat nicht ein Volk genau die Volksvertreter, die es verdient...?
Beitrag von der Redaktion gelöscht. Bitte bleiben Sie sachlich.
Also auf beheizte Sensoren 'verzichtet man bei Airbus'. Die sind Airbus "zu teuer". Dann könnte das Publikum auf Airbusse verzichten und sich vielleicht besser für Boeing Maschinen entscheiden. Eine 24 Jahre alte Maschine mit über 58 000 Flugstunden und über 47 000 Starts und Landungen ist schon ein ziemlich altes Pferd, und mit alten Pferden geht man höchsten Sonntags ein Stündchen reiten.
Grausam, schrecklich, was gestern passiert ist. 150 Menschen wurden Opfer eines Flugzeugunglücks. Viele Düsseldorfer waren darunter, vielleicht sogar ein entfernter Bekannter. Es gab keine Explosion, auf einmal war es totenstill, wird ein Augenzeuge aus dem nahe gelegenen Dorf zitiert.
Aber was war in der Maschine los? Ein erfahrener Pilot, der nichts unternimmt, die Maschine hochzuziehen und keinen Notruf absetzt. Kinder, die im Angesicht der bedrohlichen Situation nicht versuchen, ihre Eltern anzurufen. Niemand, der noch schnell seine Liebsten anrufen wollte. Bei 144 Passagieren sind 140 Handys an Bord und niemand hat telefoniert? Was ist in der Maschine vor dem Aufschlag passiert? Man möchte fast hoffen, daß sie alle bewußtlos waren, bevor die Maschine aufschlug.
Viele Fragen, auf die der Stimmenrekorder hofffentlich Antworten gibt
@H.Nasch Freudiger
Das ist eine interessante Fragestellung.Besteht die technische Möglichkeit sich über den Bordfunk durch eine Schnittstelle für Fernwartung unbefugt in den Bordcomputer einzuhacken und dort zu manipulieren?
@ H.Bauer
Ich halte es für eher unwahrscheinlich das die Piloten reflexartig zum Landeanflug angesetzt haben. Als erfahrene Piloten waren sie sich doch darüber bewusst, dass sie sich in den Alpen befanden und dieser Rettungsversuch damit in einem Desaster enden muss. Es ist natürlich nicht auszuschließen das toxische Brandgase bereits die Entscheidungsfähigkeit negativ beeinflusst haben. Ich hätte aber in dem beschriebenen Szenario eher erwartet, dass über einen Richtungswechsel (Wende) der Versuch gestartet worden wäre den nächstgelegenen Landeplatz anzusteuern.
@Bauer
"...Was lange dauern könnte ist allerdings eine öffenlichkeitsverträgliche Interpretation zu finden, um nicht gar die ganze A3xx Serie grounden zu müssen..."
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Sie scheinen dieses Metier zu kennen. Deshalb meine, wahrscheinlich blöde Frage an Sie oder andere hier im Forum: Ist es absolut auszuschließen, dass jemand von außerhalb in die Computertechnik böswillig eingegriffen hat, und auf diese Weise der Mannschaft die Kontrolle über das Flugzeug entriss?
Immerhin ist ja bekannt, dass derartiges Vorgehen über die Automobil-Computer möglich ist.
@ H. Rohde
Lesen Sie bitte meinen Beitrag nochmal. Meine Vermutung, auch der Bezug zu MH370, geht dahin, daß die crew durch toxische Brandgase (Kabelbrand) bewußtlos wurde. Bei Druckverlust wäre der erste Reflex eines jeden Piloten der Griff zur Sauerstoffmaske, die über seinem Kopf hängt.
Für den Sinkflug macht es wenig Unterschied, ob der Pilot die Triebwerke auf idle zurücknimmt oder diese ausfallen (was höchst unwahrscheinllich ist). Den Rest besorgt dann der Autopilot. Im Falle MH370 haben offensichtlich die Piloten noch eingegriffen, und das Fzg auf Gegenkurs gebracht.
Bei Feuer an Bord ist der erste Entschluß immer (oder sollte es sein), die Maschine so rasch wie möhlich zu landen. Ansonsten siehe Swissair Flug 111.
Der Sinkflug mit stabilen Sinkwinkel spricht nicht für einen Triebwerksausfall, zumal dieser Flugzeugtyp auch mit nur einem Triebwerk noch flugfähig wäre. Ein vollständiger Triebwerksausfall hätte auch nach Expertenmeinung zu einem anderen Sinkverhalten geführt. Daher ist zu vermuten, das das Flugzeug kontrolliert gesteuert durch den Autopiloten mit funktionierenden Triebwerken geflogen ist. Bei einem plötzlichen Druckabfall in der Kabine reagiert der Autopilot mit einem Notfallsinkflugprogramm um die Maschine in eine geringere, sauerstoffreichere Höhe zu bringen. Zusätzlich werden Sauerstoffmasken ausgeworfen. Warum aber hat der Pilot in Kenntnis der Lage den Autopiloten nicht abgestellt? Ging der Druckabfall zu schnell um noch handeln zu können oder brauchte der Abschaltvorgang des Autopiloten einfach zu lange. Für ersteres spricht das nach der Notfallmeldung auch auf Rückfrage des Towers keine weitere Kommunikation mit dem Cockpit stattfand. Die Schlüsselfrage lautet: Kann eine schadhafte Reparatur an der druckschützenden Außenhülle zu der ggf. auch die Bugradklappe gehört der Auslöser gewesen sein?
Zunächst: die Auswertung der black boxes dauert nicht Monate oder mehr, sondern Tage oder längstens Wochen (falls sie beschädigt sind). Was lange dauern könnte ist allerdings eine öffenlichkeitsverträgliche Interpretation zu finden, um nicht gar die ganze A3xx Serie grounden zu müssen. Insofern haben die A3xx allerdings einiges an Vorgeschichte zu bieten.
Der Unfall läßt an MH370 denken, einige Parallelen drängen sich da auf. In beiden Fällen könnte ein Kabelbrand im Cockpitbereich die Piloten erstickt haben. Im Falle MH370 ist es plausibel, daß die Crew noch auf Gegenkurs ging, um einen Notlandeplatz an Land zu erreichen, dann aber ausfiel und das Flugzeug per Autopilot das gesetzte heading plus Flughöhe beibehielt bis der Kraftstoff zu Ende war. Könnte so gelaufen sein, muß aber nicht.
Im aktuellen Falle 4U9525 läßt die Sinkrate darauf schliessen, daß ein Notabstieg eingeleitet wurde bevor die crew ausfiel, der dann zwangsläufig im crash endete. Theoretisch möglich wäre auch ein gleichzeitiger Ausfall beider Triebwerke, da die Sinkrate etwa der Gleitzahl entspricht. Wie gesagt, theoretisch, denn die Wahrscheinlichkeit dafür ist vernachlässigbar.
Die Autopsie der Unfallopfer wird erweisen, ob sie beim Aufschlag überhaupt noch am Leben oder bereits erstickt waren. RIP