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Spielwarenfabrikant Kurt Hesse Der Feind von Ferrari

Kurt Hesse hat Ferrari die Marke Testarossa abgeluchst – und dafür nun recht bekommen. Es ist nicht der erste Triumph dieser Art für den Spielwarenfabrikanten. Auch mit VW und BMW legte er sich bereits an.
03.08.2017 - 16:59 Uhr Kommentieren
Zahlreiche Prozesse hat der Unternehmer bereits durchgestanden.
Kurt Hesse

Zahlreiche Prozesse hat der Unternehmer bereits durchgestanden.

Düsseldorf Einem Streit ist Kurt Hesse noch nie aus dem Weg gegangen. Markenrecht geschrieben hat sein Kampf mit Opel 2006, der bis zum Europäischen Gerichtshof ging. Der Autobauer wollte ihm verbieten, das Logo mit dem berühmten Blitz für Spielzeugautos zu nutzen – und scheiterte krachend.

Jetzt hat Hesse erneut einem Autohersteller die Grenzen aufgezeigt. Vor dem Düsseldorfer Landgericht setzte der Unternehmer durch, dass Ferrari einer Löschung der Kultmarke Testarossa zustimmen muss. Bereits 1996 hatte der Sportwagenbauer die Produktion von Testarossa-Modellen eingestellt. In den Jahren danach habe das Unternehmen die Marke nicht mehr ausreichend genutzt, begründete das Gericht die Entscheidung.

Hesse war auf das Potenzial der Marke Testarossa zufällig beim Kaffeetrinken im Italien-Urlaub aufmerksam worden – gibt es dort doch eine gleichnamige Café-Kette. Nach kurzer Recherche stellte er fest, dass Ferrari die Marke offenbar nicht ausreichend abgesichert hatte, und sicherte sich die Rechte für zahlreiche Produkte. „Das geht nicht gegen Ferrari“, so Hesse, „aber im Markenrecht gibt es klare Regeln, und an die müssen sich alle halten.“ Sollte er sich auch in den weiteren Instanzen durchsetzen, plant er auch E-Bikes oder Nassrasierer unter dem Namen Testarossa.

Der 73-Jährige ist über Umwege zur Spielzeugindustrie gekommen. Mit 26 Jahren gründete er seine erste Firma, eine Ingenieurgesellschaft. Das war 1970. Ein paar Jahre später beschäftigte der umtriebige Techniker aus Nürnberg 360 Mitarbeiter und hatte Aufträge großer Autohersteller. Auf der Suche nach einer Produktionsstätte stieß er 1985 auf den insolventen Autorennbahn-Produzenten Carrera. Er ließ sich überreden, das Unternehmen weiterzuführen und legte so den Grundstein für sein heutiges Geschäft, das mittlerweile auch ferngesteuerte Flugzeuge oder Schiffe umfasst.

Obwohl Hesse die Produktion von Carrera-Bahnen schon 1997 abstieß, nutzt er die Marke heute noch in vielen anderen Bereichen. Er produziert unter diesem Namen beispielsweise Beregnungsanlagen, Akkuschrauber oder Rauchmelder. Schon deswegen kennt er sich im Markenrecht aus – offenbar besser als Ferrari. Für Hesse ist das Urteil eine Genugtuung. Seit Jahren ärgert er sich darüber, wie die Spielzeughersteller von den Automarken mit hohen Lizenzgebühren gegängelt werden. „Raub im Kinderzimmer“ nannte er das schon mal zugespitzt.

Zahlreiche Prozesse hat der Unternehmer bereits durchgestanden, unter anderem gegen VW und BMW. Der Tenor der Urteile war Hesse zufolge meist derselbe: Es sei das Recht der Spielwarenindustrie, Vorbilder nachzumachen, um sie ins Kinderzimmer zu bringen. „Da ich lange für die Autoindustrie gearbeitet habe, kenne ich meinen Gegner sehr gut“, sagt Hesse lachend. Er hat gegenüber den klassischen Modellautoherstellern einen Vorteil: Durch seine vielfältige Produktpalette braucht er keine guten Beziehungen zu den Autokonzernen.

Und so wird Hesse wohl auch einen weiteren Prozess durchstehen, falls Ferrari in Berufung geht. „Wir hätten uns gütlich einigen können“, sagt Hesse, „aber Ferrari wollte nicht.“ ,

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