Sportartikelhersteller Adidas und Puma spüren Corona-Auswirkungen: Erst Brot, dann Schuhe
Adidas erwartet Umsatzeinbruch von bis zu einer Milliarde Euro
München Für Adidas-Chef Kasper Rorsted steht fest: „Wer zwei Wochen in seiner Wohnung festgesessen hat, der kauft erst einmal Milch und Brot“ – und eben keine Turnschuhe oder T-Shirts. Europas größter Sportkonzern die Folgen der Corona-Epidemie vor allem in China – in jenem Land, in dem die Krankheit Anfang des Jahres ausbrach und wo Millionen Menschen ihre Häuser nicht mehr verlassen durften.
Der Manager warnte am Mittwoch, der Umsatz in China werde im ersten Quartal um bis zu eine Milliarde Euro sinken. Zum Vergleich: In den ersten drei Monaten des vorigen Jahres hatte das Unternehmen in der Region Asien/Pazifik, zu der China gehört, insgesamt 2,1 Milliarden Euro umgesetzt. Das Betriebsergebnis in China werde um bis zu eine halbe Milliarde Euro geringer ausfallen, erläuterte Rorsted. Das ist bitter, denn die Volksrepublik ist der profitabelste Markt des Dax-Konzerns. Zudem erzielt Adidas knapp ein Viertel seines Umsatzes in dem Land.
Insgesamt würden die Erlöse im ersten Quartal wohl zehn Prozent unter 2019 liegen, kündigte Rorsted an. Das entspricht knapp 600 Millionen Euro. Dabei kalkuliert der Manager mit geringeren Einnahmen in China, aber einem Plus im Rest der Welt. Ob die Konsumenten in anderen Erdteilen wie gewohnt shoppen, ist allerdings fraglich. Das Virus breitet sich rasant aus.
Die schlechten Nachrichten verunsicherten die Investoren am Mittwoch. In einem ansonsten eher freundlichen Umfeld verloren die Papiere knapp zehn Prozent an Wert. Adidas war der mit Abstand größte Verlierer im Dax. Adidas war der mit Abstand größte Verlierer im Dax.
Auch andere Sportunternehmen spüren die Folgen der Epidemie: Konkurrent Under Armour hat bereits angekündigt, der Umsatz in China werde geringer ausfallen als geplant. Lokalrivale Puma spürt die Flaute auch und kassierte daher seine Prognose am Mittwoch.
Eines der größten Probleme für Adidas: Der Konzern sitzt auf einer Menge saisonabhängiger Ware in China, die nicht mehr über die Händler verkauft werden kann. Die würde nun über eigene Vertriebswege abgesetzt, — und das vermutlich zu deutlich niedrigeren Preisen als geplant.
Rekordzahlen im Jahr 2019
Das vergangene Jahr schloss Adidas noch mit Rekorden ab. So sind die Erlöse um acht Prozent auf 23,6 Milliarden Euro gestiegen. Der Gewinn aus fortgeführten Geschäftsbereichen wuchs um zwölf Prozent auf 1,9 Milliarden Euro. „Es war das beste Jahr unserer Geschichte“, betonte Rorsted. Das kommt den Aktionären zugute: Adidas will mit 3,85 Euro je Aktie 15 Prozent mehr Dividende auszahlen als im Vorjahr. Das sei etwas mehr als erwartet, fand Analyst Volker Bosse von der Baader Bank.
Rorsted verspricht fürs laufende Jahr ein Umsatzplus zu konstanten Wechselkursen von sechs bis acht Prozent. Die operative Marge soll leicht auf 11,5 bis 11,8 Prozent klettern. Beim Gewinn aus fortgeführten Geschäftsbereichen strebt der Konzern ein Wachstum von 10 bis 13 Prozent an.
Der Ausblick steht unter Vorbehalt. Denn das gesamte Ausmaß der finanziellen Auswirkungen durch die Corona-Epidemie lasse sich noch nicht beziffern, so Rorsted. Finanzvorstand Harm Ohlmeyer versicherte jedoch, Adidas werde im ersten Quartal keine roten Zahlen schreiben: „Wir bleiben eine sehr profitable Organisation.“
Sollten Fußball-Europameisterschaft und Olympische Spiele dieses Jahr abgesagt werden, wäre das indes wirtschaftlich nicht gravierend. Beide Ereignisse zusammen stünden bei Adidas für einen Umsatz von lediglich 50 bis 70 Millionen Euro.
Die weitere Entwicklung lasse sich nur in begrenztem Maße vorhersagen, urteilte UBS-Analystin Zuzanna Pusz. Aber selbst ohne die Auswirkungen durch das Coronavirus seien die Prognosen des Dax-Konzerns wenig inspirierend. Sie lägen lediglich im Rahmen der Markterwartungen.
Einen Jobabbau schloss Adidas-Chef Rorsted derweil aus, ebenso ein Restrukturierungsprogramm. Stattdessen blickt er nach vorne: „Wir bereiten uns auf die Zeit nach Corona vor.“ Denn eins sei klar: Wenn die Menschen erst einmal wieder im Alltag angekommen seien, hätten sie auch wieder Lust auf Sport.
Auch Lokalrivale Puma vermag den negativen Effekt der Epidemie noch nicht in Zahlen zu fassen. Allerdings hat die Marke am Mittwoch die Prognose für das laufende Jahr zurückgenommen. Mitte Februar sei der Konzern noch davon ausgegangen, dass „sich die Situation kurzfristig normalisieren würde“. Das sei aber nicht absehbar. Das Virus habe sich zwischenzeitlich nach Europa und die USA ausgebreitet. Einen neuen Ausblick wollte Vorstandschef Björn Gulden nicht wagen.
Immerhin, in China seien die meisten Puma-Shops wieder geöffnet, so das Unternehmen. Am Wochenende seien etwas mehr Kunden in die Läden gekommen. Allerdings: „Andere Märkte, wie etwa Singapur, Malaysia, Japan und Südkorea, die normalerweise von chinesischen Touristen profitieren, sind von einem starken Umsatzrückgang betroffen.“
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