Sportartikelhersteller Kering gibt Kontrolle über Puma ab
München In zwei Monaten wird Puma 70 Jahre alt, da wird kräftig gefeiert. In der Zentrale in Herzogenaurach geht es aber jetzt schon hoch her. Denn elf Jahre nach dem Einstieg trennt sich Mehrheitsaktionär Kering wieder von der Sportfirma. Der französische Luxusgüterkonzern kündigte am Donnerstag an, dass er im Frühjahr den größten Teil seiner Puma-Anteile als Dividende unter den eigenen Aktionären verteilen werde. Mit der Transaktion möchte Kering seine Beteiligung an Puma auf rund 16 Prozent herunterfahren. Bislang halte das börsennotierte Unternehmen 86 Prozent der Aktien, teilte Kering mit.
Wichtigster Aktionär des Sportkonzerns wird künftig Artémis sein, die Finanzholding der Familie Pinault. Den Gründern von Kering gehören gut 40 Prozent des Konzerns. Sie erhalten damit automatisch einen großen Teil der Puma-Aktien und werden Unternehmensangaben zufolge in Zukunft einen Anteil von 29 Prozent an der Marke mit dem Raubtierlogo besitzen.
Kering könne sich künftig voll und ganz dem Wachstum seiner Luxushäuser widmen, betonte Konzernchef François-Henri Pinault. „Dadurch ist es uns möglich, weiterhin Marktanteile zu gewinnen und Werte zu schaffen.“ Vor allem geht es darum, höhere Margen zu erzielen. Der nach Adidas zweitgrößte Turnschuhhersteller Europas war nie auch nur annähernd so profitabel wie die anderen Kering-Labels, etwa Gucci oder Bottega Veneta.
Für Puma sei der Ausstieg durchaus positiv, betonte CEO Bjørn Gulden am Donnerstagabend. „Nach einer erfolgreichen Transaktion wäre Puma für Investoren wesentlich attraktiver, da sich der Free Float und das Handelsvolumen der Aktie voraussichtlich deutlich erhöhen würden.“ Künftig befindet sich die Mehrheit der Aktien im Streubesitz.
Puma hat sich zuletzt hervorragend entwickelt. In den ersten neun Monaten 2017 ist der Umsatz um gut 16 Prozent in die Höhe geschossen. Das Ergebnis hat sich mit knapp 134 Millionen Euro knapp verdoppelt. Wiederholt hat Puma-Chef Björn Gulden im Jahresverlauf die Prognose angehoben.
Die Franken haben mit sportlichem Lifestyle den Geschmack der Kunden gut getroffen. Puma hat sich zudem Ansehen verschafft durch die angesagte, stylische 'Fenty'-Kollektion von Rihanna, kehrte aber auch mit Fußballschuhen in die Regale der Sporthändler zurück. Die Jahre zuvor lief das Geschäft mit den Shirts, Shorts und Schuhen eher schleppend, Lokalrivale Adidas zog derweil weit davon.
Schon seit Jahren gab es Gerüchte, Kering könne sich von Puma trennen. Denn die auf luxuriöse Mode und Accessoires spezialisierte Gruppe ist nie so recht warm geworden mit den Franken. Das hatte verschiedene Gründe. Einerseits war Puma all die Jahre nicht annähernd so profitabel wie die Edel-Labels der Firma aus Paris. Andererseits war nicht zu erkennen, wie Puma von den anderen Kering-Töchtern jemals profitieren könnte – und umgekehrt auch nicht. Nur eins hielt Vorstandschef Pinault womöglich so lange davon ab, Puma abzugeben: der Aktienkurs. Vergangenen Herbst allerdings erreichten die Papiere endlich wieder das Niveau, das sie beim Einstieg vor gut einem Jahrzehnt schon einmal hatten.
Pinault glaubte im Frühjahr 2007, als er Puma in einem Milliarden-Deal übernahm, dass die Kunden „zunehmend Luxuswaren mit Markenprodukten aus dem Sportsektor kombinieren“. Mit dem Puma-Zukauf gefährde der Konzern nicht den Absatz seiner Luxusprodukte, könne indes der modebewussten Zielgruppe dank Puma ein breiteres Angebot machen, das preislich unterhalb der Gucci-Waren angesiedelt ist. Doch das Konzept ging nie auf, Puma lief immer nebenher, hatte zu keinem Zeitpunkt etwas mit den anderen Kollektionen zu tun. Der Kauf von Puma war der erste große Deal von François-Henri Pinault, damals gerade 44 Jahre alt. Mit der Akquisition trat Pinault junior endgültig aus dem Schatten seines Vaters und PPR-Gründers François Pinault.
Vorstandschef Gulden beteuerte, dass er seine Strategie jetzt wie geplant fortsetzen werde. Sein Ziel ist es, aus Puma die schnellste Sportmarke der Welt zu machen. Damit will er auch die im Vergleich zu Marktführer Nike bescheidenen Margen erhöhen.
Die Aktionäre von Kering müssen der Abspaltung am 26. April auf der Hauptversammlung noch zustimmen.
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