Sportartikelhersteller Politiker kritisieren Adidas – Twitter-Nutzer rufen zum Boykott auf

Der Konzern will im April keine Miete für seine Läden zahlen.
New York Die Ankündigung von Adidas, wegen der Coronakrise die Mietzahlungen für seine Läden zu stoppen, stößt bei Politik und Bevölkerung auf wenig Verständnis. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sagte der „Bild“: „Ich bin enttäuscht von Adidas. Ich bin sehr enttäuscht.“ Die Ankündigung des Konzerns sei eine völlig inakzeptable Botschaft, so Scheuer. Adidas habe in den vergangenen Jahren große Gewinne gemacht. „Es sind ja nicht nur die großen Immobilieneinrichtungen, sondern auch kleine, die als Privatpersonen an Adidas vermieten – und die bleiben dann auf ihren Kosten sitzen“, sagte Scheuer.
Neben dem Sportartikelhersteller haben auch Handelsketten wie Deichmann und H&M sowie Konkurrent Puma die Mietzahlungen eingestellt. Adidas verweist auf den ausbleibenden Umsatz, da weltweit Läden geschlossen sind. Deichmann sprach von einer „präventiven Maßnahme, um die wirtschaftliche Handlungsfähigkeit des Unternehmens zu erhalten“.
Die Kritik richtet sich aber vor allem gegen den Sportartikelhersteller. So empört sich auch Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD): „Wenn jetzt finanzstarke Unternehmen einfach ihre Mieten nicht mehr zahlen, ist dies unanständig und nicht akzeptabel“, sagte sie am Samstag in Berlin.
Die Corona-Hilfsgesetze böten dafür keine Grundlage. Es gelte weiterhin: „Mieter müssen selbstverständlich ihre Miete zahlen. Falls sie tatsächlich infolge der Krise in ernsthafte Zahlungsschwierigkeiten geraten, kann ihnen lediglich für einen begrenzten Zeitraum nicht gekündigt werden.“
Gerichte könnten überprüfen, ob die Voraussetzungen hierfür vorliegen, fügte Lambrecht hinzu. Mieter seien gut beraten, mit ihren Vermietern nach einer einvernehmlichen Lösung zu suchen, wenn sie tatsächlich in Zahlungsschwierigkeiten seien.
Kritisch äußerte sich auch Finanzminister Olaf Scholz (SPD): „Es irritiert, wenn große Unternehmen einfach so einen Mietzahlungsstopp verkünden“, sagte Scholz der „Bild am Sonntag“. „Jetzt ist die Zeit der Kooperation. Zu einer guten Geschäftsverbindung gehört auch, sich in schweren Zeiten miteinander zu verständigen. Mein Rat: zusammensetzen und mit den Vermietern oder den Lieferanten gemeinsam überlegen, wie man durch diese Krise kommt.“
Aufrufe zum Boykott
Auf Twitter wurden am Wochenende die Hashtags #Adidas, #AdidasBoykott und #NiemehrAdidas populär. Viele Twitter-Nutzer empörten sich über die Ankündigung des Konzerns und riefen teilweise zum Boykott des Sportartikelherstellers auf.
Auch die beiden SPD-Europaabgeordneten Katarina Barley und Timo Wölken verkündeten auf Twitter, dass sie beide ab sofort Adidas boykottieren werden. „Als globaler Konzern mit 3,2 Milliarden Gewinn eine Schutzvorschrift für MieterInnen in Existenznot auszunutzen ist schäbig“, schrieb Barley auf Twitter. Wölken twitterte, dass das Verhalten des Sportartikelherstellers „unter aller Sau“ sei.
Mit Agenturmaterial.
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