Sportartikelindustrie Adidas hebt Umsatzprognose an – großes Käuferinteresse an US-Tochter Reebok

Im Lockdown entdeckten viele Menschen das Laufen und andere Sportarten für sich und bestellten neue Schuhe.
München Nach dem Corona-Schock im vergangenen Jahr ist der Sportartikelkonzern Adidas mit deutlichen Zuwächsen ins neue Jahr gestartet. „Wir haben hervorragende Umsatzzuwächse sowie starke Profitabilitätsverbesserungen erreicht“, sagte Adidas-Vorstandschef Kasper Rorsted am Freitag. Angesichts der guten Ergebnisse hob der Dax-Konzern die Prognose für das Gesamtjahr etwas an.
Der Umsatz des weltweit zweitgrößten Sportartikelkonzerns stieg im ersten Quartal währungsbereinigt um 27 Prozent auf 5,2 Milliarden Euro. Ohne Währungsbereinigung betrug das Plus 20 Prozent. Analysten hatten im Schnitt mit fünf Milliarden Euro gerechnet.
Auch beim operativen Ergebnis gab es starke Zuwächse. Das Betriebsergebnis sprang von 48 auf 704 Millionen Euro. Das entsprach einer operativen Marge von 13,4 Prozent, nach 1,1 Prozent im Vorjahr. Der Gewinn aus fortgeführten Geschäften – also ohne das zum Verkauf stehende Tochterunternehmen Reebok – stieg von 26 auf 502 Millionen Euro.
Die Kapitalmärkte bewerteten die Zahlen positiv. Der Adidas-Aktienkurs stieg zwischenzeitlich um mehr als sieben Prozent auf 278 Euro. Nächster großer Schritt dürfte nun die Trennung von der US-Marke Reebok sein. Nach jahrelangen, vergeblichen Integrationsversuchen hatte Rorsted den geplanten Verkauf verkündet.
Man befinde sich mitten im Verkaufsprozess, sagte Finanzvorstand Harm Ohlmeyer. Das Interesse sei groß. Laut Branchenspekulationen könnten in der nächsten Woche die ersten unverbindlichen Offerten für Reebok in Herzogenaurach eintreffen.
Nach dem guten Jahresstart erwartet CEO Rorsted nun für 2020 einen Umsatzanstieg im hohen Zehnprozentbereich – statt wie bislang im mittleren bis hohen. Die operative Marge soll weiterhin von 4 auf 9 bis 10 Prozent steigen. Im ersten Quartal verzeichnete Adidas Wachstum quer durch alle Bereiche und Regionen. Besonders stark legte das Geschäft mit Schuhen zu.
Puma und Under Armour legen zu – Nike bleibt unter den Erwartungen
Für das laufende zweite Quartal, das im vergangenen Jahr besonders von den Lockdowns während der Corona-Pandemie betroffen war, rechnet Rorsted sogar mit einem Umsatzplus von 50 Prozent. „Unser Vorratsbestand ist gesund, unsere Pipeline an innovativen Produkten ist gut gefüllt. Die großen Sportereignisse des Jahres geben uns die Möglichkeit, unsere Marke Milliarden von Konsumenten zu präsentieren“, sagte er.
Der kleinere, aber zuletzt sehr agile Wettbewerber Puma hatte bereits vorgelegt. Der Adidas-Konkurrent steigerte die Umsätze im ersten Quartal währungsbereinigt um 26 Prozent auf gut 1,5 Milliarden Euro. Den operativen Gewinn (Ebit) konnte Puma auf 154 Millionen Euro mehr als verdoppeln.

Vor allem die Fußball-EM dürfte Adidas, Nike und Puma Zusatzumsätze bringen.
Noch steiler nach oben ging es bei Sportartikelhersteller Under Armour. Der Umsatz der Amerikaner wuchs im ersten Quartal um 35 Prozent auf 1,3 Milliarden Dollar, angetrieben vor allem von der hohen Nachfrage in Asien und den USA.
Weltmarktführer Nike hatte in den vergangenen Monaten noch mit den Folgen der Lockdowns und Lieferschwierigkeiten zu kämpfen. Der Umsatz des US-Konzerns legte im dritten Quartal 2020/21 (per Ende Februar) nur um drei Prozent auf 10,36 Milliarden Dollar zu und verfehlte damit die Erwartungen der Analysten deutlich. Für das Gesamtjahr, das noch bis Ende Mai läuft, stellte Nike ein Umsatzwachstum von 10 bis 15 Prozent in Aussicht. Das ist weniger, als Analysten im Schnitt erwartet hatten.
Adidas, Nike und Puma setzen auf große Sportereignisse
Insgesamt sind die Perspektiven in der Sportartikelindustrie gut. Bei allen Anbietern legten in der Pandemie die Online-Umsätze deutlich zu. Im Lockdown entdeckten viele Menschen das Laufen und andere Sportarten für sich und bestellten neue Schuhe und T-Shirts. Zudem orderte manche auch eine Jogginghose für das Homeoffice.
Einen weiteren Schub könnten nachgeholte Großereignisse bringen. Er sei zuversichtlich, dass sowohl die Fußball-Europameisterschaft als auch die Olympischen Spiele in Tokio tatsächlich stattfinden, sagte Puma-Chef Björn Gulden.
Vor allem die Fußball-EM dürfte Adidas, Nike und Puma Zusatzumsätze bringen, weil die Fans Trikots ihrer Lieblingsmannschaften kaufen. Bei den Olympischen Spielen gibt es so einen direkten Effekt nicht in diesem Ausmaß. Allerdings sei es nach Olympia oft populärer, Sport zu treiben, sagte Gulden.
Adidas hatte im vergangenen Jahr stark unter der Corona-Pandemie zu leiden, weil der Einzelhandel lange geschlossen bleiben musste. Die Umsätze sanken um gut 16 Prozent auf 19,9 Milliarden Euro. Mit seiner neuen Mittelfriststrategie will Adidas-Chef Rorsted die Erlöse aber bis 2025 im Schnitt jedes Jahr um acht bis zehn Prozent steigern.
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