Start im Herbst: Lufthansa treibt Eurowings-Ausbau voran
Benachrichtigung aktivierenDürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafftErlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviertWir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke
Anzeige
Start im HerbstLufthansa treibt Eurowings-Ausbau voran
Für die Expansion der Lufthansa-Billigtochter Eurowings gibt es bereits knapp ein Dutzend potenzielle Partner. Bis Herbst soll geklärt werden, unter welchen Bedingungen europäische Fluglinien einsteigen können.
27.05.2016 - 17:17 Uhr
Jetzt teilen
Eurowings
Der Neueinsteiger mit 90 Flugzeugen soll im Wettbewerb mit den Billigflug-Marktführern Ryanair und Easyjet bestehen können.
Frankfurt Die Lufthansa will bis Herbst die Eckpunkte für die Expansion der konzerneigenen Billigfluglinie Eurowings festlegen. Bis dahin solle klar sein, unter welchen Bedingungen andere europäische Fluglinien an Eurowings andocken können, sagte ein Eurowings-Sprecher am Freitag.
Bereits klar sei, dass Partner-Airlines nach dem Beitritt ihren Namen aufgeben müssen. Auch Marketing, Vertrieb und Netzplanung würden an Eurowings übergehen. Das gesamte Programm laufe unter dem Namen „Eurowings Connect“. Für das Projekt gebe es bereits knapp ein Dutzend potenzielle Partner, sagte Lufthansa-Manager Max Kownatzki dem Fachmagazin „fvw“.
Nach Aussagen eines Lufthansa-Insiders sind bei Eurowings Connect verschiedene Modelle der Zusammenarbeit mit Partnern geplant: Für kleinere Gesellschaften mit bis zu 50 Flugzeugen seien Marketing-Abkommen die wahrscheinlichste Lösung. Bei größeren Airlines wären Überkreuzbeteiligungen vorstellbar.
Der Umbau von Germanwings zu Eurowings
Germanwings war mit seiner Basis am Flughafen Köln/Bonn einst die drittgrößte Fluggesellschaft Deutschlands.
Quelle: dpa
Auf Sicht wird die Marke allerdings in den kommenden Jahren von den Rollfeldern verschwinden, weil der Lufthansa-Konzern sein komplettes Billigflugangebot mittlerweile über die Plattform Eurowings organisiert.
So will sich der Konzern im Kampf gegen Konkurrenten wie Easyjet und Ryanair behaupten.
Die Marke Germanwings, die 2002 gegründet und 2013 neu gestaltet wurde, hat seinen eigenständigen Markenauftritt bereits ebenso verloren wie seine Präsenz im Internet und im Vertrieb.
Die Germanwings-Jets werden in den kommenden Jahren umgestaltet.
Der Name Germanwings wird noch lange mit dem wohl vom Co-Piloten herbeigeführten Absturz des Flugs 4U9525 verbunden werden, bei dem im März 2015 alle 150 Menschen im Flugzeug ums Leben kamen.
Der Markenwechsel hin zu Eurowings war aus unternehmensstrategischen Gründen aber schon vor der Katastrophe beschlossene Sache - die Tragödie hat den Umbau eher verzögert als beschleunigt.
Der neue Wachstumskurs der Lufthansa ist von langer Hand geplant. Konzernchef Carsten Spohr wirbt seit langem für eine starke Expansion der Tochter Eurowings, da die Kosten der traditionsreichen Fluglinie Lufthansa selbst aus seiner Sicht viel zu hoch sind.
Der Neueinsteiger mit 90 Flugzeugen soll hingegen 40 Prozent billiger fliegen als die Lufthansa und so im Wettbewerb mit den Billigflug-Marktführern Ryanair und Easyjet bestehen können. „Wir als Europas Nummer eins wollen bei einer Konsolidierung dabei sein und nicht nur zugucken“, hatte Spohr Ende April auf der Hauptversammlung des Konzerns gesagt.
Die vielen Baustellen der Lufthansa
Carsten Spohr will die Lufthansa wetterfest machen für die Zukunft, denn der Konkurrenzkampf über den Wolken ist hart. Der Umbau des größten europäischen Luftverkehrskonzerns ist eine Mammutaufgabe. Längst noch nicht alle Probleme sind gelöst. Das sind die Baustellen der Lufthansa.
Quelle: dpa
Vor allem der größte europäische Player im Billigsegment, Ryanair, heizt den Wettbewerb an. Nachdem die Iren über Jahre vor allem auf kleinere Flughäfen in der Provinz gesetzt hatten, bedienen sie nun zunehmend auch große Flughäfen wie Berlin oder Köln. Zudem bieten inzwischen auch Billig-Airlines gegen entsprechenden Preisaufschlag Leistungen an, die sich vor allem an Geschäftsreisende richten – ein Segment, in dem vor allem etablierte Fluggesellschaften unterwegs sind.
Emirates, Qatar Airways und Etihad punkten vor allem auf der lukrativen Langstrecke. Die Airlines vom arabischen Golf haben rasante, von den Herrscher-Familien unterstützte Wachstumspläne. Weite Teile des Verkehrs nach Südostasien und Ozeanien haben sie bereits fest im Griff und bei einigen europäischen Airlines sitzen sie mit am Steuerknüppel – zum Beispiel Etihad bei Air Berlin oder Alitalia.
Ein Tarifkonflikt ist nach wie vor ungelöst: Der Dauerstreit mit den Piloten kann nach bisher 13 Streikrunden jederzeit wieder eskalieren. Die Kabinengewerkschaft UFO war im November in einen einwöchigen Streik getreten, einigte sich mit Lufthansa im Januar aber auf Eckpunkte eines neuen Tarifvertrags. Für das Bodenpersonal gab es zuvor schon eine Einigung mit der Gewerkschaft Verdi.
Das komplizierteste Thema bei den Piloten sind die vom Unternehmen zum Jahresende 2013 gekündigten Betriebs- und Übergangsrenten. Lufthansa will künftig nur noch feste Arbeitgeberbeiträge zahlen, aber nicht mehr für die endgültige Rentenhöhe garantieren.
Neben der klassischen Premium-Lufthansa baut Lufthansa-Chef Spohr eine Billigschiene mit Eurowings auf, die im Europa-Verkehr Ryanair oder Easyjet Paroli bieten soll. Kern des Konzepts ist „Eurowings Europe“ mit Sitz in Wien. Derzeit stellt sie Piloten zu deutlich geringeren Gehältern ein, als bei der Lufthansa-Mutter gezahlt werden.
Der Konzernumbau belastet die Tarifverhandlungen, insbesondere mit den Piloten. Außerdem läuft es bei Eurowings selbst noch nicht rund. Die neue Billig-Airline hat mit Verspätungen auf ihren Fernflügen zu kämpfen.
Der vom Co-Piloten Andreas L. im Frühjahr herbeigeführte Absturz einer Germanwings-Maschine mit 150 Toten war das größte Unglück in der Geschichte des Lufthansa-Konzerns. Finanzielle Soforthilfe von zunächst 50.000 Euro pro Opfer wurde schnell auf den Weg gebracht. Um Schmerzensgeldzahlungen ist allerdings ein Millionenpoker entbrannt. Opfer-Anwälte lehnten die Lufthansa-Vorschläge als zu niedrig ab.
Eines der ersten Ziele ist die Komplettübernahme von Brussels Airlines, die nun im September über die Bühne gehen soll. Doch hinter den Kulissen ist die Konzernspitze nach Aussagen von Insidern schon weiter: Seit Monaten verhandle die Lufthansa mit den Rivalen SAS und Condor über Partnerschaften, hatten mehrere mit den Gesprächen vertraute Personen Reuters gesagt.
Die Verhandlungen könnten in Übernahmen resultieren. Die Airlines würden dann an Eurowings angedockt werden. Für die Lufthansa wäre die Einkaufstour ein Strategieschwenk: Seit der Übernahme von Austrian Airlines 2009 war der Konzern damit beschäftigt, Töchter zu sanieren oder zu verkaufen.