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Start-up Ex-Amazon-Manager soll Wachstum der Mountainbike-Kultmarke YT beschleunigen

In nur wenigen Jahren haben sich die Bikes von YT in der Branche einen Namen gemacht. Nun sollen ein neuer Investor und ein E-Commerce-Experte den internationalen Durchbruch bringen.
03.08.2021 - 04:00 Uhr Kommentieren
Quelle: YT Industries
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(Foto: YT Industries)

Düsseldorf Kennengelernt hat Sam Nicols seinen neuen Arbeitgeber zunächst als Kunde. Der begeisterte Radler, der nicht mal ein eigenes Auto besitzt, gönnte sich ein Mountainbike von YT Industries. Nur kurze Zeit später war er sich mit YT-Gründer Markus Flossmann einig, dass der langjährige Amazon-Topmanager den CEO-Posten des Fahrradherstellers übernimmt.

„Für mich ist das ein Traumjob“, schwärmt Nicols. „Es ist doch viel cooler, mit einem Produkt zu arbeiten, das man selbst nutzt.“ Und er erkannte die Chance, viel mehr zu bewegen und direkt zu beeinflussen als vorher bei Amazon. „Ich sehe bei YT große Wachstumschancen, kleine Veränderungen haben hier einen großen Hebel.“

Der Hebel wird jetzt noch etwas größer. Die Investmentgesellschaft Ardian hat die Anteilsmehrheit an dem Unternehmen übernommen und will zusammen mit Nicols und den Gründern Flossmann und Jacob Fatih das Wachstumstempo deutlich beschleunigen. „Wir sind fest davon überzeugt, dass wir mit Ardian weiter an Kraft zulegen können“, sagt Mitgründer und Gesellschafter Fatih.

YT sei eine weltweit angesehene Marke, die sich in der kurzen Zeit auf dem wachsenden Mountainbike-Markt etabliert habe, sagt Dirk Wittneben von Ardian. Diese erfolgreiche Positionierung biete dem Unternehmen hohes Wachstumspotenzial. „Wir freuen uns sehr, das Managementteam bei der Umsetzung seiner Wachstumspläne zu unterstützen“, so Wittneben.

„Ardian wird einen Mehrheitsanteil am Unternehmen von den Gründern übernehmen“, erklärt Flossmann. Es gehe dabei jedoch nicht um finanzielle Unterstützung des Unternehmens, die benötige YT aktuell nicht. „Es ging uns bei der Auswahl des Investors vorrangig darum, einen internationalen Partner zu finden, der in der Lage ist, unsere mittel- bis langfristigen Ziele zu unterstützen.“

Bei Amazon Erfahrung gesammelt

Das Geschäftsmodell von YT, abgeleitet von „Young Talent“, basiert auf dem Direktverkauf an Endkunden, ohne Zwischenhändler (D2C). Dadurch kann das Unternehmen hochwertige Räder vergleichsweise günstig anbieten. Flossmann, der vorher Marketingleiter bei einer Fitnesskette war, hat 2008 mit einem selbst entworfenen Spezialmodell, einem sogenannten Dirt-Bike, angefangen und nach den ersten Erfolgen die Produktpalette zügig ausgebaut.

Heute macht das Unternehmen mit 40 verschiedenen Modellen, darunter auch ein E-Mountainbike, sowie passender Bekleidung und Zubehör knapp 100 Millionen Euro Umsatz. Die Höhe des Gewinns nennt das Unternehmen nicht, arbeitet aber nach eigenen Angaben profitabel.

Nicols soll das Unternehmen jetzt weiter professionalisieren. Der Manager hat nach einem Karrierestart als Berater bei Bain & Company den Abodienst Amazon Prime in Deutschland mit aufgebaut. Danach leitete er zwei Jahre lang das Amazon-Geschäft in der Türkei.

„Durch meine Arbeit bei Amazon weiß ich, was im E-Commerce möglich ist“, sagt Nicols. Nach diesem Vorbild implementiert er nun eine neue Strategie, die noch stärker auf einer datengestützten Fokussierung auf den Kunden basiert.

Nachschubprobleme in der Corona-Pandemie

Denn wie die meisten D2C-Unternehmen lebt YT sehr stark vom Marketing über Social-Media-Kanäle, wofür eine intensive Datennutzung eine wichtige Voraussetzung ist. „Bei YT verkaufen wir nicht nur Mountainbikes, sondern eine Lebenseinstellung“, beschreibt es Gründer Flossmann. Die Entwicklung einer Kampagne für ein neues Produkt dauere fast so lange wie die Entwicklung eines neuen Fahrradrahmens. „Das zeigt deutlich, wie wichtig uns neben den Produkten unsere Marke ist.“

Doch auch mit einer guten Marke war das vergangene Jahr für Fahrradhersteller eine Herausforderung. Zwar litt YT wegen des Direktvertriebs nicht unter dem Lockdown infolge der Pandemie, hatte aber wie alle Hersteller große Probleme, genug Nachschub an Rädern und Zubehör zu bekommen.

„Wir hatten eine so extrem hohe Nachfrage, dass wir unseren Umsatz locker hätten vervierfachen können – wenn denn der Nachschub an Material da gewesen wäre“, klagt Nicols. „Das ist auch für Kunden frustrierend, wenn sie länger als gewohnt auf ein neues Rad warten müssen.“ Trotzdem sei der Umsatz auch im vergangenen Jahr wie in den Vorjahren „im guten zweistelligen Prozentbereich“ gewachsen, wie das Unternehmen mitteilt.

Die langen Lieferzeiten für Komponenten waren auch eine extreme Belastung für die internen Abläufe. „Wir mussten unsere Prozesse notgedrungen auf Vororder umstellen, um nicht ständig ausverkauft zu sein“, berichtet Nicols. „Zudem müssen wir aufgrund der langen Vorlaufzeiten bereits heute Komponenten bestellen, die weder fertig entwickelt noch mit einem Preisschild, geschweige denn mit einem Lieferdatum versehen sind.“

Hunderte neue Mitarbeiter sollen kommen

Besondere Hoffnungen setzt das Unternehmen in sein 2019 auf den Markt gebrachtes E-Mountainbike-Modell „Decoy“, das bereits für einen signifikanten Teil des Umsatzes steht. Marktdaten stützen diese Einschätzung. So ist nach Angaben des Zweirad-Industrie-Verbands schon jedes dritte in Deutschland verkaufte E-Bike ein Mountainbike. Und gerade dieses Segment wachse schnell.

Mit Unterstützung von Ardian will YT in diesem Jahr seine Präsenz in den USA ausbauen, dem weltgrößten Markt für Mountainbikes. Heute schon macht der Hersteller ein Drittel seines Umsatzes in den USA. Mit dem Wachstum sollen zahlreiche neue Arbeitsplätze entstehen, insbesondere in der Zentrale in Forchheim. „Wir wollen in den kommenden fünf Jahren Hunderte neue Mitarbeiter einstellen“, sagt Nicols.

Gründer Flossmann hat sich jetzt stärker auf seine Wurzeln zurückgezogen und kümmert sich wieder um die Produktentwicklung. „Wir haben in einer kleinen Nische des Mountainbikens angefangen und erweitern stetig unser Portfolio, um eine größere Zielgruppe anzusprechen“, sagt er. Es gebe noch enormes Potenzial, um mit neuen Produkten zu wachsen.

Ganz leicht ist es ihm nicht gefallen, den Chefposten bei YT abzugeben. „Wenn man ein Unternehmen wie YT von null an aufgebaut hat und man sich entscheidet, die operative Leitung des Unternehmens an jemand anderen zu übertragen, dann möchte man natürlich sicherstellen, dass derjenige auch deine Vision weiterverfolgt“, sagt er. Doch solange Sam Nicols sich keinen Dienstwagen zulegt und weiter mit dem Mountainbike zur Arbeit kommt, braucht er sich da wohl keine Sorgen zu machen.

Mehr: Diese Händler wachsen in der Pandemie schneller als Amazon und Ebay

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