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Start-up-Finanzierung Ex-Metro-Chef Olaf Koch gründet Investmentfonds für Food-Techs

Der frühere Metro-Chef baut einen Food-Tech-Fonds auf. Zintinus stellt Wachstumskapital und Expertise für innovative Lebensmittel-Start-ups bereit.
15.08.2021 - 12:47 Uhr Kommentieren
Der frühere Metro-Chef legt einen Fonds für Food-Start-ups auf: „Was in Europa fehlt, sind die geeigneten Kapitalstrukturen, und da wollen wir einen Beitrag leisten.“ Quelle: dpa
Olaf Koch

Der frühere Metro-Chef legt einen Fonds für Food-Start-ups auf: „Was in Europa fehlt, sind die geeigneten Kapitalstrukturen, und da wollen wir einen Beitrag leisten.“

(Foto: dpa)

Düsseldorf Mit Start-ups kennt sich Olaf Koch aus. „Ich trage das Gründergen in mir“, meint der Ex-Metro-Chef augenzwinkernd. Er selbst baute 1996 mit Mitte 20 ein IT-Start-up auf. Die Firma wurde verkauft, als seine Konzernkarriere Fahrt aufnahm. Nach neun Jahren an der Spitze von Metro trat Koch zum Jahresende 2020 auf eigenen Wunsch ab. Er hatte den weit verzweigten Handelskonzern auf das Geschäft rund um den Großhandel fokussiert.

Seit dem Frühjahr ist der 51-Jährige wieder unter die Gründer gegangen. In Berlin baut er einen Investmentfonds für Food-Techs auf. Die Firma heißt Zintinus von Lateinisch „nachhaltig“. Der Fonds will innovativen Start-ups aus dem Nahrungsmittelsektor mit Wachstumskapital zum Durchbruch verhelfen. „Wir wollen die Gründer nicht nur mit Kapital, sondern auch mit unserem breiten Netzwerk und Wissen unterstützen“, betont Koch. „Dinge, die man nicht für Geld kaufen kann.“

Schon bei der Metro hatte Koch ein ausgeprägtes Faible für Food-Start-ups. Unter seiner Ägide entstanden Digitalangebote wie Metro Dish für die Gastronomie und der Food Innovation Hub NX Food. Die Nachfrage nach gesünderen Nahrungsmitteln mit einem geringeren ökologischen Fußabdruck steige rasant. „Spätestens seit der Pandemie hat bei den Verbrauchern generationsübergreifend ein Umdenken stattgefunden“, so Koch. Die Branche selbst habe erkannt: So könne es nicht weitergehen, wenn 2050 zehn Milliarden Menschen auf der Erde leben.

Zintinus will in diverse Zukunftsbereiche investieren. „Nicht nur Fleisch- und Milchalternativen, auch Käse, Lachs, Thunfisch und Garnelen auf Pflanzenbasis haben großes Potenzial. Die Zahl an Produktinnovationen nimmt stetig zu“, so Koch. Alternative Proteine werden dabei auf Basis von Pflanzen, Fermentation oder Zellvermehrung hergestellt. „Clean Food“ ohne Zucker, Fett oder Zusatzstoffe sei ebenso ein Trend wie Lösungen zur Vermeidung von Lebensmittelabfall. „Personalisierte Ernährung ist das Zukunftsthema wie überhaupt Nahrung mit Zusatznutzen“, prognostiziert Koch.

Er hat mit Zintinus ehrgeizige Ziele: Mindestens 150 Millionen Euro Kapital will er für den ersten Fonds einsammeln. Das Fundraising bei Family Offices und hochvermögenden Privatleuten hat im Mai begonnen. Auch institutionelle Investoren und der ein oder andere Konzern wollten einsteigen. „Die Resonanz ist enorm“, so Koch.

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Der First Close mit 50 Millionen Euro erfolgt nach der Sommerpause. Der Fonds soll im ersten Quartal 2022 geschlossen werden. Weitere sollen folgen. Derzeit gibt es etwa eine Handvoll Food-Tech-Fonds in Europa. Blue Horizon aus der Schweiz etwa hat bisher mehr als 650 Millionen Dollar in über 50 Start-ups für alternative Proteine weltweit investiert. „Die Spielwiese in der acht Billionen Dollar schweren Nahrungsmittelbranche ist riesig – genauso wie die Möglichkeiten, sich als Fonds zu differenzieren. Und wir bringen ein sehr komplementäres Team an den Start“, erklärt Koch.

Für seinen Fonds hat Koch langjährige Wegbegleiter als Partner gewonnen. Fabio Ziemssen leitete den Innovationshub NX-Food der Metro. Er ist Mitgründer des Verbands für alternative Proteine, Balpro, und wurde 2020 vom Weltwirtschaftsforum zum „Young Global Leader“ ernannt. Den Investmentexperten Christian Neuss kennt Koch seit der gemeinsamen Zeit beim Finanzinvestor Permira. Und David Brown ist Gründer des US-Start-up-Accelerators Techstars, der auch für die Metro arbeitete.

Schwerpunkt auf europäische Start-ups

Allein 2020 flossen weltweit mehr als drei Milliarden Dollar in Food-Techs für alternative Proteine, ermittelte das Good Food Institute. „Wie Investoren ihr Kapital bereitstellen, wirkt als entscheidender Katalysator für diesen Zukunftstrend“, schreibt Michael Strobaek, Global Chief Investment Officer der Credit Suisse, über Nachhaltigkeit in der Food-Branche.

Zintinus will zunächst schwerpunktmäßig in europäische Start-ups investieren. „Europa hat mit seiner großen Vielfalt an Esskulturen, Traditionen und einer weltweit führenden Position in Ernährungswissenschaften einen großen Startvorteil“, so Koch. Es wäre fast schon tragisch, mahnt er, wenn Europäer Food-Innovationen anderen Investoren überließen wie schon Cloud-Computing, Social Media und Streaming. „Was in Europa fehlt, sind die geeigneten Kapitalstrukturen, und da wollen wir einen Beitrag leisten.“

Koch will mit Zintinus zeigen: „Gutes tun und eine gute Rendite können Hand in Hand gehen.“ Sorge, dass Start-ups für alternative Lebensmittel überbewertet sind, hat er nicht. Jeder Sektor habe eine gewisse Volatilität, räumt er mit Blick auf Beyond Meat ein. Der Erbsenburger-Hersteller wird trotz Verlusten mit mehr als sieben Milliarden Dollar bewertet.

Derzeit spricht Koch mit ein paar Dutzend Start-ups über ein Investment. Knapp 3000 Firmen beobachtet Zintinus in seiner Datenbank. „An interessanten Investitionsmöglichkeiten mangelt es nicht“, so Koch.

Mehr: Kommentar – Wie die pflanzliche Revolution unseren Planeten rettet

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