Start-up-Finanzierung Intelligente Weichen: Investoren stellen 80 Millionen Dollar für Konux bereit

Finalist Konux mit Geschäftsführer und Mitgründer Andreas Kunze auf der Preisverleihung The Spark im Jahr 2016. Damals begann die Kooperation mit der Deutschen Bahn.
Düsseldorf. Keine vier Wochen ist es her, da verkündete Konux einen wichtigen Auftrag von Europas größter Eisenbahngesellschaft. Das Start-up aus München wird 1300 Weichen der Deutschen Bahn mit Sensoren zur Fehlerdiagnose ausrüsten.
Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben in zehn Ländern Europas und Asiens und damit auf wichtigen Eisenbahnmärkten tätig und sieht sich als führend bei Komplettlösungen zur KI-gestützten Überwachung von Gleisanlagen.
Jetzt folgt der nächste große Schritt zur Finanzierung der Expansion. Konux sammelt 80 Millionen Dollar in einer C-Serie bei Investoren unter Führung von Sanno Capital ein. Neu eingestiegen bei dieser Gelegenheit ist auch die Familie Strüngmann mit ihrer Investmentgesellschaft Athos. Diese ist unter anderem Großaktionär beim Corona-Impfstoffentwickler Biontech.
Konux-Gründer Andreas Kunze kündigte an, mehr als 100 neue Arbeitsplätze schaffen zu wollen. Ziel sei es, die „Technologieführerschaft deutlich auszubauen. Außerdem beschleunigen wir unsere internationale Expansion.“
Florian Moerth, Geschäftsführer bei Sanno Capital, sieht in Konux einen globalen Marktführer. „Konux transformiert die komplexe Transportbranche und ebnet damit den Weg für eine nachhaltigere Zukunft“, sagte Moerth.
Kunze gründete Konux 2014 gemeinsam mit Vlad Lata, Max Hasler und Dennis Humhal. Anfangs wollten die jungen Unternehmer mit datengestützter berührungsloser Sensorik eigentlich Maschinen und Anlagen der Industrie ausrüsten.
Doch schon ein gutes Jahr nach der Gründung in München fanden sie sich in der „Mindbox“ der Deutschen Bahn in Berlin wieder. Unter den S-Bahn-Bögen an der Jannowitzbrücke betreibt der Staatskonzern einen Inkubator für Start-ups.
Schnell war die Idee geboren, die Technologie zur Überwachung von Weichen oder Gleisanlagen einzusetzen. Heute schreiben die Gründer auf ihrer Website nicht unbescheiden: „Wir wollen die Bahnbranche revolutionieren.“
Die nun zehn Investoren teilen diese Vision und haben dafür jetzt gut 131 Millionen Dollar in Konux gesteckt. Mehr als die Hälfte der Anteile ist in der Hand deutscher Geldgeber. Vor knapp zwei Jahren kam die chinesische Digitalplattform Alibaba dazu.
Größter Kapitalgeber bleibt New Enterprise Associates (NEA), ein Wagniskapitalunternehmen aus dem Silicon Valley. Mitgründer und Ex-Chairman Dick Kramlich investiert zusätzlich persönlich. Weitere Investoren sind DIVC/Upbeat Ventures, MIG AG, UVC, Andreas von Bechtolsheim, Michael Baum (founders.org) und Angel-Investoren.
Referenzvertrag mit der Deutschen Bahn
Für die Eisenbahngesellschaften in aller Welt ist die Infrastruktur einer der kritischen Punkte. Die Systeme sind oft stark belastet und damit störungsanfällig. Eine einzige Weiche, die klemmt, kann den Verkehr auf einer viel befahrenen Strecke auf Stunden blockieren und zu massiven Verspätungen führen.
So hatte etwa die Deutsche Bahn über Jahre ihr Schienennetz stark vernachlässigt, was zu erheblichen Störungen führte und einer der Gründe für katastrophale Verspätungsbilanzen ist.
Seit einigen Jahren wird jedoch kräftig investiert in die Instandsetzung und auch in die Digitalisierung des 33.000 Kilometer langen Netzes. Die Deutsche Bahn investiert zunächst 15 Millionen Euro in das Projekt zur Zustandsüberwachung der Weichen mit Konux-Technologie. Die cloudbasierte Software ergänzt das bereits installierte Bahnsystem Diana.
Die smarten Weichen melden sich künftig über die bahneigene Diagnoseplattform automatisch beim Instandhaltungspersonal, wenn sich eine Störung anbahnt. Wartungsarbeiten können so frühzeitig organisiert und Defekte vermieden werden.
Zweiter Projektpartner neben Konux ist die Firma Breuer Nachrichtentechnik GmbH, mit der die Bahn einen langfristigen Rahmenvertrag geschlossen hat. Die neue Technik soll zunächst bei 1300 Weichen auf stark befahrenen Strecken zum Einsatz kommen. Bahn-Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla sagte bei Vertragsabschluss: „Wir machen Tempo bei der ‚Digitalen Schiene Deutschland‘ für mehr Kapazität im Netz. Mit smarter Technik werden Weichen intelligenter, der Bahnverkehr spürbar robuster.“
Für Konux ist es ein ganz entscheidender Vertrag. „Für uns ist das ein Meilenstein“, sagte der 29-jährige Kunze. Dies gilt umso mehr, als Konux kurz zuvor eine andere umkämpfte Ausschreibung nicht gewonnen hatte. Die Schwedischen Staatsbahnen hatten ebenfalls Überwachungssysteme für 1000 Weichen ausgeschrieben. Als Sieger ging hier Ende November der börsennotierte Schienentechnikkonzern Vossloh hervor.
Mehr: Ex-Bahn-Vorstand Volker Kefer steigt bei Start-up Konux ein
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