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Start-up True Motion präsentiert gesunde Alternative zu Karbonplatten in Laufschuhen

Das Start-up hält die derzeitigen Spitzenmodelle der großen Marken nicht für Freizeitsportler geeignet. Statt auf Karbonplatten in der Sohle setzt es auf eine Art Hufeisen.
29.07.2021 - 12:01 Uhr Kommentieren
Alle Kräfte, die bei der Landung auf den Fuß einwirken, werden im Zentrum eines Hufeisen-Us gebündelt. Foto: True Motion
Laufschuh „Solo“

Alle Kräfte, die bei der Landung auf den Fuß einwirken, werden im Zentrum eines Hufeisen-Us gebündelt.

Foto: True Motion

München So klobig waren die Laufschuhe noch nie bei Olympia: Das wird den Fernsehzuschauern schnell auffallen, wenn an diesem Freitag die Leichtathletik-Wettkämpfe in Tokio beginnen. Viele Stars treten mit mehreren Zentimeter dicken Sohlen an.

Den Topathleten verleiht die Sohle mit eingebauten Karbonplatten den letzten Kick im Kampf um Sekundenbruchteile. Für Freizeitsportler indes sei der Trend gefährlich, warnt Gert-Peter Brüggemann, einer der Gründer des Kölner Laufschuh-Start-ups True Motion: „Die auf den Läufer einwirkenden Kräfte sind vergleichbar mit dem seitlichen Anschlagen in der Bobbahn.“

Der ehemalige Leiter des biomechanischen Instituts der Sporthochschule Köln beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Laufschuhen und hat mit Asics, Brooks und Nike die global führenden Anbieter beraten.

Brüggemann warnt: „Gut Trainierte können durch diese Technologie schneller werden. Allerdings nehmen auch die Kräfte, die aufs Knie einwirken, um bis zu 20 Prozent zu.“ Zusammen mit Co-Gründer Andre Kriwet hat der emeritierte Professor einen Laufschuh entwickelt, der ähnlich leistungssteigernd wirken soll, aber nicht so sehr auf die Knochen geht – und damit für etwas ambitioniertere Hobbyathleten geeignet ist.

Dazu haben die Unternehmer die bestehende Laufschuh-Technologie ihrer jungen Firma erweitert. Die Partner bieten Laufschuhe an, die vor allem wegen ihrer Sohle auffallen. Diese sieht aus wie ein Hufeisen an der Ferse. Das Prinzip: Alle Kräfte, die bei der Landung auf den Fuß einwirken, werden im Zentrum eines Hufeisen-Us gebündelt. „Es geht uns darum, die Dreh- und Kippkräfte, die am Knie wirken, zu reduzieren“, erklärt Brüggemann. So sollen Gelenkschmerzen gar nicht erst entstehen.

„Es geht uns darum, die Dreh- und Kippkräfte, die am Knie wirken, zu reduzieren.“ Foto: True Motion
Gert-Peter Brüggemann

„Es geht uns darum, die Dreh- und Kippkräfte, die am Knie wirken, zu reduzieren.“

Foto: True Motion

Beim neuen Laufschuh „Solo“ hat Brüggemann nun noch ein weiteres, kleineres Hufeisen-U im mittleren Teil der Sohle integriert. Eine Fiberglas-Nylon-Platte in einem weichen und responsiven Schaum soll dabei für Stabilität und gleichzeitig für ein niedriges Gewicht sorgen.

Diese Technologie belaste das Kniegelenk im Vergleich zu Schuhen mit Karbonplatten um zehn Prozent weniger – bei dem gleichen positiven Effekt. Die Leistung soll nämlich um drei Prozent steigen. „Der ‚Solo‘ ist für jeden, der mal schneller laufen mag, mit reduziertem Verletzungsrisiko“, erläutert Co-Gründer Kriwet. 160 Euro kostet das Modell, das damit wesentlich günstiger ist als die meisten Konkurrenzprodukte.

Nike begründete den Karbon-Trend

Der Trend der klobigen Laufschuhe begann 2016, als Weltmarktführer Nike das Modell „Vaporfly“ herausbrachte. Mit dem Schuh wurden seither zahlreiche Rekorde aufgestellt. Unter anderem bewältigte der Kenianer Eliud Kipchoge in Wien die Marathondistanz in der Fabelzeit von 1:59:40 – wenn auch nicht unter Wettkampfbedingungen.

„Wir haben zum Glück ausreichend Ware bekommen können, aber die aktuelle Liefersituation ist für alle Marktteilnehmer eine große Herausforderung.“ Foto: True Motion
Andre Kriwet

„Wir haben zum Glück ausreichend Ware bekommen können, aber die aktuelle Liefersituation ist für alle Marktteilnehmer eine große Herausforderung.“

Foto: True Motion

Der Trick von Nike: Eine in einer sehr dicken Sohle verbaute Karbonplatte verbessert laut wissenschaftlichen Studien die Laufökonomie um mindestens vier Prozent. Athleten, die den Schuh tragen, werden später müde und bleiben länger schnell. Mit einiger Verspätung zogen die Wettbewerber nach, vergangenen Herbst auch der Dax-Konzern Adidas.

True Motion zählt zwar nur zehn Mitarbeiter und ist damit ein Winzling gegenüber den Sportartikelriesen. Chancenlos sind die Rheinländer aber keineswegs. Seit sie ihr erstes Modell vor zwei Jahren herausgebracht haben, gingen rund 75.000 Paar über die Ladentheken. Die Marke ist eigenen Angaben zufolge in 150 Shops erhältlich.

Die Kölner wagen sich auf einen riesigen, umkämpften Markt. Wie viel Geld die Menschen weltweit für Laufschuhe ausgeben, weiß niemand genau. Der Übergang vom Freizeitmodell zum Schuh, der tatsächlich fürs Laufen genutzt wird, ist fließend. Fest steht: Es geht um Milliarden.

Um die Gunst der Läufer kämpfen einerseits Allrounder wie Adidas, Nike, Under Armour und Puma. Einige etablierte Anbieter wie Asics, Brooks und Saucony haben sich weitgehend aufs Laufen fokussiert. Sie alle werden unter Druck gesetzt von jungen, aufstrebenden Marken: Die erfolgreichste ist wohl On Running aus der Schweiz.

True Motion fürchtet um den Nachschub aus Vietnam

Sporthändler sind angetan vom neuen Modell von True Motion. „Auch bei schnelleren Tempi ist es wichtig, dass die Kräfte bestmöglich in die Laufrichtung geleitet werden. Genau das bietet die True-Motion-Technologie“, sagt der Laufsportspezialist Tobias Schumacher von Intersport Schumacher in Langenthal in der Schweiz.

Nur eins könnte True Motion bremsen: der fehlende Nachschub. In Vietnam, wo fast alle Marken produzieren lassen, stehen seit Wochen die Fabriken wegen der Corona-Pandemie still. Co-Gründer Kriwet: „Wir haben zum Glück ausreichend Ware bekommen können, aber die aktuelle Liefersituation ist für alle Marktteilnehmer eine große Herausforderung.“

Mehr: Sportaktien vor Olympia: Chancenreich, aber nicht günstig

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