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Stellenabbau Renzi drängt Gewerkschaften bei Alitalia

Der Fluggesellschaft Alitalia droht das Geld auszugehen. Etihad will Anteile kaufen und sie retten, doch die Gewerkschaften sträuben sich. Der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi fordert Kompromissbereitschaft.
11.07.2014 - 07:03 Uhr Kommentieren
Eine Maschine der Fluggesellschaft Alitalia: Geben die Gewerkschaften nicht nach, so könnte die Fluggesellschaft nach Renzi bald pleite sein. Quelle: ap

Eine Maschine der Fluggesellschaft Alitalia: Geben die Gewerkschaften nicht nach, so könnte die Fluggesellschaft nach Renzi bald pleite sein.

(Foto: ap)

Rom Der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi fordert von den Gewerkschaften Kompromissbereitschaft bei den geplanten Stellenstreichungen der Fluggesellschaft Alitalia. „Für Alitalia gibt es keine Wahl zwischen so oder so vielen Stellenstreichungen, sondern nur zwischen Stellenstreichungen oder Schließung“, sagte Renzi am Donnerstag in Rom.

Die Fluggesellschaft Etihad will 49 Prozent der Anteile an der krisengeschüttelten Alitalia übernehmen, stellt als Bedingung aber den Abbau von 2000 Arbeitsplätzen. Die Gewerkschaften dagegen kämpfen für den Erhalt aller 14.000 Stellen bei Alitalia. Derzeit laufen darüber Gespräche zwischen der italienischen Regierung und der Arbeitnehmervertretung.

Etihad habe einen sehr guten Vorschlag unterbreitet, der der Alitalia eine große Zukunft sichere, sagte Renzi. Die Gewerkschaften müssten nun klug sein und ein Opfer bringen.

Das System Etihad
Air Berlin und Etihad Airways
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Etihad

Flugzeuge: 89
Umsatz: 4 Milliarden
Passagiere: 11,5 Millionen

Die Linie hat in elf Jahren eine Größe erreicht, für die ihre Lokalrivalen Emirates aus Dubai und Qatar Airways aus Katar bis zu fünf Jahren mehr gebraucht haben. Um das Tempo weiter zu verstärken, hat sich die Linie ein dichtes Netz aus Partnern zugelegt...

(Foto: dpa)
Air France and Etihad to form joint venture
2 von 10

Das System hat zwei Kreise. Im äußeren sind gut 30 Partner, mit denen Etihad vor allem Codeshare genannte Gemeinschaftsflüge anbietet, wo sich die Linien Aufwand und Ertrag teilen und die Kunden bei beiden Airlines Meilen in den Vielfliegerprogrammen sammeln können. Dabei kooperiert Etihad quer durch alle Flugallianzen, etwa mit American Airlines aus Oneworld um British Airways, Air France aus Skyteam sowie All Nippon und Turkish Airlines aus der Star Alliance der Lufthansa. Dazu kommen noch jede Menge Exoten wie Ukraine International oder Bangkok – sowie der französischen Staatsbahn SNCF. Dazu kommt ein enger Kreis aus Equity Partner genannten Tochtergesellschaften, an denen Etihad zwischen drei und 49 Prozent der Anteile hält. Von ihnen arbeitet nur Aer Lingus wirklich profitabel. Doch mit ihrer Hilfe verdoppelt Etihad seine Größe.

Gruppe (ohne Alitalia)

Flugzeuge: 553
Umsatz: 11 Milliarden
Passagiere: 92,4 Millionen

Quelle: Unternehmensangaben, teilweise geschätzt

(Foto: dpa)
Irische Fluglinie Aer Lingus trotzt der Krise
3 von 10

Aer Lingus

Etihad-Anteil: 2,99 Prozent
Flugzeuge: 47
Flugziele: 58
Passagiere: 10,7 Millionen
Umsatz: 1,4 Milliarden Euro

Die 1936 gegründete Linie aus Irland hat mit die erstaunlichste Wandlung der Branche hinter sich. Gegründet als Staatslinie kooperierte sie eng mit British Airways in der Oneworld Allianz. Als sie unter dem Druck des irischen Lokalrivalen Ryanair vor gut zehn Jahren kurz vor der Pleite stand, reformierte sie sich zum Billigflieger, packte jedoch später ein paar Extras drauf. Nun agiert sie als Hybrid mit einem schlichten Standardprodukt auf Europaflügen, das die Passagiere durch Zukäufe verbessern können, und einem Premiumprodukt auf der Langstrecke in Richtung USA und Kanada. Damit schlägt sich die Linie am besten von allen europäischen Linien gegen  Ryanair – sowohl im Fluggeschäft als auch gegen unerbetene Übernahmeversuche durch den Lokalrivalen.

Quelle: Unternehmensangaben, teilweise geschätzt

(Foto: dpa)
Air Berlin am Nordpier
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Air Berlin

Etihad-Anteil: 29 Prozent
Flugzeuge: 142
Flugziele: 147
Passagiere: 31,4 Millionen
Umsatz: 4,3 Milliarden Euro

Die vor fast 25 Jahren gegründete Fluglinie galt lange als Erfolgsgeschichte und Beispiel dafür, wie sich ein cleverer Selfmade-Mann wie Joachim Hunold gegen die Großen der Branche durchsetzte. Sie kaufte praktisch alle Airlines in Deutschland abseits der Lufthansa: vom Billigflieger DBA, dem Ferienflieger LTU sowie weiter Teile des Fluggeschäfts der Tuifly und Germania. Dabei unterliefen ihr jedoch drei Fehler. Sie überlastete ihr ohnehin nie wirklich profitables Geschäft mit den Verlustbringern, schloss nachteilige Verträge mit dem Touristikkonzern Tui und griff die lange ignorante Lufthansa unnötigerweise durch Flüge in deren Drehkreuz Frankfurt an. Als dann das Geld knapp wurde und Lufthansa zurückschlug, blieb nur die Flucht unter die Fittiche von Etihad. Doch trotz vieler Hilfen der arabischen Mutter sind die Zahlen schlecht und das Eigenkapital aufgebraucht. Erst kürzlich deutete Etihad-Chef James Hogan an, Air Berlin weiter helfen zu wollen.

Quelle: Unternehmensangaben, teilweise geschätzt

(Foto: dpa)
A firefighting vehicle sprays water near an Air Serbia Airbus A319 aircraft at Banja Luka International Airport during a ceremonial welcome
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Air Serbia

Etihad-Anteil: 49 Prozent
Flugzeuge: 30
Flugziele: 30
Passagiere: 1,4 Millionen
Umsatz: 200 Millionen Euro

Die 1927 gegründete Staatslinie firmierte als JAT und setzte in Sachen Service lange eher negative Maßstäbe. Zuletzt machte die Sanierung zwar Fortschritte. Doch weil Gewinne ausbleiben, holte die Regierung schließlich Etihad an Bord.

Quelle: Unternehmensangaben, teilweise geschätzt

(Foto: Reuters)
Air Seychelles
6 von 10

Air Seychelles

Etihad-Anteil: 40 Prozent
Flugzeuge: 7
Flugziele: 6
Passagiere: 0,4 Millionen
Umsatz: 90 Millionen Euro

Die 1978 gegründete Linie lebt von Inlandsflügen und touristischen Diensten auf der Inselgruppe im Indischen Ozean. Doch angesichts der wachsenden Konkurrenz, nicht zuletzt durch Urlaubsflieger aus Europa und die Linien vom Golf wie Emirates, drohte Air Seychelles das Ende - bis Etihad einstieg. Nun meldet die Linie einen kleinen Gewinn, ohne ihn jedoch zu spezifizieren.

Quelle: Unternehmensangaben, teilweise geschätzt

(Foto: Imago)
An Alitalia plane is pictured before takeoff at the Fiumicino airport in Rome
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Alitalia

Etihad-Anteil: 49 Prozent
Flugzeuge: 137
Flugziele: 83
Passagiere: 24,3 Millionen
Umsatz: 3,6 Milliarden Euro

Die italienische Staatslinie gilt als bestes Beispiel für die Nachteile einer Staatslinie: schlechter Service, unzuverlässiger Betrieb und streikfreudige Gewerkschaften, die selbst für überholte Privilegien wie einen kostenlosen Abholdienst für Piloten kämpfen. Der Geist hat inzwischen mehrere Jahrzehnte Verluste, eine Handvoll halbherziger Sanierungsrunden und selbst den Einstieg eines inzwischen auf Effizienz getrimmten strategischen Investors wie Air France-KLM überstanden. Weil nun keine weiteren Staatshilfen mehr möglich sind, werfen die italienische Regierung und eine Reihe von ihr mehr oder weniger genötigter Investoren das Handtuch und holen Etihad an Bord; in der Hoffnung, dass die Petrodollars aus Abu Dhabi das Schlimmste in Form einer Modernisierung verhindern. Doch die Optimisten vergessen, dass Etihad zwar Geld gibt - aber nur gegen Reformen.

Quelle: Unternehmensangaben, teilweise geschätzt

(Foto: Reuters)

Alitalia steht unter Zeitdruck, da ihr bis August das Geld auszugehen droht. Bereits im vergangenen Jahr hat die Fluggesellschaft ein staatliches Hilfspaket über 500 Millionen Euro erhalten. Alitalia war 2008 privatisiert worden, blieb aber weiterhin Spielball italienischer Politiker und Gewerkschafter. Daran ist bislang jede Sanierung gescheitert.

  • rtr
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