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Markthalle von Real in Krefeld

Große Ängste bei vielen Mitarbeitern.

(Foto: mauritius images)

Supermarkkette Real-Verkauf geht in die heiße Phase

Die Metro gibt Einsicht in die Bücher ihrer angeschlagenen Supermarkt-Tochter. Auch der schärfste Konkurrent Kaufland soll zu den Interessenten zählen.
13.12.2018 - 04:13 Uhr Kommentieren

Düsseldorf Metro-Chef Olaf Koch dürfte bei der Bilanzvorlage am Donnerstag so etwas wie Phantomschmerzen empfinden. Da der Konzern seine Supermarkt-Tochter Real verkaufen will, sind die Ergebnisse dieses Bereichs aus dem Zahlenwerk schon ausgeklammert. Und doch werden die unangenehmsten Fragen genau zu diesem Unternehmensteil kommen.

Der geplante Verkauf von Real ist ein einschneidendes Ereignis in der Firmengeschichte. Mit ihm kommt die Serie von Teilverkäufen, mit denen Koch Deutschlands einst drittgrößten Handelskonzern auf ein reines Großhandelsunternehmen reduziert hat, zum Höhepunkt.

So hat Metro bereits Kaufhof verkauft und sich von den Elektronikketten Media Markt und Saturn getrennt. Doch ob auch der Schlusspunkt des Umbaus so gelingt, wie sich die Beteiligten das wünschen, ist mehr als fraglich.

Heikles Kartellproblem

Der Metro-Chef hat sich dabei selbst unter Zeitdruck gesetzt: Spätestens im April oder Mai 2019 will Koch den Verkauf perfekt haben. Insider gehen davon aus, dass es sogar schon im März, kurz nach der Hauptversammlung so weit sein könnte.

Der Datenraum bei Real ist jetzt geöffnet, die Kaufinteressenten können sich alle Daten der angeschlagenen Kette anschauen. Mindestens sechs potenzielle Käufer nehmen nach Angaben aus Unternehmenskreisen zurzeit am Prozess teil, es sollen auch zwei strategische Investoren, also Handelskonzerne, darunter sein.

Besonders brisant: Nach Angaben mehrerer Insider soll auch der schärfste Konkurrent von Real, die Kaufland-Gruppe, unter den Interessenten sein. Doch ob Kaufland, das wie Lidl zu Deutschlands größtem Handelskonzern Schwarz gehört, wirklich eine Übernahme von Real prüft oder nur die Gelegenheit nutzt, mal in die Bücher des Wettbewerbers zu schauen, darüber rätseln auch Branchenexperten.

Denn wegen der hohen Marktkonzentration im deutschen Lebensmittelhandel wäre eine Übernahme wettbewerbsrechtlich höchst problematisch. Die großen vier, Schwarz-Gruppe, Aldi, Rewe und Edeka, beherrschen bereits knapp 90 Prozent des Marktes. „Das Kartellamt steht einer weiteren Marktkonzentration sehr kritisch gegenüber“, beobachtet Boris Planer, Deutschlandchef des Marktforschungsunternehmens Edge by Ascential. In Deutschland dürfte es deshalb fast ausgeschlossen sein, Real als Komplettpaket an einen Händler zu verkaufen.

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Genau das sorgt für große Ängste bei den Real-Mitarbeitern. Denn eigentlich wäre Kaufland ganz nach dem Geschmack der Arbeitnehmervertreter, ist das Unternehmen doch eines der wenigen der Branche, das noch im Flächentarif ist. Doch das Kartellamt dürfte bei einer Übernahme durch Kaufland die Auflage machen, dass Unternehmensteile abgegeben werden – was de facto auf eine Zerschlagung hinausliefe.

Metro-Chef Koch hatte immer wieder betont: „Wir streben an, Real als Ganzes zu verkaufen, und werden nur ernsthafte Interessenten in Betracht ziehen.“ Doch eine Garantie, dass es auch so kommt, kann und will er nicht abgeben. Denn klar ist: Er will den Verkauf durchziehen. Und er weiß selbst, dass er angesichts der schwierigen geschäftlichen Lage von Real nicht in der Position ist, große Forderungen zu stellen.

Der Umsatz ist von einst mehr als acht Milliarden Euro in Deutschland kontinuierlich auf jetzt nur noch knapp über sieben Milliarden Euro zurückgegangen. Das Ebit lag im vergangenen Jahr nur dank Sondereffekten bei 19 Millionen Euro. Einzig das Onlinegeschäft rund um den Marktplatz Real.de wächst rasant.

Real droht die Zerschlagung

Um die Kosten zu senken, hat das Management den Vertrag mit der Gewerkschaft Verdi gekündigt und das Unternehmen unter das Dach eines Tarifmodells mit der Kleingewerkschaft DHV gestellt. Neu eingestellte Mitarbeiter bekommen jetzt deutlich geringere Löhne – was immerhin schon für 3.800 von knapp 34.000 Mitarbeitern gilt.

Verdi sah darin die gezielte Aufhübschung der Braut für Investoren. „Euch haben sie gesagt, sie wollen das Unternehmen sanieren, dabei wollten sie nur den Verkauf vorbereiten“, schimpfte Verdi-Chef Frank Bsirske bei einer Demo von Real-Mitarbeitern vor zwei Wochen vor der Metro-Zentrale in Düsseldorf.

„Die Befürchtung ist groß, dass die Metro-Konzernführung die Beschäftigten nicht in gute Hände abgibt, sondern ohne Rücksicht auf die soziale Verantwortung an den Meistbietenden verkauft“, sagt der Real-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Werner Klockhaus.

Sollte Metro Real an einen Finanzinvestor verkaufen, ist es wahrscheinlich, dass das Unternehmen nach dem Verkauf filetiert und in Einzelteilen weiterverkauft wird. Das bietet sich geradezu an. Denn unter den 279 Standorten von Real sind Märkte sehr unterschiedlicher Größe und sehr unterschiedlicher Qualität.

Erst zwei der Standorte, Krefeld und Braunschweig, sind nach dem neuen Markthallenkonzept komplett modernisiert worden. 19 weitere Filialen bekamen zumindest Module dieses stark auf Frische und Gastronomie ausgerichteten Konzepts verpasst. Doch beim Großteil der Häuser herrscht deutlicher Investitionsbedarf.

Einige Standorte würden die meisten Händler, von Aldi über Rewe bis Globus, sofort übernehmen. Branchenkreisen zufolge sollen sich einige Wettbewerber schon mit Vermietern geeinigt haben, Real-Standorte nach Auslaufen des aktuellen Mietvertrags übernehmen zu dürfen.

Interesse an einem Teil der Märkte soll auch Amazon haben. Seit der Übernahme der Handelskette Whole Foods in den USA ist der Onlineriese auch in Europa auf der Suche nach passenden Standorten. In Großbritannien beispielsweise hat Amazon bereits im Rahmen einer Kartellanhörung bestätigt, dass es Akquisitionen im stationären Einzelhandel prüft. Viele der Real-Filialen würden sich aus Sicht von Amazon wegen ihrer großen Fläche und der verkehrsgünstigen Lage in der Nähe von Autobahnen auch als Abholstationen und regionale Lieferzentren eignen.

Der größte Anreiz für Finanzinvestoren, die ebenfalls die Bücher einsehen, sind die 65 Häuser, die Real noch im Immobilieneigentum hat. Sie sollen einen geschätzten Marktwert von rund einer Milliarde Euro haben. Ein Investor dürfte prüfen, ob es bei denen nicht lukrativer wäre, sie ganz anders zu nutzen. So könnten sie zu Fachmarktzentren umgebaut werden. Auch ganz andere Verwendungen bis hin zu Büros könnten möglich sein.

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