Supermarktkette Kartellamt prüft Übernahme von Real-Märkten durch Kaufland vertieft

Konkurrent Kaufland will mehr als 100 der Standorte übernehmen und in sein eigenes Netz eingliedern.
Düsseldorf Der Großflächendiscounter Kaufland will 101 Standorte von Real übernehmen – zumindest hatte er diese Pläne beim Bundeskartellamt angemeldet. An diesem Freitag hat die Behörde angekündigt, dass sie für dieses Vorhaben eine „vertiefte Prüfung“ eingeleitet hat. Damit ist mit einer raschen Entscheidung nicht zu rechnen.
Da die Europäische Union, die ursprünglich zuständig war, die Prüfung am 11. Juni an das Bundeskartellamt verwiesen hatte, kann die Behörde nun bis zum 12. Oktober prüfen, wie stark die Auswirkungen auf den Wettbewerb an jedem einzelnen Standort sind. Sollten die Parteien Zugeständnisse anbieten, kann sich diese Frist auch noch mal um einen Monat verlängern.
Der Investor SCP Group hatte die Real-Gruppe mit rund 270 Standorten von der Metro übernommen und will einen Großteil der Märkte an Wettbewerber weiterreichen. Neben Kaufland hatte auch Edeka eine Vereinbarung mit SCP über die Übernahme von 53 Märkten unterzeichnet. Auch Rewe und mehrere regionale Händler sind in Gesprächen mit SCP.
Edeka hat seine Übernahmepläne aber bisher noch nicht beim Kartellamt angemeldet. Nach Informationen der Fachzeitung „Lebensmittelzeitung“ soll das daran liegen, dass Edeka nun Interesse an noch mehr Märkten hat und diese Verhandlungen noch laufen.
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
Ursprünglich wollte Kaufland nur 83 Standorte übernehmen. Da das Unternehmen jedoch aufgrund des Widerstands der Wettbewerbshüter erwartete, nicht an jedem Standort durchzukommen, meldete es dann sogar die geplante Übernahme von 101 Märkten an. Zusätzlich will Kaufland den Onlinemarktplatz Real.de kaufen.
Nach früheren Angaben von SCP sollen die ersten Märkte ab dem vierten Quartal dieses Jahres an Kaufland und Edeka übergehen. Das scheint angesichts der vertieften Prüfung und der der Tatsache, dass Edeka seine Pläne noch nicht einmal angemeldet hat, zumindest ambitioniert.
Kaufland hat schon große Einkaufsmacht
Die Bedenken des Kartellamts beziehen sich auf zwei Bereiche. So prüft es zum einen die lokalen Auswirkungen auf den Absatz an Endkunden. Dazu hatte es schon Ende vergangenen Jahres Informationen eingeholt, weil damals schon Edeka die Übernahme von 87 Real-Standorten angemeldet, aber später wieder zurückgezogen hatte.
Noch aufwendiger aber dürfte die Prüfung der Beschaffungsmärkte sein. So hat die Behörde 350 Lebensmittelhersteller angeschrieben und um Auskunft gebeten. Ziel ist es, die Machtverhältnisse beim Einkauf von Lebensmitteln zu ermitteln. Kaufland gehört zusammen mit Lidl zur Schwarz-Gruppe, die Europas größter Lebensmittelhändler ist und damit bereits heute über eine extrem große Einkaufsmacht verfügt.
Das regionale Handelsunternehmen Globus, das selber an der Übernahme von 24 Real-Standorten interessiert ist, hatte bereits davor gewarnt, dass die Übernahme einer so großen Zahl von Märkten durch die Marktschwergewichte Kaufland und Edeka den Wettbewerb gefährden könnte. „Wir machen uns große Sorgen um die Wettbewerbssituation in der Branche“, hatte Globus-Eigentümer Thomas Bruch im Interview mit dem Handelsblatt gesagt.
„Jetzt schon werden fast 80 Prozent des Lebensmittelhandels von den vier großen Handelsgruppen kontrolliert“, so Bruch. „Sollten wir nicht auch zum Zuge kommen, ist das für uns mit eindeutigen Nachteilen im Vergleich mit den großen Konkurrenten verbunden.“
Auch das Bundeskartellamt sieht die zunehmende Konzentration im Lebensmittelhandel kritisch. So hatte es beispielsweise die Übernahme der Kaiser's- und Tengelmann-Läden durch Edeka im Jahr 2015 untersagt, war aber durch eine Ministererlaubnis des damaligen Bundeswirtschaftsministers Sigmar Gabriel überstimmt worden.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.