Systemgastronomie Backwerk-Mutter Valora übernimmt Back-Factory von Harry Brot

Die Tochter von Harry Brot soll verkauft werden.
Düsseldorf Belegte Brötchen auf dem Weg zur Arbeit sind seit dem Lockdown weniger gefragt. Gerade in den Innenstädten haben viele Anbieter gelitten, darunter auch die Snackkette Back-Factory. Nun übernimmt die Schweizer Valora-Gruppe die Tochter der Großbäckerei Harry Brot. Dies teilte das Unternehmen am Dienstag mit.
Valora übernimmt alle 89 Filialen von Back-Factory. Die Übernahme soll zum 1. November erfolgen, vorausgesetzt, das Bundeskartellamt stimmt zu. Zu den Modalitäten wurde Stillschweigen vereinbart.
Valora will den Zukauf „aus bestehenden Finanzmitteln“ stemmen. Die Schweizer beschäftigen rund 15.000 Mitarbeiter und machten zuletzt einen Außenumsatz von 2,2 Milliarden Schweizer Franken.
Zu Valora, das unter anderem die Kioskkette K Kiosk und Bahnhofsbuchhandlungen Press & Books betreibt, gehört bereits die Snackkette Backwerk. Backwerk hatte mit dem Selbstbedienungskonzept die deutsche Bäckerzunft unter Druck gesetzt.
Backwerk wurde 2017 für rund 190 Millionen Euro übernommen. Valora hat den Selbstbedienungsbäcker immer mehr zum Back-Gastronomen ausgebaut. Auch die Brezelkette Ditsch gehört den börsennotierten Schweizern.
„Back-Factory ergänzt unser deutsches Store-Portfolio der Marken Backwerk und Ditsch mit aktuell rund 500 Verkaufsstellen ausgezeichnet mit komplementären Standorten, und wir stoßen weiter an Innenstadtlagen vor“, sagte Thomas Eisele, Chef von Valora Food Service. Valora steigt mit der Übernahme der Back-Factory nach eigenen Angaben zu den Top fünf der umsatzstärksten Systemgastronomen in Deutschland auf. Die Pandemie hat somit die Konsolidierung in der Branche beschleunigt.
Großbäcker Harry Brot eröffnete 2002 die erste Back-Factory in Bielefeld. Die Selbstbedienungsbäckerei entwickelte sich damit zum Snack-Anbieter weiter. 2019 erwirtschaftete die Back-Factory einen Außenumsatz von etwa 80 Millionen Euro und erzielte ein Ebitda von gut fünf Millionen Euro. Die meisten Filialen werden per Franchise geführt.
Harry Brot musste zuletzt Umsatzverlust hinnehmen
Im Lockdown lief das Geschäft mit belegten Brötchen und Snacks schlechter. Deshalb sank der Umsatz von Harry Brot 2020 um etwa zwei Prozent. Harry Brot aus Schenefeld bei Hamburg macht mit mehr als 4500 Mitarbeitern einen Umsatz von über einer Milliarde Euro. Das Familienunternehmen mit 333-jähriger Geschichte ist laut Marktforscher Nielsen deutscher Marktführer für Brot.
„Wir von Harry sehen unsere Kernkompetenzen im Backen und Distribuieren von Brot und Brötchen, weniger in der Systemgastronomie“, sagte Frank Kleiner, Geschäftsführer bei Harry Brot. Deshalb werde Back-Factory an ein „zukunftsfähiges Unternehmen“ verkauft. So solle der Weg für die langfristige Weiterentwicklung der Kette geebnet werden.
Für Branchenexperte Axel Weber von der Gastro-Beratung Soda Group ist die Übernahme „strategisch absolut richtig“. „Das Standortportfolio ergänzt sich perfekt, es gibt fast keine Kannibalisierungseffekte.“ Eine Integration beider Marken liegt nach Einschätzung von Weber auf der Hand.
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