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Systemgastronomie Gründer wird seine Burger-Kette Hans im Glück los

Thomas Hirschberger hat seine Burger-Kette an die Gründer der Billigbäcker-Filialisten Backwerk verkauft. Glücklich kann er trotzdem kaum sein.
17.01.2020 - 16:00 Uhr Kommentieren
Hans im Glück: Gründer Hirschberger verkauft Burger-Kette an Backwerk Quelle: Imago
Burgerkette Hans im Glück

Die neuen Eigentümer können die Kette weitgehend frei von Altlasten sanieren.

(Foto: Imago)

Hamburg Die Zukunft der Burger-Kette Hans im Glück (HiG) ist vorerst gesichert. Am Freitag hat das Unternehmen seinen Verkauf an die Gründer der Billigbäcker-Kette Backwerk, Dirk Schneider und Hans-Christian Limmer, bestätigt. Damit enden wochenlange, unter hohem Druck geführte Verkaufsgespräche für die Kette mit den typischen Birkenstämmen in ihren Filialen.

Mit dem Deal gibt Gründer Thomas Hirschberger seinen Anteil von 90 Prozent an der größten deutschen Burger-Kette ab. Die neuen Eigentümer können die Kette weitgehend frei von Altlasten sanieren. Doch Hirschbergers ursprüngliche Erwartung, mit der auf 81 Filialen gewachsenen Kette einen lukrativen Exit hinlegen zu können, ist damit geplatzt.

Der vielfach ausgezeichnete Unternehmer musste im Gegenteil strampeln, um überhaupt glimpflich aussteigen zu können. Das zeigen interne Unterlagen, die dem Handelsblatt vorliegen. Offiziell hingegen verbreiten beide Seiten in einer Pressemitteilung Optimismus. Der Umsatz der Kette sei 2019 um 24 Prozent auf 147 Millionen Euro Außenumsatz gestiegen.

Dieses Wachstum habe die Käufer „vom Potenzial“ der Kette überzeugt. Details etwa zum Kaufpreis wollen beide Seiten in der Mitteilung nicht nennen. Denn tatsächlich war der Verkauf höchst kompliziert. In den vergangenen Tagen ist der 60-seitige Kaufvertrag, der dem Handelsblatt vorliegt, offenbar um etliche Regelungen erweitert worden.

Damit wollen die neuen Eigentümer offensichtlich alten Streit aus dem Unternehmen heraushalten. Hirschberger geht in dem Vertrag Verpflichtungen ein, die Verantwortung für schwelende Konflikte mit Franchise-Nehmern und anderen Geschäftspartnern zu übernehmen. Hirschberger verpflichtet sich zudem zu „wohlwollender Kommunikation gegenüber anderen Franchisepartnern als auch gegenüber dritten Marktteilnehmern“.

Der Vertrag soll auch verhindern, dass Hirschberger mit seinen kürzlich in Singapur eröffneten Filialen, die die Käufer nicht übernehmen, auf eigene Faust ein internationales Geschäft aufbaut. Hirschberger darf zudem Hans im Glück künftig keine direkte Konkurrenz machen.

Deutlich höherer Verkaufspreis erwartet

Verkäufer Hirschberger hat neben dem Kaufpreis Anspruch auf bis zu 7,5 Millionen Euro, falls die Kette in den kommenden vier Jahren bestimmte Gewinnziele erreicht. Er bekommt das Geld zudem, falls die Käufer die Kette in den nächsten vier Jahren weiterverkaufen.

Laut Vertrag würde Hirschberger die vollen 7,5 Millionen Euro erhalten, falls ein neuer Käufer bis Ende 2024 mindestens 120 Millionen Euro auf den Tisch legt. Darin spiegelt sich wider, dass Hirschberger ursprünglich bei dem wohl von Anfang an einkalkulierten finalen Verkauf mit einem deutlich höheren Verkaufserlös gerechnet hatte.

So hatte er einst im Handelsblatt-Interview davon gesprochen, 300 bis 500 Filialen allein in Deutschland eröffnen zu wollen. Seinen Geschäftsführern hatte er großzügige Prämien bei einem Verkauf zugesagt – Versprechen, die ihm beim jetzigen Verkauf zur Belastung werden.

Denn der tatsächliche Preis ist so niedrig, dass Hirschberger scharf rechnen musste, ob er sich den Verkauf angesichts seiner finanziellen Verpflichtungen überhaupt leisten kann. Der Vertrag legt den „Basis-Kaufpreis“ auf 30 Millionen Euro fest. Abzüglich von Belastungen ergibt sich laut früheren Berechnungen ein „finaler Kaufpreis“ von gut 26,1 Millionen Euro.

Interne Papiere zeigen jedoch, dass mit dem Verkauf erhebliche finanzielle Belastungen auf Hirschberger und seine Holding AML zukommen. Fast bis zuletzt hätte der Verkauf daran scheitern können. Offenbar haben Hirschberger und seine Berater die Finanzierung des Verkaufs erst in den vergangenen Tagen sicherstellen können.

Mit Partnern überworfen

Zudem musste Hirschberger den Käufern Bescheinigungen vorlegen, dass er den Verkauf finanziell stemmen kann, ohne zahlungsunfähig zu werden. Das ist ihm gelungen. Für die Kette und ihre Franchisenehmer ist der Verkauf eine gute Nachricht. Die Fortführung des Geschäfts ist gesichert. In der Pressemitteilung heißt es, die Kette wolle 2020 etwa 15 neue Filialen eröffnen.

Neue finanzielle Belastungen kämen durch den Deal nicht auf die Kette zu, die neuen Gesellschafter wollten sie im Gegenteil finanziell stärken. Sie finanzierten den Kauf aus „Eigenmitteln“, heißt es in der Mitteilung. Die Backwerk-Gründer hatten ihre Bäckereikette 2013 an den Finanzinvestor EQT verkauft. Damals schätzten Beobachter den Kaufpreis auf 100 Millionen Euro.

Die Käufer Schneider und Limmer haben bei Backwerk bewiesen, dass sie erfolgreich ein Franchise-System wachsen lassen können – eine Aufgabe, bei der sich Hirschberger in etliche Scharmützel verwickeln ließ. Er hatte sich mit mehreren Franchise-Partnern überworfen.

Der Lübecker Bäckerei-Erbe Patrick Junge trennte seine Filialen sogar komplett ab und gründete damit die Konkurrenzkette Peter Pane. Beide lieferten sich einen jahrelangen Rechtsstreit. Auch bei einem früheren Verkauf geriet Hirschberger in Konflikte. 2014 verkaufte er seine erste selbst aufgebaute Gastro-Kette, die Cocktailbars Sausalitos, an einen Finanzinvestor.

Der Finanzinvestor Ergon warf Hirschberger später unter anderem vor, Führungskräfte abgeworben zu haben. Solche Konflikte kosteten offenbar viel Aufmerksamkeit, die anderswo fehlte. In den vergangenen Jahren gab es mehrfach interne Hinweise darauf, dass die Finanzabteilung des Unternehmens überfordert war.

Zuletzt kritisierte eine Bank unter anderem den „katastrophalen Zustand“ der kaufmännischen Abteilung und wollte Kreditlinien zurückfahren. Das erhöhte den Druck, eine Lösung für die Kette zu finden – zumal der im Juli 2018 für 6,5 Millionen Euro eingestiegene Unternehmer Gerd Bühler ebenfalls Finanzierungsvehikel im Streit kündigte.

Der mit einem Finanzdienstleister wohlhabend gewordene Bühler, dem zuletzt zehn Prozent an HiG gehörten, bleibt weiter beteiligt. Sein Sohn Johannes Bühler ist Geschäftsführer bei HiG – und soll das Unternehmen wohl auch künftig führen.

Hirschberger selbst wolle in der Gastro-Branche bleiben, heißt es in der Mitteilung. Er werde sich auf seine Leidenschaft konzentrieren, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Vielleicht klappt es ja im dritten Anlauf mit dem ursprünglich von ihm schon für Hans im Glück erhofften dreisteilligen Millionen-Exit.

Mehr: Thomas Hirschberger muss die Hoffnung, seine Kette mit hohem Gewinn verkaufen zu können, aufgeben. Die neuen Eigentümer müssen gründlich aufräumen.

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