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Temma-Chefin Christiane Speck Wie eine Rewe-Mitarbeiterin die Bio-Märkte ihres Ex-Arbeitsgebers zum Erfolg führen will

Christiane Speck hat im Alleingang die Marke Temma von Rewe übernommen. Mit einer persönlichen Note will sie sich von anderen Biomärkten abheben.
24.06.2018 - 10:46 Uhr Kommentieren
Die Temma-Eigentümerin besitzt neun Läden in ganz Deutschland. Quelle: Temma
Christiane Speck

Die Temma-Eigentümerin besitzt neun Läden in ganz Deutschland.

(Foto: Temma)

Düsseldorf Eine Frau isst einen Salat mit Ziegenkäse, ein anderer Gast hat gerade Quiche bestellt. Daneben sitzt Christiane Speck, 42, an einem langen Holztisch und trinkt einen Milchkaffee. Er steht mitten in einem Supermarkt. Ungemütlich ist es dennoch nicht. Bei Temma geht es alles etwas ruhiger zu, „entschleunigt“, nennt Speck das. Temma, ein Wortzusammenschluss aus „Tante“ und „Emma“ ist eine Biomarkt-Kette, Speck die Inhaberin.

Bis zum April gehörten die Temma-Läden zum Rewe-Konzern. Neun in ganz Deutschland, zwei davon in Köln. Doch nur in Köln fruchtete das Konzept wirklich. Die zwei Märkte machten 40 Prozent des gesamten Temma-Umsatzes. Doch das reichte dem Konzern nicht – zumal er in der Zwischenzeit das Biosortiment in den Rewe-Märkten deutlich ausgebaut hatte. Der Vorstand beschloss, sich von Temma zu trennen.

Doch da gab es eine im Konzern, die das nicht hinnehmen wollte. Christiane Speck. Sie hat Temma entwickelt, aufgebaut. Es ist ihr Projekt. 15 Jahre lang hat sie bei Rewe gekämpft, gegen starre Strukturen, langatmige Prozesse, viele Hierarchien. Nun erkannte sie ihre Chance. Speck übernahm Temma. Zumindest die zwei Kölner Filialen, die, die profitabel waren. Mit denen will sie nun zeigen, dass Bio durchaus funktionieren kann. Der Welt, aber auch ihrem alten Arbeitgeber.

Nach dem BWL-Studium zu Rewe

Damit geht für Speck auch ein lange gehegter Traum in Erfüllung. Eigentlich wollte sie sich schon immer selbstständig machen, seit ihrem BWL-Studium, nach dem sie schnell zu Rewe kam. „Alle vier Jahre habe ich versucht, den Job zu wechseln, aber immer hat man mir etwas Spannendes angeboten“, erinnert sie sich – bis sie zur Bereichsleiterin Innovative Konzepte aufgestiegen war und Temma initiierte.

Nun passte es. Das Angebot machte diesmal sie.

Speck konnte nicht einfach zusehen, wie die Märkte geschlossen werden. Auch, wenn sie die wirtschaftlichen Beweggründe aus Sicht eines Großkonzerns verstehen kann. Gerade die Temma-Anfänge waren hart. Gut erinnert sie sich noch an den ersten Tag, damals noch bei Rewe.

Als nach zwei Stunden der damalige Vorstandsvorsitzende Alan Caparros anrief, um zu hören, wie es läuft, hatte der Markt tatsächlich keinen einzigen Euro Umsatz gemacht. „Da habe ich schnell vier Flaschen Wein über die Kasse gezogen und sie selbst gekauft.“ Die Blöße wollte sie sich nicht geben. Und an ihrem Engagement hat es noch nie gelegen.

Dennoch ließen sich die anderen Märkte, die deutschlandweit verstreut waren, nicht halten. Speck weiß um die Fehler, die bei der Expansion passiert sind – und will es besser machen.

Die Kölner Temma-Märkte gehören seit April nun ihr und laufen unter dem etwas sperrigen Namen Temma Biomärkte Christine Speck GmbH. 60 Mitarbeiter hat sie übernommen, die anderen, auch alle aus den geschlossenen Märkten, haben ein Angebot bekommen, innerhalb der Rewe Group zu wechseln.

Specks Handschrift ist schon zu erkennen. Im wahrsten Sinne des Wortes: Seit kurzem sind Weine im Sortiment, deren Etikett Speck persönlich beschrieben hat. Bald sollen noch mehr Produkte der Eigenmarke zu dem 5.000 Artikel umfassenden Sortiment hinzukommen.

Innerhalb der Rewe Group war Temma eine Marke von vielen, lief in der Warenlieferkette mit wie die anderen auch, da war die Konzentration auf möglichst regionale Produkte nicht so leicht. Nun kennt Speck jeden Lieferanten persönlich, manchmal kommen die Waren direkt von den Herstellern, auch von kleinsten Biobetrieben.

„Wir sind jetzt freier, näher dran“, sagt sie, „ich wollte raus aus den Strukturen.“ Das ist auch an ihr persönlich zu erkennen: Früher trug sie immer Hosenanzug, heute kommt sie gern in Jeans und Sneakern zur Arbeit, fährt nur noch Fahrrad. Und füllt auch mal selbst das Obst an der Theke auf oder sitzt an der Kasse.

80 Prozent sind Stammkunden

„Christiane Speck kennt das Geschäft aus dem Effeff. Sie bringt alle Voraussetzungen mit, um die beiden Kölner Standorte weiterzuentwickeln und noch erfolgreicher zu machen“, findet Lionel Souque, Vorstandschef von Rewe, denn auch nur lobende Worte für das Engagement der Temma-Erfinderin: „Ich bin fest davon überzeugt, dass sie die nun eigenen Temma-Märkte durch ihre Leidenschaft, ihre ausgezeichnete Kreativität und ihre große Überzeugung von gesunden und biologischen Lebensmittel erfolgreich führt.“

Ganz ohne Rewe funktioniert es aber auch jetzt nicht. Noch nicht. Zehn Prozent der Waren kommen weiter aus dem Rewe-Lager. Auch die Buchhaltung und Personalverwaltung übernimmt ihr Ex-Arbeitgeber weiter.

Um alles andere aber kümmert Speck sich selbst, macht das Marketing genauso wie den Einkauf. Früher stand der große Konzern hinter ihr, heute dagegen funktioniert sie wie ein Start-up. Mit dieser persönlichen Note will sie sich auch von großen Wettbewerbern wie Alnatura oder Denn’s absetzen.

Bei Temma begrüßen die Mitarbeiter die Kunden mit Namen – 80 Prozent sind Stammkunden, sie können zum Mittagessen vorbeikommen, sich an den Bedientheken unterhalten und durchprobieren. Waren weggeschmissen werden hier kaum. Wenn Wurst oder Käse zu alt zu werden drohen, verarbeiten die Köche vorne im Deli zu Speisen.

Über den wirtschaftlichen Erfolg will Speck zwar nicht viel sagen. Vier Millionen Euro Umsatz machte ein einzelner Kölner Temma-Markt zu Rewe-Zeiten. Heute sagt Speck nur: „Wir gehören zu den stärksten Bioläden in Köln.“

Ihr Konzept scheint aufzugehen.

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