Tierbedarf Fressnapf-Gründer Toeller nutzt die Coronakrise für aggressives Wachstum

Der Fressnapf-Gründer will im Onlinegeschäft und auch im Ausland weiter deutlich den Umsatz steigern.
Düsseldorf Für den Tierbedarfshändler war das 30. Jahr nach seiner Gründung zugleich das herausforderndste. „So eine Achterbahnfahrt habe ich in meinem Leben bisher noch nicht erlebt“, sagt Geschäftsführer Hans Jörg Gidlewitz. Auf den Ansturm auf Tierfutter oder Katzenstreu folgte ein kurzfristiger Umsatzeinbruch, die Arbeit musste unter verschärften Hygienebedingungen neu organisiert werden.
Doch unter dem Strich war es auch das erfolgreichste Jahr der Unternehmensgeschichte. Der Umsatz konnte um 15,2 Prozent auf 2,65 Milliarden Euro gesteigert werden. Das ist ein absoluter Umsatzzuwachs von 351 Millionen Euro. „Dabei waren wir 2019 schon so stolz, ein Umsatzwachstum von 200 Millionen berichten zu können“, sagt Gidlewitz.
„Keiner konnte diese atemberaubende Dynamik erwarten“, räumt auch der Fressnapf-Geschäftsführer ein. Obwohl alle Tierbedarfshändler deutlich zulegen konnten, hat Fressnapf noch Marktanteile gewonnen. Das soll auch in diesem Jahr so bleiben. Geplant ist eine Steigerung des Umsatzes um erneut mehr als zehn Prozent. Zum Vergleich: Das Marktwachstum wird bei drei bis fünf Prozent erwartet.
In der Coronakrise haben viele Menschen das Haustier neu entdeckt. Im vergangenen Jahr sind nach Angaben des Verbands für das deutsche Hundewesen allein 20 Prozent mehr Hunde gekauft worden als in den Jahren zuvor. Davon haben durchweg alle entsprechenden Händler profitiert – besonders im Onlinehandel. So hat beispielsweise der Onlinehändler Zooplus im vergangenen Jahr um rund 17 Prozent auf einen voraussichtlichen Umsatz von knapp 1,8 Milliarden Euro zugelegt. Entsprechend haben die Aktienkurse der Unternehmen aus dieser Branche zugelegt.
Doch selbst diese E-Commerce-Spezialisten hat Fressnapf im vergangenen Jahr in den Schatten gestellt. So legte der Marktführer im Onlinehandel um 40 Prozent zu. Nach eigenen Angaben hat er damit jetzt eine Marktanteil von 13 bis 14 Prozent im Onlinegeschäft.
„Digitalisierungsturbo durch die Coronakrise“
„Durch Corona haben wir alle einen Digitalisierungsturbo erlebt“, sagt Fressnapf-Gründer Torsten Toeller. „Wir waren plötzlich gezwungen, vieles zu ändern, was vorher nicht als möglich galt.“
In diesem Jahr will Fressnapf weiter aggressiv wachsen. „Wer noch Zweifel an unserem Willen und Können hat, auch den Onlinemarkt aufzurollen, der kennt Fressnapf nicht“, sagt Gidlewitz angriffslustig. „Wir wollen weiter stärker wachsen als die reinen Onlinehändler“, ergänzt Toeller.
Das gilt auch für den stationären Verkauf, wo Fressnapf auch durch Übernahmen wachsen will. „Wir werden die Konsolidierung in Europa aktiv vorantreiben“, sagt Toeller. Zum Jahreswechsel hat das Unternehmen beispielsweise den dänischen Händler Pet World übernommen und damit die Marktführung in Dänemark ausgebaut.
Zulegen will Fressnapf besonders im Ausland. „Obwohl wir unsere Expansionspläne im vergangenen Jahr wegen der Corona-Beschränkungen gar nicht so umsetzen konnten, haben wir international ein Wachstum von 20 Prozent erzielt“, berichtet Gidlewitz. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen 38 neue Standorte im Ausland eröffnet. Für dieses Jahr sind 100 neue Märkte geplant, die meisten davon im Ausland.
Für dieses Jahr sind Investitionen in Höhe von 70 Millionen Euro geplant. Davon sollen allein 40 Millionen Euro in Expansion und Akquisitionen fließen.
Fressnapf-Gründer Toeller ist aber auch sehr bewusst, dass der Tierbedarfshandel im Vergleich zu vielen anderen Fachhändlern im vergangenen Jahr im Vorteil war, weil er seine stationären Geschäfte nicht schließen musste. „Ich bin demütig und dankbar, weil wir trotz der schwierigen Situation viel Glück gehabt haben“, sagt er. Davon haben auch die Mitarbeiter profitiert. „Wir haben im vergangenen Jahr einen steuerfreien Corona-Bonus von mehr als 2,5 Millionen Euro zusätzlich ausgeschüttet“, so Toeller.
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