Tierbedarfshändler Überraschende Wende im Übernahmekampf um Zooplus: Hellman & Friedman verbündet sich mit Rivalen EQT

Hellman und Friedman wollen Zooplus übernehmen.
Berlin Der Finanzinvestor Hellman & Friedman und die schwedische Beteiligungsgesellschaft EQT wollen gemeinsam den Online-Tierbedarfshändler Zooplus übernehmen. Es würden 480 Euro je Zooplus-Aktie geboten, teilten Zooplus sowie die beiden Finanzinvestoren am Montag überraschend mit. Das entspricht einem Börsenwert von etwas weniger als 3,7 Milliarden Euro inklusive Schulden.
Das gemeinsame Angebot der beiden Investoren liegt zehn Euro über der bisherigen Offerte von 470 Euro je Anteilschein. Am Freitag war das Papier bei 475,40 Euro aus dem Handel gegangen. Am Montag stieg die Aktie am frühen Vormittag auf 478,40 Euro.
Bisher haben sich EQT und Hellman & Friedman ein Bieterrennen um Zooplus geliefert. Im Gegensatz zu EQT besitzen die Kalifornier bereits gut 17 Prozent der Zooplus-Anteile.
Der Analyst der Baader Bank, Volker Bosse, sieht den Übernahmekampf bei Zooplus auf ein Ende zulaufen. Er empfiehlt, das Angebot anzunehmen, es entspreche einem Aufschlag von 85 Prozent auf den letzten Börsenkurs vor dem ersten Übernahmeangebot von Hellman & Friedman.
Mitte August hatte Zorro Bidco, eine Holdinggesellschaft, die derzeit durch von Hellman & Friedman beratene Fonds kontrolliert wird, ihre Absicht angekündigt, ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot für Zooplus zu unterbreiten. Anfang Oktober wurde das Angebot von Pet Bidco, einer indirekt von EQT Private Equity gehaltenen Holdinggesellschaft übertroffen, dann zog H&F einen Tag später gleich.
Das neue erhöhte Angebot habe keine Auswirkungen auf den bestehenden Zeitplan des erhöhten Angebots, insbesondere nicht auf die bis zum 3. November 2021 andauernde Annahmefrist, heißt es in der gemeinsamen Erklärung der Investoren. Auf dieser Grundlage werde die Abwicklung des erhöhten Angebots voraussichtlich bis Mitte November 2021 erfolgen. Das ursprüngliche Angebot von EQT über Pet Bidco werde dagegen nicht vollzogen.
Beide Finanzinvestoren werden gemeinsam die Übernahme versuchen
Nun werden beide Finanzinvestoren gemeinsam die Übernahme versuchen, was in der Investorenbranche durchaus selten vorkommt, wenn sie zuvor konkurriert haben. Der letzte bekannte Fall war ein Übernahmekampf des Heizungsablesedienstes Techem Anfang 2007. Die beiden damaligen Investoren, die australische Bank Macquarie und der Finanzinvestor BC Partners hatten zunächst konkurriert und sich danach verbündet. Doch sie erreichten mit ihrem Angebot von 55 Euro pro Aktie damals die notwendige Schwelle nicht. Im Herbst 2007 hatte dann Macquarie allein die Übernahme gestemmt. Vor drei Jahren verkaufte die australische Bank den Heizungs- und Wasserableser für 4,6 Milliarden Euro an ein Konsortium unter Beteiligung des Finanzinvestors Partners Group.
Auch beim aktuellen Fall Zooplus müssen die beiden Investoren H&F und EQT eine Mindestannahmeschwelle von 50 Prozent plus einer Zooplus-Aktie erreichen. Zorro Bidco von H&F verfügt bereits über alle regulatorischen Freigaben, sodass bei Erreichen der Mindestannahmeschwelle sämtliche Bedingungen für den Vollzug erfüllt sind, heißt es in der gemeinsamen Erklärung der beiden Investoren.
Stefan Goetz, Partner von Hellman & Friedman, und Johannes Reichel, Partner und Leiter des EQT-Private-Equity-Beratungsteams in Deutschland, teilten gemeinsam mit: „Mit diesem Schritt haben wir eine Lösung gefunden, um die derzeitige Pattsituation im Übernahmeprozess aufzulösen und das Investment in Zooplus zu ermöglichen. Das verbesserte Angebot biete „höchste Transaktionssicherheit zum Nutzen aller Stakeholder von Zooplus“.
EQT Private Equity werde gleichberechtigt bei Zorro Bidco agieren, heißt es auf Nachfrage. Beide Investoren verfügen über komplementäre Expertise: So hat Helman & Friedman beim E-Commerce und EQT im Bereich Tierbedarf Erfahrungen, die beide nun gemeinsam einbringen können.
Die Andienungsverpflichtungen, die Zorro Bidco mit den Zooplus-Aktionären für rund 17 Prozent des Grundkapitals von Zooplus abgeschlossen hat, gelten auch für die betreffenden Aktionäre, die die entsprechenden Aktien bereits angedient haben. Sie haben also keinen Nachteil, wenn sie früher ihre Aktien angedient haben.
Es soll nach Aussagen der beiden Finanzinvestoren auch dabei bleiben, dass Zooplus nach einem erfolgreichen Abschluss von der Börse genommen werde.
Vorstand und Aufsichtsrat begrüßen das neue Angebot
Sowohl der Vorstand als auch der Aufsichtsrat von Zooplus begrüßen das neue Angebot und beabsichtigen, es zu unterstützen. „Angesichts des signifikanten Wertzuwachses für unsere Aktionäre, der komplementären Expertise beider Partner sowie ihrer finanziellen und strategischen Verpflichtungen für das Unternehmen und seine Stakeholder bekräftigen wir als Vorstand – gemeinsam mit dem Aufsichtsrat – unsere Empfehlung an unsere Aktionäre, das Angebot der Zorro Bidco anzunehmen“, sagte Dr. Cornelius Patt, CEO von Zooplus.
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