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Topshop-Eigentümer „König der Highstreet“ in Nöten: Philip Greens Arcadia-Gruppe stellt Insolvenzantrag

Die Coronakrise hat dem umstrittenen Unternehmer den Rest gegeben. Beim Modekonzern Arcadia stehen 13.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel.
30.11.2020 Update: 30.11.2020 - 21:16 Uhr Kommentieren
Der Unternehmer steht vor den Trümmern seines Lebenswerks. Quelle: Bloomberg
Philip Green

Der Unternehmer steht vor den Trümmern seines Lebenswerks.

(Foto: Bloomberg)

London Vor 14 Jahren wurde der britische Unternehmer Philip Green von Queen Elizabeth II. zum Ritter geschlagen – für „Verdienste um den britischen Einzelhandel“. Vorgeschlagen hatte ihn Tony Blair. Green sei ein „echter Visionär“, schwärmte der damalige Premierminister.

Nun steht Sir Philip Green vor den Trümmern seines Imperiums. In London meldete seine Holding Arcadia am Montag Insolvenz an. Die Coronakrise hat dem Modekonzern mit bekannten Marken wie Topshop, Burton, Dorothy Perkins und Miss Selfridge den Rest gegeben.

Es ist eine der größten Pleiten im schwer gebeutelten britischen Einzelhandel. 13.000 Arbeitsplätze in mehr als 500 Filialen stehen auf dem Spiel.

Green, 68, ist einer der schillerndsten und umstrittensten Unternehmer des Königreichs. Der gebürtige Londoner fing ganz unten an: Im Alter von 16 Jahren verließ er die Schule, mit 21 begann er, Jeans aus Asien zu importieren, dann kaufte er Inventar bei Firmeninsolvenzen günstig und verkaufte es anschließend weiter. So arbeitete er sich zum „König der High Street“ hoch.

Heute lebt er auf einer 90 Meter langen Jacht mit Hubschrauberlandeplatz, die meist in Monaco vor Anker liegt. Sie trägt den Namen „Lionheart“, nach dem englischen König Richard. Seine Geburtstage feiert der Tycoon Green mit Topmodels und anderen Prominenten, für die musikalische Unterhaltung bucht er Stars wie Jennifer Lopez oder Robbie Williams.

Den Grundstein für das Familienvermögen legte Green 2005, als Arcadia seiner Frau Christina Green die bis dahin größte Dividende der britischen Geschichte in Höhe von 1,2 Milliarden Pfund auszahlte. Lady Green hält einen Anteil von 92 Prozent an der Holding. Steuern zahlte sie auf das Geld nicht, weil sie in Monaco gemeldet ist. Der britischen Tageszeitung „The Guardian“ zufolge schenkte sie ihrem Mann zum Geburtstag schon mal einen Privatjet – und ein Monopoly-Spiel aus echtem Gold.

Ist der Ruf erst ruiniert

In der Spitze wurde Greens Vermögen auf knapp fünf Milliarden Pfund geschätzt. Inzwischen ist der Unternehmer laut „Sunday Times Rich List“ kein Milliardär mehr. In der jüngsten Rangliste der reichsten Briten landete er auf Platz 154 – mit einem Vermögen von 930 Millionen Pfund.

Sein Ruf in Großbritannien ist schon länger ruiniert. Spätestens seit 2016, als er die Kaufhauskette BHS für ein Pfund verkaufte, nachdem er sich in den Jahren zuvor mehrere Hundert Millionen Pfund an Dividenden ausgezahlt hatte. Ein Jahr später meldete BHS Insolvenz an – mit einem 571-Millionen-Pfund-Loch in der Pensionskasse.

Green habe die Firma geplündert, stellte ein parlamentarischer Untersuchungsbericht fest. Mehr als hundert Abgeordnete forderten den Entzug der Ritterwürde. Unter öffentlichem Druck zahlte Green 363 Millionen Pfund aus seinem Privatvermögen in die Pensionskasse – und durfte seinen Adelstitel behalten.

Auch bei Arcadia hinterlässt er nun ein 350-Millionen-Pfund-Defizit. Wieder wird die Forderung laut, er solle dies von seinen Offshore-Konten begleichen.

Überraschend kommt der Kollaps nicht. Arcadia stand bereits im vergangenen Jahr kurz vor der Zahlungsunfähigkeit und war nur durch eine Finanzspritze von Investoren gerettet worden. Schon vor Corona hatte der Einzelhändler unter der Konkurrenz von H&M, Primark und Next gelitten. Auch Onlinehändler wie Boohoo setzten Greens Filialen zu.

Die Insolvenz sei schon länger als unvermeidlich angesehen worden, sagte Jonathan Compton von der Anwaltskanzlei DMH Stallard. Die Gruppe habe es versäumt, mit den Veränderungen in der Branche Schritt zu halten.

Die Insolvenz Arcadias gefährdet nun auch die Übernahme der ebenfalls pleitegegangenen Kaufhauskette Debenhams durch die Firma JD Sports. Die Arcadia-Marken sind prominent in den Debenhams-Filialen vertreten. JD Sports will daher den Kauf neu bewerten.

Der Insolvenzverwalter dürfte keine Schwierigkeiten haben, einzelne Marken der Holding zu veräußern. Besonders Topshop, mit der Arcadia die Hälfte des Umsatzes macht, gilt als Juwel. Potenzielle Käufer sind Rivalen wie Next, Marks and Spencer und Boohoo. Auch Mike Ashley, Gründer von Sports Direct, hat schon Interesse signalisiert. Seine Frasers Group nutzt die Coronakrise derzeit, um durch Zukäufe zu expandieren.

Für Green wäre es wohl die schwerste Strafe, wenn ausgerechnet sein Erzrivale Ashley nun sein Lebenswerk ausschlachten darf.

Mehr: Der Puma-CEO spricht über herbe Rückschläge durch Corona und das komplexe Marktumfeld in China.

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