Touristenattraktion Wie die Titanic Belfast retten soll

Das „Titanic Belfast“ soll jährlich 300.000 Besucher anlocken.
Belfast Nicht mal flüchtig hat Dave Zimerman diese Stadt in all den Jahren bei seinen Urlaubsplänen in die engere Auswahl gezogen: Belfast. Wenn er an die Hauptstadt Nordirlands dachte, dann brachte der 67-Jährige stets nur Bombenanschläge und blutige Straßenkämpfe damit in Verbindung.
Jetzt ist der Amerikaner zusammen mit einem Freund in Belfast, zwei Tage lang wollen sie bleiben und zwei weitere im Rest Nordirlands verbringen. Es ist ein Unglück, das die beiden hierhin gebracht hat: der Untergang der „Titanic“, der sich an diesem Sonntag zum 100. Mal jährt.
In Belfast ist der Luxusdampfer, den Experten als „praktisch unsinkbar“ beschrieben, gebaut worden. Auf dem Gelände der Belfaster Werft Harland & Wolff, wo die „Titanic“ vom Stapel lief, ragt jetzt erneut ein gigantischer Schiffsrumpf in die Höhe. Ein Eisberg, sagen andere über die Form des Museums „Titanic Belfast“ - wegen seiner Fassade aus silbrig glänzenden Aluminiumplatten.
97 Millionen Pfund (117 Millionen Euro) hat Nordirland hier investiert. Der Untergang der „Titanic“ soll der einstigen Unruheprovinz helfen, wieder zum Touristenziel zu werden. Tourismus hat nur einen kleinen Anteil an der Wirtschaftsleistung Nordirlands.
Auch andere Städte erinnern dieses Jahr mit neuen Museen und zahlreichen Veranstaltungen an den Mythos „Titanic“ - etwa das englische Southampton, wo der Unglücksdampfer zur Jungfernfahrt nach New York aufbrach, und Liverpool, wo die Reederei White Star Line ihren Sitz hatte.

Mit Hilfe von Computeranimationen kann man das Wrack der Titanic auf dem Museumsboden betrachten.
Doch so viel Geld wie Belfast hat keiner in das Gedenken investiert, und keine andere Stadt hat so hohe Erwartungen. Belfast und Nordirland wollen mit dem Titanic-Museum an alte Zeiten anknüpfen. Bis in die späten 60er-Jahre war die Gegend ein beliebtes Urlaubsziel - dann brach der blutige Konflikt zwischen der Irisch-Republikanischen Armee (IRA) und protestantischen Paramilitärs aus.
Der Tourismus ging schlagartig um drei Viertel zurück. Zwar schlossen beiden Seiten im Jahr 2005 Frieden, doch die Geschichte belastet die Region noch immer. Die Wirtschaft erholt sich nur langsam, und Urlauber machen weiterhin einen großen Bogen um die einstige Unruheregion. Der Tourismus trägt gerade einmal 3,5 Prozent zur Wirtschaftsleistung bei.
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