Touristik Neuer Ferienflieger Eurowings Discover startet mit Hindernissen

Lufthansa will auf Druck von Wettbewerbshütern weiter mit dem kleineren Wettbewerber kooperieren.
Frankfurt Sie ist einer der Hoffnungsträger des Lufthansa-Konzerns: die neue Ferienfluggesellschaft mit dem Namen Eurowings Discover. Im Sommer soll es ab Frankfurt mit zunächst vier Airbus 330 zu touristischen Fernzielen gehen. Doch der Start dürfte holpriger verlaufen als geplant.
Aufgrund des Drucks der EU-Wettbewerbshüter wird Lufthansa den Kooperationsvertrag mit dem Rivalen Condor nun wohl doch verlängern. Damit wird Europas größte Fluggesellschaft dem kleinen Wettbewerb am Drehkreuz Frankfurt wie bisher Passagiere zuführen. Diese Fluggäste fehlen dann, um die Flugzeuge von Eurowings Discover besser auszulasten.
Man sei überrascht gewesen, wie schlecht es um Condor stehe, heißt es bei Lufthansa. Tatsächlich führt Condor angesichts der länger als erwartet dauernden Pandemie Gespräche mit der Bundesregierung über eine weitere finanzielle Unterstützung.
Doch zur Wahrheit gehört wohl auch, dass die Entscheider bei Lufthansa die Stimmungslage sowohl bei den Kartellaufsehern in Brüssel als auch in Berlin falsch einschätzten, als sie vor einigen Monaten das sogenannte Special Prorate Agreement mit Condor kündigten. Der Rivale hatte eine Klage gegen die EU-Kommission eingereicht, um die Auflagen der Lufthansa für die Staatshilfe in Höhe von neun Milliarden Euro noch mal überprüfen zu lassen.
Das erwies sich als kluger Schachzug. Denn die EU-Kommission geriet dadurch in einen gewissen Rechtfertigungszwang und wandte sich an die Bundesregierung. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ soll sich Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager in Berlin über das Verhalten von Lufthansa beschwert haben. Eine Bestätigung dafür gibt es von keiner Seite. Doch in Lufthansa-Kreisen wird eingeräumt, dass es Druck aus Brüssel gegeben habe. Auch in Berlin sei man verärgert über das Gebaren der „Hansa“, heißt es in Luftfahrtkreisen.
Eurowings Discover fliegt dieselben Strecken wie Condor
Für die Pläne mit Eurowings Discover ist das ein Rückschlag. Wie schwerwiegend die Folgen sein werden, ist noch nicht abzuschätzen. Die Flugzeuge der neuen Lufthansa-Marke sollen Ziele in der Karibik, in Nordamerika und in Afrika ansteuern. Das sind Ziele, die auch Condor anfliegt.
Die erfahrene Ferienfluggesellschaft arbeitet seit Jahren eng mit Reiseveranstaltern zusammen. Diese haben bisher gerne auf die Dienste von Condor zurückgegriffen. Die Airline genießt nicht nur einen guten Ruf. Reiseveranstalter wie etwa DER Touristik oder Schauinsland wollen auch nicht zu sehr von der großen Lufthansa abhängig sein.
Lufthansa befördert zwar ebenfalls Pauschaltouristen. Doch eine so enge Beziehung zu Reiseveranstaltern wie Condor hat die Airline-Gruppe historisch bedingt nicht. Das könnte sich als Nachteil erweisen. Vor allem dann, wenn im Sommer der Luftverkehr nur langsam wieder anzieht – und um jeden Fluggast gekämpft wird. Das könnte einen neuen Preiswettbewerb auslösen.
In der Luftfahrt wird allgemein davon ausgegangen, dass Privatreisende nach der Pandemie als Erstes wieder in die Flugzeuge steigen werden. Wie schnell und ob überhaupt das alte Nachfrageniveau bei Geschäftsreisen wieder erreicht werden wird, ist hingegen unklar.
Lufthansa hängt mit den Premiummarken Lufthansa, Swiss und Austrian stark am Premiumverkehr. Zwar wurde die Expansion in das Ferienfluggeschäft unter dem Projektnamen „Ocean“ bereits vor Corona beschlossen, da dieses Segment schon zuvor stärker wuchs als das der Geschäftskunden. Doch die Pandemie hat den Druck erhöht, das Privatreise-Geschäft auszubauen. Nur so können die hohe Verschuldung und die Staatshilfen möglichst schnell abgebaut werden.
Wer in dem Streit rein juristisch recht hat, ist schwer zu beantworten. Condor hat wegen des Vorwurfs des Marktmissbrauchs auch das Bundeskartellamt eingeschaltet, das sich bisher aber noch nicht geäußert hat.
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