Tupperware feiert sich selbst Die größte Tupperparty der Welt

Getuppert wird in vielen Familien oft schon seit Generationen.
Barcelona Sie sind herausgeputzt wie Hollywood-Diven. In glitzernden Ballkleidern posieren die weltbesten Vertriebsdamen von Tupperware auf dem roten Teppich. Das Make-up ist perfekt, schließlich macht das Plastikschüssel-Imperium ein Drittel seines Umsatzes inzwischen mit Kosmetik. Die Tupperfrauen aus Indonesien erscheinen im rot-blauen Partnerlook mit ihren Männern – alles extra für den Anlass geschneidert. Getoppt werden sie nur noch von den Koreanerinnen in ihrer knallbunten Nationaltracht mit ausladenden Röcken. Heute ist „Recognition Gala“, die Oscar-Nacht bei Tupperware. Jede hofft auf eine Trophäe.
Im Luxushotel Arts in Barcelona – direkt am Strand beim bronzenen Walfisch - verwöhnt Tupperware für vier Tage seine 250 fleißigsten Vertriebsleute samt Partner. Etliche von ihnen haben zum ersten Mal im Leben ein Flugzeug bestiegen. Das Direktvertriebsunternehmen aus Orlando/Florida verwöhnt die besten seiner selbstständigen Verkäufer nicht ohne Grund. Denn ohne Vertriebler kein Umsatz. Mehr als drei Millionen sogenannte Partymanager – fast ausschließlich Frauen – verkaufen Plastikbehälter, Häcksler und Pfannen in 85 Ländern.
Alle 1,2 Sekunden beginnt irgendwo auf der Welt eine der legendären „Tupperpartys“ - Markenzeichen der Firma seit 1951. Jede Partymanagerin darf 24 Prozent vom Umsatz behalten, im Schnitt kommen zwischen Couch und Küchentisch jedes Mal 400 Euro zusammen. Wer Kollegen anwirbt, kann sich hocharbeiten und an deren Partys mitverdienen. Ganz oben in der Hierarchie der freien Vertriebler thronen die Bezirkshändler – in Deutschland gibt es 120 davon.
Die Top-Vertriebler aus Deutschland sitzen mitten im bunten Treiben zusammen an einem runden Tisch. Darunter Monika Stumpf, Bezirkshändlerin aus Koblenz. Auch sie ist selbstständig und leitet mehr als 400 Partymanager. „Ich tuppere seit 37 Jahren“, erzählt sie stolz. Und offenbar so erfolgreich, dass ihr Mann vor 25 Jahren seinen Beruf als Bauingenieur aufgab, um seine Frau in Vertrieb und Logistik zu unterstützen. Anfangs hatte sein Ego daran zu knabbern, gibt er zu. „Vorher war ich der Chef, jetzt ist es meine Frau“, sagt er augenzwinkernd.
Tupperware ist aber längst nicht mehr reine Frauensache. Daniel Schwandt, gerade mal 31 Jahre jung, ist der erfolgreichste Bezirkshändler in Deutschland – und zugleich der erste Mann in dieser Position. Er führt die Tupperware-Vertretung in Ulm quasi in dritter Generation. Seine Oma wurde vom „Tuppervirus“ infiziert, als der Opa Mitte der 60er-Jahre von einem Amerikaner eine Tupperdose geschenkt bekam.