Überlastete Autobahnen 25 Milliarden Euro Schaden durch Staus

Fahrzeuge stehen am in Hamburg auf der Autobahn 7 vor dem Autobahndreieck Hamburg-Nordwest in Richtung Norden im Stau.
Düsseldorf Jedes Jahr zur Sommerzeit kommt das Thema Stau ganz groß raus. Der Verkehrsforscher Michael Schreckenberg von der Universität Duisburg/Essen hat ausgerechnet, dass die Deutschen pro Jahr 535.000 Jahre im Stau stehen. Umgerechnet seien das zehn Minuten pro Tag, für jeden Deutschen, vom Baby bis zum Greis. Entwarnung ist allerdings nicht in Sicht, sagt Schreckenberg. Auf deutschen Autobahnen wird es noch schlimmer, prophezeit der Physiker.
Zurzeit ist er ein gefragter Mann, denn am kommenden Wochenende starten die Ferien in vielen Bundesländern. Doch der Urlaubsverkehr ist gar nicht so sehr das Problem, allenfalls die Baustellen, Brücken- und Vollsperrungen, die gern in der Ferienzeit auf die Autofahrer zukommen. Während der Pkw-Verkehr stagniere, nimmt der Güterverkehr um 2,5 Prozent pro Jahr zu, hat der Wissenschaftler errechnet.
Das hat Folgen: Ein Lastwagen führt zu ebenso viel Abnutzung der Straßen wie 60.000 Pkw. Als Transitland sei Deutschland besonders von dem Anschwellen des internationalen Güterverkehrs betroffen. Auch die Fernbusse, die zu unschlagbaren Preisen durch Deutschland fahren, machten es nicht besser. Dabei ist das Auto bei jüngeren Menschen schon längst nicht mehr so ein Statussymbol, aber der öffentliche Personenverkehr ist auch nicht wirklich sexy. „Die jungen Leute müsste man besser an den öffentlichen Verkehr binden“, sagt Schreckenberg.
Mehrfach hat Schreckenberg bereits vorgerechnet, dass vier Kilometer Stau für drei Stunden auf einer zweispurigen Autobahn rund 2800 Stunden und 100.000 Euro kosten. Als Verlust pro Stunde veranschlagt der Verkehrsforscher bei einem Logistikunternehmen rund 35 Euro. Doch Besserung sei nicht in Sicht: Erstens, weil die bestehende Infrastruktur nicht deutlich verbessert würde, zweitens viele Unternehmen, unter anderem auch die Bahn weiter vehement auf Autobahn statt Schiene oder Wasser setzen. „Die Unternehmen verursachen den Schaden unter dem sie selbst leiden.“
Als besonders prekär schätzt Schreckenberg die Lage auf einigen Strecken in NRW ein. Der Güterumschlag im Hafen vom belgischen Antwerpen werde nach seinen Berechnungen um 50 Prozent zunehmen. Es gebe aber keine gute Anbindung Antwerpens ans Schienennetz nach Deutschland, deshalb „ rechne ich mit 100 Prozent Zuwachs bei den Lkw auf den relevanten Strecken bis 2030“.
Und dann ärgert sich Schreckenberg vor allem als Wissenschaftler darüber, „dass die Daten von der Lkw-Maut komplett vernichtet würden, ohne dass da überhaupt mal ein Wissenschaftler draufgeguckt hätte“.
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