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Unister-Prozess Was wusste Wilfried S.?

Venedig, ein angeblicher Diamantenhändler und ein Koffer voll Bargeld: Kurz vor seinem Tod fiel Unister-Chef Wagner wohl einem Betrug zum Opfer. Der Mann, der den Deal eingefädelt haben soll, steht nun vor Gericht.
07.03.2017 - 16:42 Uhr Kommentieren
In der Lagunenstadt soll Unister-Gründer Thomas Wagner einem Betrug zum Opfer gefallen sein. Quelle: dpa
Venedig

In der Lagunenstadt soll Unister-Gründer Thomas Wagner einem Betrug zum Opfer gefallen sein.

(Foto: dpa)

Leipzig Sicher sei ihr die Sache seltsam vorgekommen, sagt Susanne R.. „Ich habe immer wieder gesagt: Das geht doch in die Hose.“ Trotzdem hat sie 100.000 Euro von ihrem Konto abgehoben, den Nachlass ihrer Schwiegermutter, und ist damit nach Slowenien gefahren. Auf dem Parkplatz eines Hotels bei Ljubljana sollte sie das Geld an einen angeblichen Diamantenhändler übergeben. Dieser, sagt R., habe ihr im Gegenzug einen Kredit von einer Million Euro versprochen – aber nie gezahlt.

Ein klassischer „Rip“-Deal, sagt die Staatsanwaltschaft. So nennen Kriminologen einen „Vorauszahlungsbetrug“. Nach Angaben der Behörden häufen sich die Fälle in Deutschland. Der prominenteste ist im Sommer 2016 ans Licht gekommen, als die Unister-Gründer Thomas Wagner und Oliver Schilling auf dem Rückweg von Venedig mit dem Flugzeug über Slowenien abstürzten. Sie waren nach Italien geflogen, um den gleichen Deal abzuschließen wie Frau R. – nur hatten sie 1,5 Millionen Euro im Gepäck.

Eingefädelt haben soll den Deal in beiden Fällen Wilfried S. aus Unna. Er sitzt seit jenem Sommer in Untersuchungshaft und seit heute auf der Anklagebank am Landgericht in Leipzig.

Zunächst wird die Zeugin Susanne R. vernommen. Die Zeugen zum Fall Unister sollen am nächsten Tag folgen. Wilfried S. wolle sich vorerst nicht zu dem Fall äußern, sagt sein Anwalt. S. schwitzt. Immer wieder wischt er sich den Schweiß von der Stirn. Hin und wieder schüttelt er den Kopf, während Susanne R. ihre Geschichte erzählt. 

Es fällt schwer zu glauben, was der Mitfünfzigerin, einer Architektin aus Menden im Sauerland, passiert sein soll. Noch schwerer fällt es, zu glauben, wie sich Thomas Wagner, einst Herr über ein Reise-Imperium mit über 1000 Mitarbeitern, auf so eine Geschichte eingelassen haben soll. 

Sie habe finanzielle Probleme gehabt, erzählt R. Ihr Bauprojekt, ein Seniorenheim in Berlin, war ins Stocken geraten. 700.000 Euro habe sie dort hineingesteckt, eine halbe Million habe zur Fertigstellung gefehlt. Die Banken hätten ihr kein Geld geben wollen. Sie habe überall herumgefragt. Ein Bekannter habe sie an Wilfried S. verwiesen, der ihr wiederum von Levi W. erzählt habe, einem Diamantenhändler aus Israel. 

Er kenne Levi W. seit 18 Jahren, habe schon mehrere Geschäfte erfolgreich mit ihm abgewickelt. Das habe Wilfried S. immer wieder betont, sagt Susanne R.. Immer dann, wenn sie misstrauisch wurde, habe S. sie beruhigt: Er kenne auch die Enkelkinder von Levi W., die Frauen seien befreundet. Details besprachen die beiden nur am Telefon, den Kreditvertrag schickte S. ihr per Mail. Auch mit Levi W. habe sie regelmäßig telefoniert, sagt Susanne S.. „Schatz“, habe er sie dabei immer genannt. 

Ein Koffer, ein Kreditvertrag und ein israelischer Pass
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