Urteil in London Eine verlorene Schlacht für Uber

Im Streit um die Lizenz des US-Unternehmens zeichnet sich eine Lösung ab.
London „Ohne uns funktioniert hier in London gar nichts“, sagt Ransheed, der Uber-Fahrer, der mich in der Nacht nach Hause fährt. Er überholt einen Bus, zwängt sich vor ihm wieder in den stockenden Verkehr und beobachtet mit Argusaugen, wie ein offensichtlich angetrunkener Fahrradfahrer zwischen zwei Fahrspuren rechts von uns in Schlangenlinien vorwärtszuckelt.
Ransheed kann sich bei seiner Einschätzung auf beeindruckende Zahlen berufen: Angeblich fahren 40.000 Menschen wie er Tag und Nacht als Uber-Fahrer durch Großbritanniens Hauptstadt, mehr als drei Millionen Menschen sollen ihre Dienste in Anspruch nehmen - oder haben es in den vergangenen drei Monaten mindestens einmal getan.
Doch nicht jeder Uber-Fahrer ist mit seinem Job bei dem US-Unternehmen so zufrieden wie Ransheed, der sich nicht darüber beschwert, dass er sieben Tage die Woche mehr als zehn Stunden am Stück Kunden durch die Metropole chauffiert – und das ohne Sozialleistungen. Yaseen Aslam und James Farrer, zwei andere Uber-Fahrer aus London, hatten vor dem Arbeitsgericht geklagt. Sie forderten von Uber einen Mindestlohn und bezahlten Urlaub, so wie es das britische Arbeitsrecht für reguläre Angestelltenverhältnisse vorsieht.
Das kalifornische Start-up hatte sich gegen die Klage gewehrt: Die Fahrer seien unabhängige Auftragnehmer, die ihre „wertgeschätzte persönliche Flexibilität“ einbüßen würden, sollte die Klage Erfolg haben. Die zuständige Richterin des Arbeitsberufungsgerichts sah das anders. Am Freitag fällte sie eine Entscheidung zugunsten der beiden Kläger. Das Unternehmen legte gegen das Urteil umgehend erneut Berufung ein.
Aber dieser Prozess ist nicht der einzige des Fahrdienstanbieters – und vermutlich auch nicht der wichtigste. Ende September war die Lizenz für Uber in London ausgelaufen. Und zur Überraschung vieler Londoner hatte sich die für die Lizenzvergabe zuständige Stelle, die Gesellschaft Transport for London (TfL), gegen eine Verlängerung ausgesprochen.
Uber sei kein Unternehmen, das „angemessen und in der Lage sei”, in London seine Dienste anzubieten, hieß es zur Begründung. Das Vorgehen von Uber könne Folgen für die „Sicherheit der Öffentlichkeit“ haben. Die Kritik bezog sich auf Vorwürfe gegen Uber, dass man die Fahrer nicht ausreichend auf ihre Eignung überprüfe und Gesetzesverstöße der Fahrer nicht melde. Zuvor waren Fälle bekannt geworden, in denen Uber-Fahrer Kunden sexuell belästigt hatten, aber weiterhin für Uber arbeiten durften.
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